Nun kommt der zweite Teil der gesammelten Erfahrungen von Terry Schaeven. Hier werden Wege beschrieben, die es einem interessierten Fotografen erlauben, seine Printerstellung und Bildpräsentation kontinuierlich zu verbessern.
TERRY SCHAEVEN
Stand 04/2008
Analog ausgearbeitete Schwarzweiß-Fotografien repräsentieren heute die professionelle Kunstfotografie. Das Bild ohne Farbe ist Kunst, Kult und Nostalgie zugleich. Sich auf Schwarzweiß zu beschränken, eröffnet die vielfältigsten Ausdrucks- und Gestaltungsmöglichkeiten. Jeder Fotograf steht dabei im Spannungsfeld von klassischer Technik und modernem Material. Wer wirklich gestalten will, der sollte alle Arbeitsmittel und Werkzeuge kennen. Nur dann lassen sich kreative oder technische Schwerpunkte herausarbeiten und der Fotograf kann seine eigene Handschrift entwickeln.
Die nachfolgende Ausarbeitung soll dabei helfen einerseits eine praxisgerechte Ausstattung der Dunkelkammer für den Vergrößerungsprozess zusammenstellen zu können und andererseits die Ausarbeitung von Arbeitskopien und "Feinen Bildern" zu erleichtern und zu ermöglichen. Der Begriff "Fine Art Prints" ist leider inzwischen so verweichlicht worden und findet für fast alle Digital-Aufnahmen Verwendung, dass ich ihn hier nicht mehr gebrauchen will. Der Unterschied zwischen verschiedenen Stufen von Arbeitskopien, die der nicht ambitionierte oder unerfahrene Fotograf als Endkopien betrachtet und "Feinen Bildern" ist sehr oft gering und benötigt eine gehörige Portion handwerkliches Geschick vom Fotografen, um sie zu verwirklichen.
Auch mit den besten Geräten und fachgerechter Verarbeitung ist die Kontrolle der Bildqualität sehr kompliziert. Ich weiß aus Erfahrung, dass es keinen kurzen Weg zum ausdrucksstarken Bild gibt. Die Beachtung der Regeln des technischen Ablaufs sind Grundvoraussetzungen für ein gutes Bild. Trotzdem sollten die technischen Aspekte des Positivprozesses nicht dazu führen, die ästhetischen Komponenten einer Vergrößerung zu erdrücken. Das fertige Bild sollte logisch und komplett sein und in seiner Bildaussage die technischen Aspekte übertreffen.
Oft stellt man fest, dass verschiedene Ausdrucksformen zur Gestaltung eines Bildes möglich sind, um eine bestimmte Aussagekraft zu erzielen. Versuche und Erfahrung sind notwendig, um solche Entscheidungskriterien zu treffen und ich empfehle jedem, diesen Lernprozess mit Geduld anzugehen.
Bei der Erstellung einer Vergrößerung versuchen wir expressives Leben dem Bild einzuhauchen und dies führt zu nicht greif- und messbaren Nuancen der Ausdruckskraft.
Gute Fotografien sind letztlich eine visualisierte Sprache. Sie können unsere tiefsten Emotionen berühren und stimulieren und Stimmungen von lyrisch beschwingt bis düster und trübe hervorrufen. Ausdrucksstärke und Substanz im Bild sind das, um was wir uns bei der Ausarbeitung bemühen sollten.
Unser „Feines Bild“, ist nie für uns alleine bestimmt. Es sollte der Kommunikation mit möglichst vielen Betrachtern dienen.
Deshalb sollte man vor der Erstellung einer Vergrößerung sorgfältig prüfen, ob es sich lohnt, von den vorliegenden Negativen eine Vergrößerung zu machen. Gerade Kleinbildfotografen sollten aus den 36 Aufnahmen Ihres Kontaktabzuges sorgfältig die Fotos auswählen, wo eventuell ein ausdrucksstarkes Bild mit zu erzielen ist. Gerade bei Kleinbildaufnahmen sollte dann zunächst eine 13x18 Vergrößerung erstellt werden, um noch genauer beurteilen zu können, ob es sich lohnt, hiervon ein "Feines Bild" zu erstellen.
Grundsätzlich sollte man bei der Auswahl der Negative erwägen, ob das fertige Bild wirklich für den Betrachter Substanz und Ausdruckstärke zeigen wird. Ich habe in meinem Archiv etwa 18.000 Negative, von denen ich nur etwa 10% vergrößert habe. Das heißt nicht, dass die restlichen 90% schlechte Aufnahmen sind. Aber man sollte, um nicht seine ganze Zeit in der Dunkelkammer verbringen zu müssen, zunächst nur die Aufnahmen vergrößern, die das größte Potential haben.