4 Nachbehandlung von Negativen
4.1 Entfernen von Kalkflecken und Kalkschlieren
4.2 Säubern von trockenen Negativen und Diapositiven
4.3 Abschwächen von zu dichten, überbelichteten Negativen
4.4 Umentwickeln von zu harten Negativen
4.5 Verstärken von zu dünnen und flauen Negativen
TERRY SCHAEVEN
Stand 04/2008
4 Nachbehandlung von Negativen
Mit dem Wässern und Trocknen ist der Negativprozess normalerweise beendet. Nur in besonderen Fällen sind danach noch Sonderbehandlungen erforderlich. Insbesondere dann, wenn die vorliegenden Ergebnisse nicht den Anforderungen entsprechen, die an ein gutes Negativ gestellt werden.
So können wir z.B. Dichte und Gradation verändern, sowie Schleier, Schlieren und Flecke entfernen. Ferner ist es nach dem Trocknen möglich, Negative durch manuelle Retuschen zu verbessern.
4.1 Entfernen von Kalkflecken und Kalkschlieren
Kalkflecken auf den getrockneten Filmen sind Rückstände, die von Wassertropfen herrühren. Um sie zu vermeiden, sind alle Wassertropfen auf der Oberfläche der Aufnahmematerialien vor dem Trocknen zu entfernen.
Wie dies geschieht und wie man sie vermeidet, ist im Kapitel 3.6.1 beschrieben. Sind jedoch solche Kalkflecke vorhanden, dann können wir diese verhältnismäßig leicht mit einem in 5 bis 10%iger Essigsäure angefeuchteten Fensterleder abwischen. Das Polieren der Filmrückseite mit einem trockenen Leinenläppchen oder mit einem Antistatiktuch ist nicht zu empfehlen, weil es nicht so wirksam ist und Verschrammungen bewirken kann.
4.2 Säubern von trockenen Negativen und Diapositiven
Locker sitzende Staubteilchen und Fuseln werden am besten mit Druckluft aus den im Handel erhältlichen lösungsmittelfreien Druckluftspraydosen abgeblasen oder mit einem Antistatiktuch abgewischt. Dadurch wird gleichzeitig eine elektrostatische Aufladung verhindert, durch die erneut solche Teilchen angezogen würden. Schmutz, festsitzender Staub und Fettspuren lassen sich von den trockenen Filmen mit Hilfe eines in Tetrachlorkohlenstoff getauchten, sauberen weichen Leinenlappens entfernen. Tetrachlorkohlenstoff lässt die Gelatineschicht nicht aufquellen, so dass diese hart und widerstandsfähig gegen Verkratzungen bleibt. Es muss darauf hingewiesen werden, dass Tetrachlorkohlenstoff ein Gift ist und zu den gesundheitsschädlichen Lösungsmitteln zählt!
Eine andere Möglichkeit ist die, den Film nochmals in Wasser einzuweichen und dann nach einigen Minuten zu versuchen mit einem sauberen Fensterleder die Partikel vorsichtig abzuwischen.
4.3 Abschwächen von zu dichten, überbelichteten Negativen
Werden überbelichtete Negativmaterialien entwickelt, dann entstehen sehr dichte Negative, die auch in den tiefsten Schatten einen Grauschleier zeigen, während sich die Lichter durch Überstrahlungserscheinungen nicht voneinander abheben. Diesen Grauschleier können wir, wenn er nicht zu stark ist, durch (ganz vorsichtiges!) Abschwächen mit Farmerschem Abschwächer entfernen. Der Farmersche Abschwächer wird konfektioniert geliefert, er kann jedoch auch nach Rezept angesetzt werden.
Lösung A
Kaliumhexacyanoferrat (III) |
20 g |
Wasser auf |
250 ml |
Lösung B
Natriumthiosulfat krist. |
240 g |
Wasser auf |
1 Liter |
Zum Gebrauch werden 30ml Lösung A mit 120ml Lösung B und 850 ml Wasser gemischt. Diese Gebrauchslösung ist nur etwa 20 min haltbar. Die beiden Einzellösungen haben eine praktisch unbegrenzte Haltbarkeit. Vor dem Eintauchen in den Abschwächer sind die Negative mindestens 10 Minuten in Wasser einzuweichen.
Es wird stets nach Sicht abgeschwächt. Ist der gewünschte Effekt erreicht, dann muss schnell abgespült werden, damit der Abschwächer nicht nachwirken kann. Die abgeschwächten Materialien sind anschließend 5 Minuten zu fixieren und mindestens 20 min fließend zu wässern, bevor sie getrocknet werden.
Mit dieser Methode ist auch ein partielles Abschwächen möglich, jedoch lässt sich hierbei bei Klein- und auch bei Mittelformatnegativen meist keine erforderliche Genauigkeit erzielen. Beim partiellen Abschwächen werden die abzuschwächenden Stellen des Negativs mit ein getränkten Wattebausch behandelt.
Außer dem Farmerschen Abschwächer gibt es noch zahlreiche weitere Abschwächer, die sehr unterschiedlich arbeiten.
Der Kaliumpermanganatabschwächer verringert alle Schwärzungen gleich stark, verändert also nur die Dichte des Negativs, nicht aber seine Gradation. Er ist wie folgt anzusetzen:
Wasser |
1000 ml |
Kaliumpermanganat |
1g |
Schwefelsäure konz. |
5 ml |
Diese Lösung ist zum Gebrauch mit Wasser 1+10 zu verdünnen. Die Materialien müssen vor dem Abschwächen gründlich gewässert werden. Fixiermittelreste in den Gelatineschichten führen zu Fleckenbildung. Nach dem Abschwächen wird die Gelbfärbung der Negative durch eine kurze Nachbehandlung in frischem, saurem Fixierbad beseitigt.
Der Ammoniumperoxodisulfat-Abschwächer greift vor allem die starken Schwärzungen (Lichterpartien) im Negativ an, während die hellen Stellen kaum verändert werden. Auf diese Weise können zu hart geratene Negative nachträglich den richtigen Schwärzungsumfang erhalten.
Wasser destilliert |
100 ml |
Ammoniumperoxodisulfat , rein |
12,5 g (= Ammoniumpersulfat) |
Schwefelsäure konz. |
2-5 Tropfen |
Wasser auf |
500 ml |
Die Negative müssen auch hier sehr gut gewässert sein und dürfen keinerlei Spuren von Fixiermitteln enthalten. Das Ammoniumperoxodisulfat muss frisch sein, sonst arbeitet der Abschwächer nicht einwandfrei. Frisches Peroxodisulfat erkennen wir daran, dass es beim Auflösen knisternde Geräusche abgibt. Bei in RODINAL /R09 entwickelten Negativen kann es zu Problemen mit diesem Abschwächer kommen.
Beim Abschwächen tritt an den dichten Bildteilen eine weiße Trübung auf. Kurz bevor der gewünschte Abschwächungsgrad erreich ist, wird das Negativ schnell aus dem Abschwächer genommen und in eine 10%ige Natriumsulfitlösung getaucht.
Dadurch wird der Abschwächungsvorgang sofort unterbrochen. Nach einer gründlichen Wässerung können die Negative getrocknet werden.
4.4 Umentwickeln von zu harten Negativen
Werden normal belichtete Negativmaterialien irrtümlich überentwickelt, dann entstehen zu dichte und zu harte Negative. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, den Schwärzungsumfang und die Dichte solcher Negative durch eine chemische Nachbehandlung zu verringern, am besten hat sich jedoch die Umentwicklung bewährt.
Die gut gewässerten Negative werden zunächst in einem Bleichbad behandelt, wodurch das Bildsilber wieder in ein lichtempfindliches und entwickelbares Silbersalz umgewandelt wird.
Fertige Bleichbäder sind im Handel für die Farbfilmverarbeitung erhältlich. Sie können aber auch für die S/W-Bleichung wie folgt angesetzt werden:
Bleichbad Rezept 1
Kaliumhexacyanoferrat (III) |
10 g |
Kaliumbromid |
12 g |
Wasser auf |
500 ml |
In diesem Bleichbad wird das Bildsilber wieder in Silberbromid umgewandelt.
Bleichbad Rezept 2
Kupfer(II)-sulfat |
25g |
Natriumchlorid |
25g |
Wasser auf |
500 ml |
In diesem Bleichbad wird das Bildsilber in Silberchlorid umgewandelt.
Alle Bleichbäder haben eine gute Haltbarkeit und können mehrere Wochen aufbewahrt werden. Die Negative bleiben so lange im Bleichbad, bis das gesamte Bildsilber umgewandelt worden ist. Anschließend werden sie gründlich gewässert, bis die Gelbfärbung (Rezept 1) oder die Blaufärbung (Rezept 2) verschwunden ist. Danach wird bei hellem Licht nach Sicht in einem Feinkorn-Ausgleichentwickler wieder entwickelt. Sind die richtige Dichte und die richtige Gradation erreicht, dann wird kurz abgespült und fixiert. Das Fixieren ist wichtig, damit die nicht wieder reduzierten Silbersalze aus der Schicht entfernt werden. Selbstverständlich müssen die umentwickelten Negative nach dem Fixieren gut gewässert und getrocknet werden.
Zur Beurteilung der Negative während der Wiederentwicklung gehört etwas Erfahrung, weil diese beim Durchleuchten dichter aussehen, als sie nach dem Fixieren sind. Wird die Entwicklung zu früh abgebrochen, dann entstehen zu dünne und zu flaue Negative. Wurden die Negative jedoch wieder zu kräftig entwickelt, dann kann die Umentwicklung wiederholt werden.
Bei sehr harten Negativen können wir auf die Wiederentwicklung völlig verzichten. Der gebleichte und gewässerte Film wird bei schwachem Licht getrocknet und kann nun kopiert bzw. vergrößert werden.
Die so entstandenen Positive werden als Holokopien bezeichnet. Sie zeigen eine gute Schattenzeichnung und sind sehr feinkörnig, die Lichterzeichnung ist jedoch relativ flach.
4.5 Verstärken von zu dünnen und flauen Negativen
Werden normal belichtete Negativmaterialien unterentwickelt, dann entstehen sehr dünne Negative, die nur geringe Schwärzungsunterschiede aufweisen. Wir können die Dichte und den Schwärzungsumfang solcher Negative erhöhen, indem wir sie verstärken.
Bei jeder Verstärkung werden an das Bildsilber noch andere Substanzen angelagert, oder das Bildsilber wird durch optisch dichtere Stoffe ersetzt. Das Negativ ist optisch dichter, wenn es anstelle des neutral-grauen Bildsilbers einen braunen oder roten Bildton hat, denn das Positivmaterial ist für diese Farben nicht empfindlich.
Durch die Verstärkung tritt üblicherweise stets eine Kornvergrößerung ein, deshalb sind Kleinbildnegative dafür nur bedingt geeignet.
Nur eine Methode ist ohne nennenswerte Kornvergrößerung möglich, hierbei wird aber proportional die Dichte angehoben und die Schatten werden nur gering verbessert. Diese Methode ist jedoch ideal um den Kontrast anzuheben bei Motiven mit geringem Kontrast.
Praktisch wird bei dieser Methode eine Aufsteilung der Gradation um etwa eine Stufe erreicht, also z.B. ein Negativ mit einem N-1 Kontrastumfang zu einem Negativ mit einem normalen Kontrastumfang angehoben.
Diese Methode ist das Baden des Films in einer 1:2 oder gar 1:1 Mischung aus einem Auswässerungsbeschleuniger wie KODAK Hypo Clearing Agent und Kodak Rapid Selentoner. Nach etwa 10 Minuten Badezeit wird die Dichte in den Lichtern um etwa 15-20 Einheiten angehoben, also z.B. von 110 auf 125-130 und damit der Gammawert aufgesteilt und der Kontrast erhöht. Dies ist die von mir bevorzugte und einfachste Methode um in den Lichtern zu schwache und unterentwickelte Negative zu verstärken bzw. um ein normal entwickeltes Negativ mit einem kontrastarmen Motiv aufzusteilen.
Eine echte Verstärkung ist nur dann zu empfehlen, wenn die Aufnahme nicht wiederholt werden kann.
Dort, wo viel Bildsilber im Negativ vorhanden ist, (in den höchsten Lichtern), kann auch eine große Menge anderer Stoffe angelagert werden. Ist kein Bildsilber vorhanden (in den tiefsten Schatten) kann nichts angelagert werden. Daraus geht hervor, dass die Negative durch eine Verstärkung nicht nur dichter, sondern auch härter werden. Es eignen sich also vor allem zu dünne und zu flaue Negative, wie sie durch normale Belichtung und Unterentwicklung entstehen und kaum Negative die unterbelichtet wurden. Unterbelichtete Negative haben zu wenig Zeichnung in den Schattenpartien und sind deshalb durch Verstärken nicht zu verbessern. Die noch bildwichtigen tiefen Schatten bleiben nach wie vor glasklar. Im Handel werden verschiedene konfektionierte Verstärker angeboten: Kupferverstärker, Chromverstärker, Silberverstärker. Deshalb lohnt sich hier der Selbstansatz kaum. Früher wurden auch Uranverstärker eingesetzt.