7 Die Bildpräsentation
7.1 Aufziehen von Bildern
7.2 Passepartouts und Hintergrundkarton
7.3 Rahmen und Gläser
7.4 Retusche und Ausflecken
7.5 Aufbewahren fertiger Bilder
7.6 Kennzeichnung und Beschriftung
TERRY SCHAEVEN
Stand 04/2008
7 Die Bildpräsentation
Die ästhetische Entscheidung über eine optimale Bildpräsentation sollte unbedingt auch unter dem Gesichtspunkt der Langzeitkonservierung getroffen werden. Es ist zu beachten, dass die Archivfestigkeit einer Fotografie von den Bedingungen, unter denen wir sie aufbewahren und präsentieren, ebenso beeinflusst wird wie von den Verarbeitungsmethoden.
7.1 Aufziehen von Bildern
Es können grundsätzlich handelsübliche Kontaktkleber oder doppelseitige Kalt- oder Warmklebefolien verwendet werden.
Als bester Flüssigkleber ist "Planatol AD 94/5B" vom Planatol-Werk seit Jahrzehnten bekannt, der keinerlei schädlichen Lösungsmittel enthält.
Kaltklebefolien werden unter den Namen GUDY (Neschen), LOMACOLL (Lohmann), PERMAPRINT (Morgan Adhesives) und CERTOPLAST (Hilsdorf) angeboten.
Heißklebefolien gibt es von Hilsdorf, Dry-Mounting, Biedermann GmbH, Seal und Sall-Metall.
Das Aufziehen mit Heißklebefolien gilt als die einzige Methode, die unter Langzeitkonservierungs - Gesichtspunkten als absolut sicher gilt. Sie ist sauber und zuverlässig und Beschädigungen des Bildes sind höchst unwahrscheinlich. Für beste Ergebnisse ist eine Aufziehpresse erforderlich, obgleich für kleine Bilder auch ein Bügeleisen benutzt werden kann. Eine Aufziehpresse kann gleichzeitig nützliche Dienste zum Glätten von getrockneten Bildern leisten. Deshalb ist eine Anschaffung empfehlenswert.
Alternativ zur Trockenmethode bietet sich das Nassaufziehen mit Leim an. Die meisten Kleber jedoch dürften kaum als archivfest gelten. Dies gilt insbesondere für typische Haushaltskleber. Andere nicht schädliche Kleber wie Reis- oder Mehlleim locken Insekten an oder fördern Schimmel- und Pilzbefall.
Einige Kaltklebefolien wie GUDY 831 sind P.A.T.-getestet. Die meisten jedoch gelten nicht als langzeitbeständig (Verarbeitungshinweise >>Hier<<).
Heißaufziehfolien sind thermoplastisch, was bedeutet, dass sie unter Hitze weich werden. In der Aufziehpresse wird die äußere Beschichtung der Folie weich und dringt in das Fasermaterial sowohl des Bildträgers als auch des Aufziehkartons ein und schafft so eine dauerhafte, wasserfeste Verbindung. Für das Aufziehen von PE-Papieren, Farbpapieren und Polaroids braucht man eine Spezialfolie, die für niedrige Temperaturen und kurze Presszeiten ausgelegt ist, um eine Beschädigung der Bilder zu vermeiden.
Die meisten Folien für Barytbilder verlangen ein Temperaturniveau zwischen 90 und 110°C. Diese Folien sind für eine Presszeit von 3 Minuten bei 100°C ausgelegt.
7.2 Passepartouts und Hintergrundkarton
Ein aufgezogenes Bild ist natürlich um seine eigene Papierstärke und die Aufziehfolie oder dem Kleber über den Träger erhaben. Dadurch können die Oberfläche oder die Kanten des Bildes durch andere Bilder sehr leicht beschädigt werden. Rahmt man es, liegt das Bild am Glas an. Beides kann zu irreparablen Schäden führen. Alleine hieraus ergibt sich die Notwendigkeit eines Passepartouts.
Es wird mit schrägen, nach außen geneigten Fensterkanten (Schrägschnittpassepartout) aus passendem Karton geschnitten, was dem Ganzen Tiefe gibt und Schattenbildung verringert. Man kann lernen, sich seine eigenen Passepartouts zu schneiden, obgleich das ein wenig Übung erfordert. Hierzu gibt es ausgezeichnete Geräte zum Schneiden, die die Arbeit erleichtern (LOGAN und KEENCUT stellen gute Schneidegeräte her).
Es ist empfehlenswert, den gleichen Karton für das Passepartout zu verwenden wie für den Bildträger, jedoch ggf. in anderer Stärke.
Der Passepartoutausschnitt sollte so gewählt werden, dass er um das Bild herum oben und seitlich etwa 6mm Platz lässt und unten etwa 10mm. Für Bilder ab 40x50cm können größere Abstände gewählt werden. Auf dem Bildträgerkarton kann dann in dem unteren Streifen eine Signatur erfolgen.
Unabhängig davon sollte man aus ästhetischen Gründen die Bildanordnung im Rahmen für die meisten Fälle außermittig nach oben verschoben wählen. Dies betrifft sowohl Bilder im Hoch- als auch im Querformat. Seitlich sollten natürlich gleiche Randbreiten verbleiben.
Die Breite des oberen und unteren Randes kann man entsprechend der Bildkomposition und dem "Gewicht" der Tonwerte bestimmen. Man sollte hier jedoch nicht übertreiben und das Bild zu weit nach oben anordnen.
Hierzu ein komplettes Beispiel:
Die meisten meiner im Mittelformat von 56x72mm erstellten Aufnahmen vergrößere ich auf Fotopapier von 30x40cm mit einem Bildmaskenausschnitt von 26,4 x 34,4 cm. Hierbei beachte ich, dass später beim Beschneiden mit der Heißklebefolie rundum 2mm abgeschnitten wird, so dass das endgültige Bild ein Maß von 26x34cm hat.
Ein solches Bild im Hochformat rahme ich in einen Rahmen von 40x50cm. Auf dem Hintergrundkarton ordne ich das Bild so an, dass links und rechts ein Abstand von 7cm eingehalten wird, ebenso oben. Unten ergibt sich dann ein Abstand von 8,2cm. Das Passepartout wird mit einem Ausschnitt von 27,2cm Breite und 35,6cm Höhe versehen, wobei der untere Rand 8cm beträgt und die anderen drei Ränder 6,4cm.
Die Beziehung zwischen dem Bildton und der Farbe des Aufziehkartons und des Passepartouts ist ebenfalls wichtig. Museumskarton wird gewöhnlich nicht angefärbt und weist einen gebrochenen Weißton auf. Alle echt farbigen Kartons sind meist nicht P.A.T. getestet und nicht Langzeit-Archivfest. Schwarze oder dunkle Umrandungen stehen zudem ästhetisch im Widerstreit zu den Tiefentönen des Bildes.
Für den Aufziehkarton kann eine Kartonstärke von 0,75 oder 1 mm gewählt werden. Für Schrägschnitt-Passepartouts sollte die Kartonstärke jedoch mindestens 1,4 mm betragen.
Wenn die zu kaufenden Kartons keine P.A.T. - Zertifizierung haben, sollten sie zumindest säure- und ligninfrei sein. Gute Museumskartons für Silberpapierabzüge werden üblicherweise alkalisch mit 2-3% Kalziumkarbonat gepuffert, um zu verhindern, dass sich die Papiere im Laufe der Zeit wieder mit Säure anreichern.
Die Kartons sollten frei von optischen Aufhellern oder von Farben sein. Dementsprechend ergibt sich ein gebrochener Weißton, der fast immer ideal zu den Tonabstufungen von Barytabzügen passt.
7.3 Rahmen und Gläser
Bei einer längeren Präsentation von guten Bildern in Rahmen ist auf ein P.A.T. Zertifikat des Rahmens zu achten. Bewährt haben sich hier die Rahmen von HALBE und NIELSEN.
Was das Rahmenglas anbetrifft, so herrschen hier verschiedene Meinungen. Die billigste Version sind Floatgläser in normaler "glänzender" Ausführung. Hierbei besteht jedoch oft die Gefahr von Spiegelungen und Blendwirkung. Dann gibt es die einseitig mattierten Floatgläser, welche die Gefahr von Spiegelungen verringern. Ferner gibt es UV-sperrendes Plexiglas, das gerade für Bilder, die längerfristig in Ausstellungen aufgehängt werden, zu empfehlen ist.
Letztendlich gibt es die sehr teuren MIROGARD-Gläser aus dem Hause SCHOTT. Diese Gläser sind voll entspiegelt bei einer maximalen Transparenz. Der Reflexionsgrad beträgt nur 0,9%. In Rahmen mit diesen MIROGARD-Gläsern lassen sich die Bilder natürlich am wirkungsvollsten betrachten und präsentieren.
7.4 Retusche und Ausflecken
Die Retusche sowohl von PE-Bildern als auch von Baryt-Bildern ist mit den üblichen Retuschefarben möglich. Man sollte mit mäßig feuchtem Pinsel arbeiten. Das Ausflecken größerer Bildpartien erfolgt am besten möglichst in feuchtem Zustand, um matte Stellen zu vermeiden, kleine Punkte können jedoch nur durch Auftupfen von Wasser vor dem Farbauftrag angefeuchtet werden.
Schabretusche ist bei PE-Papieren schwieriger als bei Barytpapieren.
Die Schabretusche setzt viel Übung voraus. Kratzer und kleine Löcher in der Schicht der Emulsion sind die unausweichlichen Folgen. Sie sind besonders störend bei glänzender Oberfläche. Das Aufbringen von passender Retuschefarbe und das anschließende "polieren" mit feinem Seidenpapier können hier helfen. Das Retuschiermesser sollte in jedem Fall abgerundete Kanten haben um ein Einschneiden in die Emulsion zu verhindern. Es sollte ganz vorsichtig durch vielfaches Gleiten mit der gerundeten Fläche langsam der dunkle Fleck abgetragen werden.
Für die Spritzretusche sind für alle Papiertypen die handelsüblichen Lasur- und Deckfarben geeignet. Diese sind jedoch alle nicht archivfest.
Am besten bewährt und als weitestgehend archivfest haben sich die Retuschefarben von Spotone und Posicol erwiesen (werden nicht mehr hergestellt). Ferner die Retuschefarben von Marshall und DIAPHOTO (bei Macodirect bzw. Fotoimpex oder Monochrom erhältlich).
7.5 Aufbewahren fertiger Bilder
Fotos mit und ohne Passepartout bzw. Hintergrundkarton (aus säurefreiem Karton!) sollten in speziellen Archivschachteln aus ebenfalls säurefreiem Material gelagert werden. Sie sollten ggf. auch einzeln in weichmacherfreien Archivtaschen aus Polyester oder Polypropylen eingetütet sein. Zur Aufbewahrung großer Mengen eignen sich spezielle Metallschränke mit einer Einbrennlackierung.
Die sachgemäße Temperatur ist besonders wichtig im Verhältnis zur bestehenden relativen Luftfeuchtigkeit. Eine altbekannte Daumenregel besagt, dass sich die Schädigung pro +10°C verdoppelt. Niedrige Temperaturen sind vor allem für Farbmaterialien wichtig. Ideal sind Tiefkühllagerbedingungen. Starke Temperaturschwankungen sollten vermieden werden. Dachräume sind als Aufbewahrungsort ebenfalls nicht ideal. Fotografien sollten nicht an Außenwänden oder über Heizungen aufgehängt werden. Falls einbrennlackierte Stahlschränke zur Archivierung benutzt werden, dürfen diese keiner direkten Sonnenstrahlung ausgesetzt werden. Ideal ist ein Aufbewahrungsort, an dem Temperatur und Luftfeuchtigkeit durch alle Jahreszeiten hindurch kontrolliert werden können.
Die relative Luftfeuchtigkeit ist der gefährlichste Schädigungsfaktor bei der Aufbewahrung von Fotografien und Negativen. Hohe relative Luftfeuchtigkeit beschleunigt schädliche chemische Reaktionen, die zumeist für das Ausbleichen und Verfärben ganzer fotografischer Sammlungen verantwortlich sind. Die relative Luftfeuchtigkeit sollte unter 50% liegen, idealer weise unter 35%. Es gibt preiswerte Messgeräte, um die relative Feuchte bestimmen zu können.
7.6 Kennzeichnung und Beschriftung
Bei Barytpapieren ist die Beschriftung (mit weichem Bleistift) und die Bestempelung dank des saugfähigen Papierträgers problemlos. Hier einige Hinweise für PE-Papiere, deren Papierfilz flüssigkeitsabstoßend versiegelt ist:
Für die Beschriftung von Vorder- und Rückseite können folgende Spezialschreiber empfohlen werden: Diaschreiber "Quickpoint" von Loersch, OH P Plus von Faber-Castell, Lumocolor Permanent von Staedtler- Mars, Edding 400 und 3000.
Zur Bestempelung der Bildrückseite gibt es eine spezielle Stempelfarbe "Universal Stempelfarbe S" vom Gutenberg-Werk.
Passepartout-Rechner >>HIER<<