Fotopapier-FAQ - Teil 1

Wollsteins Fotopapier-FAQ - Teil 1


Thomas Wollstein
März 2004


Ich glaube, es war eine gute Idee, Sie, liebe Leserinnen und Leser, um Mitarbeit bei dieser Kolumne zu bitten. Sie haben mir eine Menge Fragen vorgegeben, auf die ich allein nie gekommen wäre. Daher möchte an dieser Stelle allen Leuten danken, die Fragen zu dieser Kolumne beigetragen haben. Als Ergebnis möchte ich Ihnen nicht einen, sondern zwei Beiträge vorlegen, von denen ich hoffe, dass es mir darin gelungen ist, Ihre Fragen in einer Weise zu beantworten, die Sie zufrieden stellt.

Ich konnte nicht alle Fragen erschöpfend beantworten. Zum Teil liegt das daran, dass es (z.B. in Fragen des Geschmacks) keine allgemeingültige Antwort gibt, zum anderen an Wissenslücken, die ich bis heute nicht schließen konnte. Aber sehen wir es locker: Ich will Sie ja auch nicht erschöpfen, sondern erfreuen.Ich konnte auch nicht alle Fragen in einem einzigen FAQ beantworten. Dazu waren es einfach zu viele, und ich habe zu wenig Zeit, jeden Monat so viel zu recherchieren und zu schreiben. In diesem ersten Teil werden Sie daher zunächst Fragen zu folgenden Punkten finden:

  • Allgemeines
  • Nassverarbeitung bis einschließlich Wässerung
  • Papierkennwerte wie Bildton, Maximaldichte usw.
  • Selentonung


Dem zweiten Teil des FAQ bleiben folgende Schwerpunkte vorbehalten :

  • Gealtertes Papier
  • Trocknung
  • Konservierung


Wie faltet man die schwarzen Tüten um das Fotopapier so, dass man den Packen wieder ohne Gewalt in die Schachtel bekommt?

Stichworte:

  • Handhabung

Auf die Frage habe ich gewartet! Ich kann Ihnen zwei pragmatische Lösungen anbieten, die beide keine Ausbildung in Origami, der japanischen Kunst der Papierfalterei voraussetzen:

Lösung 1: Ecken der Pappschachteln mit Klebeband verstärken. Damit bekommt man zwar das Papier auch nicht gewaltlos in die Schachtel, aber wenigstens bleibt die Schachtel heil. Schäden am Papier habe ich mir auf diese Weise noch nicht eingehandelt.

Lösung 2: Sie werfen leere Schachteln nicht weg und nehmen einfach die nächstgrößere Schachtelgröße, d.h. 20x25 für Papier 18x24 usw.

Wie sieht es mit der Papierempfindlichkeit aus: Wie wird sie angegeben und was besagt sie?

Stichworte:

  • Papierempfindlichkeit
  • ISO P-Wert
  • Mitteltöne


Auch für die Papierempfindlichkeit gibt es eine genormte Angabe, den so genannten ISO P-Wert, den Sie in den „Begleitpapieren“ des Papiers finden. Dass er nicht so gehandelt wird wie die Filmempfindlichkeit, liegt daran, dass seine Bedeutung nur im Vergleich von Papieren zum Tragen kommt, nicht aber, wenn Sie einfach vergrößern.

Wenn ich zwei Papiere habe, von denen eines als ISO P100, eines als ISO P200 angegeben ist, weiß ich, dass dasjenige mit ISO P200 doppelt so empfindlich ist.

Aufpassen muss man allerdings in folgendem Punkt: Bei Filmen ist die Empfindlichkeit auf die Schattendichten bezogen, da der Kontrast durch die Entwicklung angepasst wird (s. Frage zur Entwicklungszeit von Papieren). Bei Papieren ist die Empfindlichkeit aber auf einen Mittelton (D = 0,6) bezogen. Das muss man im Kopf haben, wenn man bei Kontrastwandelpapieren Gebrauch von der Tatsache machen möchte, dass – so formuliert es der Hersteller meist – alle Gradationen außer 4 und 5 gleich empfindlich sind:

Bei einem Gradationswechsel bleiben die Mitteltöne konstant, die Schatten und die Lichter werden bei härterem Papier auseinander getrieben, bei weicherem zusammengezogen.

Welche Papierstärke ist sinnvoll?

Stichworte:

  • Papierstärken
  • Handhabung
  • Beschädigungen
  • Planlage


Das kommt natürlich darauf an, was Sie mit dem Bild vorhaben. Wollen Sie das Bild aufziehen und rahmen, ist die Papierstärke für das Endprodukt ziemlich unerheblich.

Die Vorteile dünnen Papiers sind schnell aufgezählt:

+ geringeres Gewicht
+ weniger Chemikalienverschleppung
+ kürzere Trockenzeit

Dem stehen allerdings auch Nachteile gegenüber:

- Das nasse Papier hat überhaupt kein „Rückgrat“ und ist extrem reiß- und knickanfällig. Während normal dickes nasses Papier noch ein bisschen Reststeife aufweist, ist dünnes Papier wirklich nur ein nasser Lappen und daher bei der Verarbeitung sehr gefährdet.

- Luftgetrocknetes dünnes Papier ist meist so wellig, dass einem die Tränen kommen.

Das gilt im Wesentlichen nur für Barytpapier. Die PE-Papiere, die ich bisher in den Fingern hatte, würden alle als hinreichend „dick“ und stabil gelten.

Fangen wir bei den dicken Papieren mit den Nachteilen an:

- Sie sind schwer. Das merken Sie insbesondere beim Einkaufen und Lagern.
- Sie sind teilweise recht bockig. Leichtgewichte unter den Vergrößerungsrahmen werde manchmal nicht mit ihnen fertig. 
- Sie sind - wie ein bekanntes Küchentuch - dick & durstig. D.h. der Entwickler schwindet im Zuge einer Duka-Sitzung merklich dahin, was bedeutet, dass mehr von ihm in nachfolgende Bäder verschleppt wird. Bei dickem Barytpapier ist also ein saures Stoppbad angeraten. 
- Sie trocknen langsamer als dünne Papiere.

Vorteilhaft ist aber:

+ Dickes Papier hat – in Umkehrung der Nachteile dünner Papiere - mehr „Rückgrat“, wird also bei der Verarbeitung nicht so leicht beschädigt. 
+ Es ist nach einer Lufttrocknung längst nicht so wellig wie dünnes Papier, und die vorhandenen Wellen lassen sich oft durch Pressung in einem Buch beseitigen. 
+ Wenn Sie aber ein dickes Papier glatt getrocknet haben, dann hat es auch „Stehvermögen“, und sie brauchen es nicht aufzuziehen, sondern können es „einfach so“ rahmen. 
+ Es wirkt „wertiger“. Schlabberig dünne Bilder, die aussehen wie auf Schreibmaschinenpapier gedruckt, machen einen minderwertigen Eindruck.

Früher war eine Klassifizierung der Papiere als „papierstark“, „halbkartonstark“, „kartonstark“ und „doppelkartonstark“ üblich. Heute ist diese Einordnung nicht mehr sehr üblich. Bei dem von mir recht häufig verwendeten Forte Polywarmtone Plus FB steht drauf, dass der Träger als „Museum-Schwerkarton“ gilt. Trotzdem ist das ebenfalls in meinem Portfolio häufige MACO EXPO RN schwerer.

Fast alle Barytpapiere, die Sie heute im Laden kaufen, sind in etwa mindestens „kartonstark“ und hinreichend steif. Die wirklich dünnen Papiere sind die Ausnahme. Ausnahmen sind Spezialpapiere. Bei PE stellt sich das Problem nicht in dem Maße, s.o.

Fazit: Auf diese Frage bekommen Sie eine wischi-waschi-Antwort. Die üblichen Papierstärken sind von der Handhabung her durchaus in Ordnung. Besonders dünnes Papier zu kaufen macht m.E. nur dann Sinn, wenn es als Spezialpapier nur in dieser Stärke verfügbar ist, hat aber sonst eher Nachteile.

Welches Dukalicht ist für Kontrastwandelpapiere geeignet?
Ist dieses Licht für Kontrastwandelpapiere aller Hersteller geeignet? 
Ich glaube, die Hersteller empfehlen von Rot über Braun und Grün fast alles.


Stichworte:

  • Rotlicht
  • Kontrastwandelpapier


Stimmt. Aber eine Regel gibt es doch: Wenn man einmal von Spezialitäten wie panchromatischem Papier (zum Vergrößern von Farbnegativen auf SW) absieht, ist jedes Fotopapier rotblind. Rotes Dukalicht ist also immer OK.

Grünes ist bei kontrastvariablem Papier nicht OK. Kontrastwandelpapier hat mehrere Emulsionen, manchmal wirklich einzelne, getrennte Schichten, manchmal einen Mischmasch von bis zu drei Emulsionskomponenten in einer einzigen Schicht. Um die Emulsionskomponenten - hart und weich - trennscharf ansprechen zu können, wird folgender Weg gegangen: Man macht die harte Emulsion für Licht einer Farbe empfindlich, das die weiche Emulsion nicht sieht, und umgekehrt. Rot wird dabei nicht benutzt, wohl aber grün. Aus diesem Grund sind Kontrastwandelpapiere für grünes Licht wesentlich empfindlicher als Festgradationspapiere, und die beliebten gelbgrünen Dukalampen taugen hier nichts. (Dass grünliches Licht so beliebt ist, liegt vermutlich daran, dass unser Auge im grünen Spektralbereich am empfindlichsten ist, was bedeutet, dass man mit weniger Licht mehr sieht als bei anderen Farben.)

Da alle Papierhersteller mit Wasser kochen, will sagen: dieselbe Physik nutzen, lässt sich eine Lampe mit dem Filter Ilford 902 oder dem gleichwertigen Kodak-Filter OC in der Regel auch für alle Konkurrenzprodukte benutzen. Es mag sein, dass das eine Papier gegenüber der einen oder anderen Lampe ein wenig in der Empfindlichkeit variiert, aber nach meinen Erfahrungen nicht wirklich gravierend.

Stimmt mein Eindruck, dass manche Papiere empfindlicher gegen mechanische Einflüsse sind als andere oder handelt es sich hier nur um ein zufälliges Zusammentreffen ungünstiger Umstände? (...)

Stichworte:

  • Mechanische Beschädigung
  • Randzone
  • Fabrikate
  • Umetikettierung
  • Nobelmarken


Bestimmt stimmt Ihr Eindruck. Die Empfindlichkeit der Oberfläche hängt u.a. von der Härtung ab, die der Hersteller der Gelatine angedeihen lässt. Sie hängt allerdings auch von der Behandlung des Papiers bei Ihnen ab. Im Zuge der Verarbeitung quillt die Gelatineschicht des Bildes erheblich auf und wird dabei weicher und verletzlicher. Sie nimmt ein Vielfaches ihres eigenen Gewichts an Wasser auf. Hoch konzentrierte Salzlösungen und stark saure oder alkalische Lösungen führen dazu, dass die Gelatine extrem stark quillt. Eine hohe Temperatur der Verarbeitungslösungen oder der Schlusswässerung bedeutet ebenfalls ein höheres Risiko mechanischer Beschädigungen. Das ist einer der Gründe, warum ich Ihnen empfehle, immer mit großzügigem Rand zu arbeiten. Er dient nicht nur als Greifzone für die Zangen, sondern auch als Schleierkontrolle, bei Barytpapier zum Trocknen (Nassklebeband) und bei PE-Papier als abzuschneidende Sicherheitszone für eindiffundierende Chemie.

Was nun die in der Frage konkret genannten Produkte betrifft: Vieles ist heute nicht mehr das, was auf der Packung steht. Zumindest nicht ursprünglich. Will sagen: Ich weiß es im konkreten Fall nicht, aber ich bin ziemlich sicher, dass Amaloco-Papier nicht von Amaloco hergestellt wird. Es könnte tatsächlich Ilford-Papier sein, und in diesem Fall hätten die unterschiedlichen Reaktionen, die Sie beobachtet haben, andere Gründe. Das können Sie am leichtesten durch eine Mail an Amaloco herausfinden. (Überhaupt bin ich der Meinung, wir Kunden meckern viel zu wenig.)

Das Umetikettieren von Produkten ist übrigens aus meiner Sicht nichts Verwerfliches. Gar zu oft wurde im Hobbylaborforum darüber diskutiert, als handele es sich um Betrug. Wenn überhaupt, dann umSelbstbetrug. Als Kunde kann es mir doch völlig egal sein, ob auf meinem Kentmere-Papier Kentmere oder Tetenal steht, auf meinem Forte-Papier Forte oder Bergger oder auf meinem Agfa-Papier Agfa oder Tura. Die Liste ließe sich fast beliebig erweitern und ist nicht auf die Fotobranche beschränkt. Es sind halt die Produktionsstätten für Fotomaterial aller Art recht teuer, und noch teurer sind die Leute, die drin arbeiten. Daher gibt es nur noch wenige Fabriken, die fast alle Hersteller beliefern.

Es wäre natürlich unangenehm, wenn ich für Papier X als Marke X mehr bezahlen müsste als für Papier X als Marke Y. Andererseits finde ich auch nichts dabei, wenn dasselbe Papier bei unterschiedlichen Anbietern unterschiedliche Preise hat, oder?

Der Aspekt Selbstbetrug kommt dann zum Tragen, wenn ich dem Zauber des schönen Namens verfalle und glaube, dass Nobelmarke X besser ist als Popelmarke Y und dadurch mehr bezahle.

Warum entwickelt man Fotopapier nicht (wie Film), bis das Bild gut aussieht?

Stichworte:

  • Ausentwicklung
  • Maximaldichte
  • Maximalschwärzung


Die Entwicklungsvorgänge bei Film und Fotopapier sind völlig unterschiedlich: Film wird so entwickelt, dass das Fotopapier den Kontrast zwischen der durchsichtigsten und der am wenigsten durchsichtigen Stelle des Negativs noch verkraftet, d.h. wiedergeben kann. Wenn ich ein Negativ so entwickeln würde, dass die dichteste Stelle die höchste mit dem Film mögliche Dichte erreicht, würde vermutlich kein Papier es schaffen, diesen Kontrast zu bewältigen. Ein Negativ wird praktisch nie bis zur maximal möglichen Dichte entwickelt. 

Um nun den Wiedergabebereich des Papiers optimal auszunutzen, muss dazu die dünnste Stelle des Negativs so schwarz wiedergegeben werden wie eben möglich, während die dichteste Stelle des Negativs so weiß wiedergeben wird wie eben möglich. Die Enden der Skala liegen also fest, und beim Papier muss man sich Mühe geben, das schwärzeste mögliche Schwarz zu erzielen. Das aber wird man nur schaffen, indem man ausentwickelt, d.h. so lange entwickelt, bis sich nicht mehr viel am Bild tut. Entwickelt man kürzer, so erreicht man nicht die maximal mögliche Dichte, was bedeutet, dass man nur einen Teil des möglichen Wiedergabebereichs des Papiers ausnutzt.

Der fundamentale Unterschied zwischen Film und Papier besteht also im Wesentlichen darin, dass man beim Film die maximal mögliche Dichte nicht ausnutzt, sondern den Kontrast über die Entwicklungszeit steuert, während beim Papier auf maximale Dichte hin entwickelt wird und der Kontrast eine vom Hersteller vorgegebene Emulsionseigenschaft ist.

Man hätte das vielleicht auch anders hinbekommen können, vielleicht so, dass auch Filme ausentwickelt würden und dann einen festen, zu den Papieren passenden Kontrast hätten. Das wären dann idiotensichere Film/Papier-Kombinationen. Die Idiotensicherheit würde man sich dann allerdings mit einem Verlust an Beeinflussbarkeit, und damit an künstlerischer Freiheit, erkaufen.

Welche Papiere sind wirklich neutralschwarz (meine bevorzugte Sorte) oder warmschwarz?

Stichworte:

  • Bildton
  • Warmtonpapier
  • Kalttonpapier
  • Neutraltonpapier
  • Einfluss des Entwicklers auf Bildton


Da ich als armer Amateur nicht alle Papiere ausprobieren kann, müsste ich hier stapelweise Kataloge auswerten, um Ihnen dann doch nur Second-Hand-Informationen aus Herstellerbewertungen zu vermitteln. Das können Sie sicher selbst.

Im Übrigen ist der Bildton eines Papiers nichts Absolutes. Oriental New Seagull G war ein neutraltoniges Papier. Das neue Oriental New Seagull GF wird von Oriental immer noch als neutraltoniges Papier ausgewiesen, ist aber deutlich gelber als das alte, was aber nur bei Vergleichen Seite an Seite auffällt.

Nun gibt es Kalttonentwickler, Neutraltonentwickler und Warmtonentwickler, die die Papiere entsprechend ihrem Namen beeinflussen sollen. So wird ein Warmtonpapier, das man mit einem Warmtonentwickler verarbeitet natürlich deutlich wärmer aussehen als dasselbe Papier mit einem Kalttonentwickler verarbeitet. Aber ob nun ein Warmtonpapier, entwickelt in Kalttonentwickler kälter ist als ein Kalttonpapier in Warmtonentwickler... Richtig kalte Bildtöne liefert auch Goldtoner, wenn man ihn unverdünnt auf Warmtonpapier loslässt; da kann sich sogar Ilford Cooltone nicht mit vergleichen.

Kurz und gut: Der Bildtöne gibt es nahezu unendlich viele. Sie werden nicht darum herumkommen, sich ein paar Proben zu kaufen und damit zu spielen.

Im Trend gilt: Warmtonpapiere wie Ilford MG IV Warm Tone oder Forte Polywarmtone lassen sich durch Toner und Entwickler viel stärker im Bildton beeinflussen als Kalttonpapiere. Diese letztgenannten verändern ihren Bildton i.Allg. nur sehr widerwillig.

Wie kann man moderne PE-Papiere mit dem Entwickler beinflussen?
Verwandte Frage:
Welche (PE-)Papiere lassen sich mit welchen Entwicklern wie beeinflussen, z.B. wie wirkt Neutol WA auf Kodak Polymax, Ilford MGIV, Agfa MCP, Tura?

Stichworte:

  • Bildton
  • Warmtonpapier
  • Kalttonpapier
  • Neutraltonpapier
  • Einfluss des Entwicklers auf Bildton
  • Korngröße und Bildton


Hinsichtlich ihrer Empfänglichkeit für Bildtonabstimmungen mittels spezieller Warm- oder Kalttonentwickler ist es in aller Regel so, dass neutral- und kalttonige Emulsionen, gleich ob auf PE- oder Barytunterlage, nicht besonders enthusiastisch reagieren. Bei PE-Papieren ist es wohl in der Regel auch so, dass selbst dann, wenn der Hersteller dieselbe Emulsion auf den Baryt- und den PE-Träger gießt (z. B. bei Forte Polywarmtone Plus FB und RC oder MACO Expo RF und MACO Lithpaper RC-F) die Schicht auf dem PE-Träger dünner ist. Das liegt nicht am Geiz der Hersteller, sondern ist eine sich aus der Produktionsweise ergebende Notwendigkeit.

Der Unterschied in den Bildtönen liegt in der Korngröße der Silberteilchen begründet: Feine Körnchen ergeben warme Bilder, grobe Körnchen ergeben kalte. Bei gleicher Masse an Bildsilber haben also die Silberkörnchen in warmtonigen Bildern viel mehr Oberfläche, die von Chemikalien, z.B. Tonern, aber auch aggressiven Umweltchemikalien, angegriffen werden kann. Mehr Angriffsfläche bedeutet auch mehr Einflussmöglichkeit.

Wie lange lässt man Fotopapier abtropfen, bevor man es in die nächste Schale überführt?

Stichworte:

  • Abtropfzeit
  • Verschleppung


Das Problem wird in Haists Modern Photographic Processing im Zusammenhang mit der Zweibadfixage diskutiert. Dort werden zur Verringerung der Verschleppung von Bad 1 nach Bad 2 eine Abtropfzeit von mindestens 5 s, vorzugsweise länger, angeraten. Aus meiner Sicht sind 10 s einerseits nicht zu lang und andererseits hinreichend.

Sie müssen im Übrigen nicht jegliche Verschleppung verhindern. Es macht z.B. nichts, wenn Sie ein bisschen Entwickler ins Stoppbad verschleppen. Das Stoppbad ist im Gegenteil gerade dazu da, diese Reste unwirksam zu machen. Beim Lith-Verfahren z.B., wo man nicht ausentwickelt, ist es unbedingt erforderlich, das Bild ohne jede Pause gleich ins Stoppbad zu schieben, da man sonst den Abbruchpunkt verpasst und die Schatten zulaufen könnten bzw. die Entwicklung ungleichmäßig werden könnte.

Wie lange muss ich Fotopapier fixieren?

Stichworte:

  • Fixierzeit
  • Klärzeitmessung
  • Zweibad-Fixage


Ich mache es mir einfach: Verfahren Sie wie bei Filmen und führen Sie eine Klärzeitmessung durch!

Gut, ich sehe, Sie halten mich jetzt für bekloppt. Klärzeitmessung bei Papier? Geht nicht, da man durch Papier nicht gucken kann. Doch. Geht wirklich. Habe ich jedenfalls gelesen. Fixieren Sie Papierstücke für unterschiedliche Zeiten und notieren Sie auf jedem Stück die Fixierzeit. Natürlich sehen alle weiß aus. Aber jetzt kommt der Trick: Sie können recht einfach feststellen, ob noch Silberhalogenid drin ist, indem Sie das (teil-)fixierte Bild mit einem Tropfen Natriumsulfid-Lösung (z.B. stinkende Schwefeltoner-Lösung) behandeln. Selbst kleine Mengen Silberhalogenid zeigen sich durch eine Braunfärbung. Das Stückchen, welches als erstes keinen gelblich-braunen Fleck mehr aufweist, ist „geklärt“. Multiplizeren Sie diese Zeit mit 2, und Sie haben Ihre Fixierzeit. So einfach ist das.

Im Prinzip.

Bei Film schreibe ich mir seit Jahren die Finger wund mit dem Hinweis, man solle vor jedem Gebrauch des Fixierbades die Klärzeit bestimmen und die Suppe entsorgen, wenn die Klärzeit für eine gegebene Filmsorte doppelt so lang ist wie mit frischem Bad, denn die Klärzeit verändert sich mit jedem behandelten Film. Selbst wenn man nicht vor jedem einzelnen Bild die „Klärzeit“ nach obigem Verfahren bestimmt, sondern nur vor jeder Duka-Session, ist das schon ein unangenehmer Aufwand. Da macht es m.E. mehr Sinn, mit Silberprüfstreifen den Silbergehalt des gebrauchten Bades zu bestimmen und es ab einem bestimmten Grenzwert (s. Tabelle in Fixierbaddas Bad zu verwerfen

Verwenden Sie das Zweibad-Verfahren (noch so etwas, das ich aus purer Verbohrtheit seit Jahrzehnten predige), so sind Sie fein raus. Wenn Sie den Silbergehalt von Bad 2 regelmäßig messen, werden Sie feststellen, dass es praktisch arbeitslos ist. Wenn mein Bad 1 2 g Silber je Liter Bad enthält, ist Bad 2 noch völlig jungfäulich. Ich kann also ziemlich sicher sein, dass meine Fixage ausreichend ist, da die Bilder offenbar schon nach Bad 1 sehr weitgehend fixiert sind. Wenn Sie also beim Zweibad-Verfahren nach ein Paar, sagen wir: 10, Bildern feststellen, dass Ihr Bad 2 nennenswerte Silbergehalte aufweist, ist die Fixierzeit zu kurz!

Wozu dient Stoppbad beim Verarbeiten von Prints?

Stichworte:

  • Stoppbad
  • Fixierbad
  • Verschleppung

Es erfüllt im Wesentlichen zwei Zwecke: Erstens bricht es die Entwicklung relativ schnell ab und verhindert ein Nachentwickeln zwischen Entwickler und Fixierbad sowie die Ausbildung eines dichroitischen Schleiers im Fixierbad.

Praktisch alle Entwicklersubstanzen arbeiten nur im Alkalischen, d.h. sie stellen, selbst wenn sie „unverbraucht“ vorliegen, im sauren Milieu sofort ihre Tätigkeit ein.

Beim konventionellen Vergrößern (im Unterschied zum Lith-Verfahren) wird das Papier ausentwickelt, d.h. es wird so lange entwickelt, dass sich „nichts mehr tut“, d.h. dass ein paar Sekunden mehr oder weniger auch nichts mehr am Bild ändern würden (s. auch Frage der Entwicklungszeit). Das ist bei Papieren notwendig, weil man nur durch Ausentwickeln auch wirklich die maximal mögliche Dichte und den bestmöglichen Schattenkontrast bekommt. (Ein zu kurz entwickeltes Bild sieht in aller Regel schmutzig und verwaschen aus.) Unter diesem Aspekt wäre ein Stoppbad eigentlich überflüssig, denn wenn das Papier „ausentwickelt“ ist, kann ihm auch in einem Wasserbad zwischen Entwickler und Fixierbad nichts mehr passieren. Das Bisschen verschleppter Entwickler würde sich schnell verbrauchen und verdünnen, und das war’s.

Leider kann es aber im Fixierbad zu einer Nachentwicklung kommen, wenn der pH-Wert noch so hoch ist, dass die Entwicklersubstanz noch aktiv bleiben kann. Dann werden unbelichtete Silberhalogenide gleichzeitig mit der Auflösung durch das Fixierbad durch verschleppten Entwickler entwickelt. Sie führen dann nicht zu einer bildmäßigen Schwärzung, sondern, da die Entwicklung während des Abtransports passiert, zu einem unangenehmen delokalisierten Schleier. Anfällig sind hierfür insbesondere neutrale und alkalische Fixierbäder. Bei solchen sollte man unbedingt ein Stoppbad verwenden.

Sie könnten jetzt auf den Gedanken kommen, dass man doch einfach ein saures Fixierbad benutzen sollte. Welche Vorteile ein neutrales Bad hat, darüber bereite ich derzeit eine Kolumne vor.

Was ist die optimale (oder mach?/bezahlbare) Wässerung?

Stichworte:

  • Wasserverbrauch
  • Energieverbrauch
  • Zeit
  • Kaskadenwässerung

Gegenfrage: von welchem Standpunkt aus betrachtet? Die optimale Wässerung mit dem geringstmöglichen Wasser- und Energieverbrauch ist diestehende Kaskadenwässerung. Bringen Sie das Bild in eine Schale mit so viel Wasser auf Raumtemperatur, wie Sie benötigen, um es gut zu bedecken und schwimmen zu lassen. Lassen Sie es n Minuten unter gelegentlicher Bewegung schwimmen. Dann wechseln Sie das Wasser. Diesen Vorgang wiederholen Sie m Mal. n ist 1 für PE-Papier und 5 für Barytpapier, m = 5 für PE und 10 für Baryt. (Also für PE: 5 Wasserwechsel mit je 1 min Einwirkzeit.)

Dieses Wässerungsverfahren gibt Ihnen Bilder, wie Sie sie besser nicht auswässern können, aber es frisst viel Zeit. (Und nicht einfach Zeit, während der Sie Schlafen gehen können. Sie müssen ja immer mal wieder rühren und Wasser wechseln.)

Daher verweise ich Sie dann doch lieber auf meinen Artikel von Dezember 2000 "Lange Wässern hilft nicht - kurz fixieren hilft!“ bzw. auf einen in Vorbereitung befindlichen Artikel, in dem ich untersuchen möchte, wie sich saures und neutrales Fixierbad hinsichtlich der Auswässerung verhalten.

Muss man dicke Papiere länger wässern?

Stichworte:

• Wässerung
• Papierstärke

Ich hatte oben bereits darauf hingewiesen, dass dickes Papier „durstiger“ ist als dünnes. Dennoch ist mir in der Fachliteratur bisher kein Hinweis untergekommen, dass man dicke Papiere länger oder dünne kürzer wässern sollte. Man würde es intuitiv erwarten, doch ich kann es nicht belegen. Angesichts der Geschichte der Fotografie, in der es einmal ein Expertengremium gab, das Fixierbadreste als die Quelle des Verfalls von Fotos schlechthin ausgemacht hatte, liegt die Vermutung nahe, dass die Wässerungsempfehlungen der Hersteller sämtlich auf der sicheren Seite liegen.

Wie wirken sich die Wässerungstemperatur und -dauer auf den Farbton aus? (kühler/wärmer)

Stichworte:

 • Wässerung
 • Bildton

Streng genommen sollte sie sich nicht auf den Bildton auswirken. Ich meine mich aber zu erinnern, dass z.B. in einem Ilford-Datenblatt zu Barytpapier von einer Beeinflussbarkeit des Bildtons durch die Wässerungsdauer gesprochen wird. Dort hieß es nach meiner Erinnerung, dass langes Wässern den Bildton wärmer mache.

Wie an anderer Stelle erwähnt, hängt der Bildton primär von der Silberteilchengröße ab, und die lässt sich m.W. durch die Wässerung nicht beeinflussen. Was aber passieren kann, ist dass ein evtl. vorhandener optischer Aufheller ausgewaschen wird. Optischer Aufheller auf der anderen Seite (siehe an anderer Stelle in diesem FAQ) lässt das Bildweiß in kühlem Blau erstrahlen. Fällt das weg, könnte ich mir vorstellen, dass der Bildton wärmer erscheint. Ansonsten ist mir nicht klar, wie zu einem Effekt kommen sollte.

Viele Papierhersteller werben mit der besonders hohen Schwärzung, die die Papiere erreichen. Gibt es wirklich Unterschiede, die mit dem Auge wahrnehmbar sind?

Stichworte:

  • Maximaldichte
  • Maximalschwärzung
  • Sichtbarkeit von Dichtedifferenzen
  • Papieroberflächen
  • Optische Aufheller

Ja, die gibt es. Aber: Nein, es ist nicht so, dass nur das Papier mit der höchsten Maximaldichte das beste sein kann.

Die Spanne zwischen Weiß und Schwarz, die ein Papier wiedergeben kann, wird durch die beiden Werte Dmin und Dmax begrenzt.

Dmin ist das weißeste Weiß, und man würde erwarten, dass Papier nicht mehr als 100 % des einfallenden Lichts reflektieren kann. Stimmt auch, aber Papier kann selber „leuchten“, oder genauer: fluoreszieren. M.W. sind praktisch allen heute verfügbaren Papieren optische Aufheller zugesetzt. Das sind Chemikalien, die langwellige ultraviolette (UV) Strahlung – die unsichtbar ist – absorbieren und die aufgenommene Energie als sichtbares bläuliches Licht wieder abgeben. Dadurch kann ein Papier mehr sichtbares Licht abgeben als auftrifft. Das Weiß das Papiers wirkt dadurch „weißer“. Allerdings tritt der Effekt beleuchtungsabhängig auf: Fällt keine UV-Strahlung auf das Papier, so fluoreszieren auch die Aufheller nicht. Das ist z.B. bei ordinärer Glühlampenbeleuchtung weitgehend der Fall. Übermäßig langes Wässern soll auch dazu führen können, dass die Aufheller ausgewaschen werden. 

Die Frage, ob die Wirkung der Aufheller im Laufe der Zeit nachlässt, scheint noch niemand bisher ernsthaft untersucht zu haben, aber ich würde es vermuten. Schließlich handelt es sich bei den Aufhellern um organische Farbstoffe, die ultraviolettes Licht absorbieren. Allerdings muss das nichts Schlimmes heißen. Gutes Papier ist von sich aus schon recht weiß. So lange das Papier nicht vergilbt, macht es nicht viel, wenn die Aufheller an Wirkung verlieren. Das Weiß mag ein bisschen weniger nach „Weißer Riese“ aussehen, aber immer noch weiß.

Aber die Frage galt dem schwärzesten Schwarz, dem Dmax. Dieser Wert hängt sehr stark von der Papieroberfläche ab. Die größten Werte haben glänzende Papiere.

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Warum ist das so? Dazu muss man wissen, wie Papier angeschaut und densitometrisch vermessen wird. Eine Messzelle misst senkrecht zur Papieroberfläche, wie viel Licht vom Papier zurückgeworfen wird, wenn es durch zwei Messlampen unter einem Winkel von 45° beleuchtet wird. (Gezeichnet ist nur das Messlicht von rechts, sonst würde das Bild zu unübersichtlich.) An einer ungeschwärzten Stelle des Papiers trifft das Messlicht den weißen Papierträger, von dem es diffus gestreut wird. Wie viel Licht dann die Messzelle erreicht, hängt davon ab, wie weiß der Träger ist. An einer Stelle, wo die Silberschicht vollständig geschwärzt ist, schluckt nun die aus fein verteilten Silberkörnchen bestehende Bildschicht alles Licht, und es kann nur das Licht zur Messzelle reflektiert werden, das von der Papieroberfläche reflektiert wird. Glänzendes Papier hat eine „spiegelglatte“ Oberfläche, d.h., dass einfallende Lichtstrahlen nach dem Gesetz „Einfallswinkel = Ausfallswinkel“ reflektiert werden. Von dem unter 45° auf die Oberfläche fallenden Licht wird idealerweise nichts zur Messzelle reflektiert. Schwärzer geht’s nicht.

Anders bei mattem Papier. Bei mattem Papier – das ist gerade die Definition von „matt“ – wird Licht nicht scharf und gerichtet reflektiert, sondern diffus. Das bedeutet, dass ein Lichtstrahl, der das Papier an einer Stelle trifft, nicht ausschließlich nach dem oben zitierten Reflexionsgesetz reflektiert wird, sondern bei ideal mattem Papier gleichmäßig in alle Richtungen. „Halbmattes“ Paper ist ein Zwischending. Hier wird der Lichtstrahl zwar noch bevorzugt nach dem Reflexionsgesetzt reflektiert, aber es wird auch viel in die anderen Richtungen gestreut. Bei der Messung einer weißen Stelle passiert im Wesentlichen dasselbe wie bei glänzendem Papier, s.o. Mattes Papier kann also genau so weiß sein wie glänzendes. Aber bei einer schwarzen Stelle merkt man den Unterschied: Jetzt wird nämlich ein nennenswerter Anteil des Messlichts in die Messzelle gestreut. Wenn aber mehr Licht in die Messzelle gestreut wird als bei glänzendem Papier, heißt dass, dass das matte Papier weniger „schwarz“ ist als das glänzende.

Wenn nach dem eingangs Gesagten Dmin und Dmax die Grenzen der auf dem Papier erzeugbaren Tonwerte sind, heißt dies, dass glänzendes Papier immer einen größeren Umfang zwischen diesen Eckwerten wird wiedergeben können als mattes. Macht das das glänzende Papier „besser“? Ansel Adams benutzte immer glänzendes Papier, allerdings – so beeilte er sich zu versichern – nicht, weil er es „besser“ fand, sondern weil er aus „geschmäcklerlischen“ Gründen den maximal möglichen Bereich nutzen wollte.

Er benutzte aus demselben Grund immer neutral schwarzes Papier. Neutral schwarzes Papier schluckt alle Farben, deswegen ist es ja gerade schwarz. Wenn aber ein Papier nicht neutral schwarz ist, wirft es Licht in einer Farbe zurück, z.B. rötliches bei einem warmtonigen Bild, braunes bei einem schwefelgetonten oder bläuliches bei blaugetontem. Damit wird aber mehr Licht zurückgeworfen als bei neutral schwarzem Bildton, und die Spanne wird kleiner.

Nach diesem langen Ausflug in die Densitometrie kehren wir zur Ursprungsfrage zurück: Bringt es ein extrem hoher Dmax? Aus meiner Sicht nicht. Warum nicht? In seinem mittlerweile legendären (und daher nur noch für horrende Preise zu erwerbenden) Buch Controls in Black-and-White Photography legt Richard Henry zwei Dinge dar:

1. Je stärker die Schwärzung, desto größer muss der Schwärzungsunterschied sein, damit man ihn sehen kann.

Klartext: Einen Dichteunterschied zwischen 0,05 und 0,06, also von 0,01 am „weißen“ Ende der Skala, 0,05, 5 Mal so viel am „schwarzen“ Ende der Skala sehen viele, selbst geübte Betrachter nicht oder nur unter sehr günstigen Lichtverhältnissen.

2. Die theoretisch möglichen Maximaldichten werden in normalen Abzügen meist nicht erreicht, da die für die richtige Wiedergabe der Mittel- und Schattentöne nötigen Belichtungen oft nicht ausreichen, um selbst an einer völlig klaren Negativstelle maximales Schwarz zu erzielen.

Henry belegt das durch Messungen an „First Choice Prints“, u.a. von Ansel Adams und Brett Weston, die nach seinen Ergebnissen unter den maximal möglichen Werten blieben.

Was uns zwanglos zur nächsten Frage bringt:

Bei Selentoner wird mit einer Erhöhung der Maximaldichte geworben. Ist das empfehlenswert?

Stichworte:

  • Maximaldichte
  • Schattendifferenzierung
  • Bildton
  • Luftperspektive
  • Goldtoner

Also ich finde Selentoner klasse. Aber nicht weil er die Maximaldichte erhöht, sondern als Toner. Dass eine weitere Erhöhung der Maximaldichte nicht unbegrenzt Sinn macht, ist nach dem zuvor Gesagten klar. Aber das ist auch nicht das Einzige, was Selentoner vollbringt. Er beeinflusst nämlich den Schattenkontrast und den Bildton, und das ist mir wichtiger.

Eine Anhebung des Schattenkontrasts bringt mir genau das, was ich nach dem oben Gesagten brauche, nämlich stärkere Differenzierung in den hohen Dichten, größere Dichteunterschiede bei den hohen Dichten.

Die Veränderung des Bildtons ist unterschiedlich: Bei stark verdünntem Selentoner (1+20 und dünner), nicht zu lange angewendet (2 bis max. 3 min), merkt man meist nicht viel von einem Farbton. Wohl aber bei höheren Konzentrationen (1+9 und höher) und bei längeren Einwirkzeiten (3 min und mehr). Bei dieser Anwendung fängt der Bildton an, nach Warmbraun bis Aubergine umzuschlagen, und – das ist der Effekt, den ich persönlich liebe – beginnend in den Schatten. Sie können in dieser Weise ein Bild in den Schatten rötlich antonen, dann die Tonung abbrechen und es z.B. mit Goldtoner weiter behandeln. Goldtoner führt zu einer Blauverschiebung des Bildtons, bei an sich warmtonigen Papieren mehr als bei neutralen oder kalttonigen. Der Effekt ist ein faszinierender: Die Schatten sind rötlich getont, die Lichter leicht bläulich. Machen Sie das mal mit einem Landschaftsfoto: Landschaftaufnahmen haben es oft an sich, dass der Vordergrund dunkel ist und aufgrund der Luftperspektive die Grauwerte mit zunehmender Entfernung immer heller werden. Wenn Sie die Landschaft mit dem Auge beobachten werden Sie sehen, dass tatsächlich auch die Farben zum Horizont hin immer blauer werden, eine Auswirkung der Streuung des Lichts in der Atmosphäre, eben der so genannten Luftperspektive. Ein so zunächst in Selen, dann in Gold getontes Bild (Umgekehrt klappt es nicht, da das Selen die Wirkung des Goldtoners aufhebt.) wirkt durch Nachbildung des natürlichen visuellen Eindrucks äußerst plastisch.

Ist die Tonung mit Selen gerechtfertigt (Preis/Umweltschutz)?

Stichworte:

  • Wirkung von Selentoner
  • Maximaldichte
  • Schattendifferenzierung
  • Bildton
  • Bildhaltbarkeit
  • Umweltschutz
  • Problemstoffentsorgung


Was heißt schon gerechtfertigt? Die Antwort auf die Frage hängt von Ihrer persönlichen Bewertung ab. Ich kann Ihnen nur ein paar Kriterien liefern, bewerten müssen Sie diese aber selbst.

Fangen wir mit dem Preis an: Selentoner ist nicht extrem teuer. Der Aufwand ist also gering. Was aber ist der Nutzen? Da sind aufzuzählen:

(1) Erhöhung der Maximaldichte (siehe aber auch Ausführungen zu hohen Dichtewerten)
(2) Verbesserung der Bildhaltbarkeit (nur bei Tonung bis zur Bildtonänderung)
(3) Veränderung des Bildtons (siehe auch oben)

Speziell Aspekt (3) ist keiner allgemeinen Bewertung zugänglich. Der eine mag’s und will nicht drauf verzichten, der andere nicht. Wenn man diesen Aspekt nun gegen Preis oder Umweltschutz aufwiegt, kann man auch gleich fragen, ob die ganze Fotografie unter Umweltgesichtspunkten überhaupt vertretbar ist, denn um ein Bild zu erzeugen

  • verbrauchen wir Unmengen an Trinkwasser,
  • verwenden wir teilweise recht problematische Chemikalien (nicht nur Selentoner),
  • verbrauchen wir ein giftiges Schwermetall (Silber ist ein solches!), das wir teilweise freisetzen, usw. usf.

Aber viele andere Hobbies sehen auch nicht besser aus, sei es das Skifahren in den Alpen, das Wandern in der freien Natur, für das manche von uns am Wochenende viel Sprit verfahren, um erst einmal in die Natur zu kommen usw. Also: Die Frage kann ich nicht beantworten. Ich kann Ihnen zum Thema Umweltschutz nur empfehlen

  •  Ihre Abwässer fachgerecht, d.h. per Schadstoffsammlung zu entsorgen, nicht über den Gulli,
  • nur die Chemikalien zu verwenden, von denen Sie sicher sind, dass Sie sie brauchen,
  •  immer auf der Suche nach möglichst unproblematischen Ersatzstoffen zu sein (z.B. Vitamin-C-Entwickler wie beim Papier Agfa Neutol Plus oder Amaloco AM8008 Ecomax statt Hydrochinon-Entwicklern und bei Filmen – leider immer noch mit Resten an problematischeren Stoffen – Xtol und Ilfosol S).

So bleibt das Gewissen wenigstens halbwegs rein (und die Umwelt auch).

Nützlich fände ich eine tabellarische Aufstellung der bei uns erhältlichen Papier (ich rede jetzt mal nur von Baryt), wobei mich speziell interessiert, welche Papiere mit eingelagerten Entwicklern ausgerüstet sind und welche nicht.

Stichworte:

  • Eingelagerter Entwickler
  • Test
  • Lith-Verfahren

Sorry, das sprengt meinen Rahmen. Dazu müsste ich Mails an alle Hersteller loslassen und auswerten.

Ein paar Dinge habe ich im Laufe der Zeit gelesen: So weiß ich z.B. dass Ilford seinen Papieren zur Verbesserung der Haltbarkeit geringe Mengen der Entwicklersubstanz Phenidon zusetzt, und auch Agfa verwendet m.W. solche Zusätze. Von Forte, Oriental und MACO EXPO auf der anderen Seite weiß ich aus meinen Erfahrungen mit dem Lith-Verfahren, dass sie keine Entwicklersubstanzen enthalten.

Sie können aber jedes Papier leicht auf enthaltenen Entwickler testen: Nehmen Sie ein Stück des fraglichen Papiers und setzen Sie es kurz dem Tageslicht aus. Geben Sie dann einen Tropfen Natronlauge darauf. Das Alkali aktiviert die Entwicklersubstanz. Papiere mit eingelagertem Entwickler werden daher sofort einen Fleck bilden.

Mich würde interessieren, wie hoch der Silber Anteil in Baryt und PE ist, und ob man darüber einen Rückschluss auf die Qualität bzw. die max. Schwärzung ziehen kann.

Stichworte:

  • Silbergehalt
  •  Maximalschwärzung
  •  Papierqualität


Nach meiner Kenntnis der Herstellung und Beschichtung von Fotopapier ist selbst dann, wenn für eine Baryt- und eine PE-Papiersorte dieselbe Emulsion verwendet wird, die PE-Emulsion i.d.R. dünner, was bedeutet, dass je Flächeneinheit Papier weniger Silber enthalten ist.

Aber: Richard Henry hat die Fleißarbeit geleistet zu untersuchen, ob der Silbergehalt mit der Maximaldichte korreliert ist. In seinem Buch Controls in Black-and-White Photography dokumentiert er die Ergebnisse und kommt zu der klaren Aussage, dass höherer Silbergehalt nicht gleichbedeutend mit höherer Schwärzung ist.