Oh Schreck, ein Fleck!
Oder: Trocknen von Filmen und Entstauben von Negativen
Thomas Wollstein
Juni 2001
Auch wenn Sie normalerweise nicht gleich aus einer Mücke einen Elefanten machen, wenn Sie ein Negativ vergrößern, vergrößern Sie auch viele kleine Stäubchen so weit, dass sie gut sichtbar werden. Fusseln sind lichtundurchlässig, zeigen sich also im Negativ als weiße Flecken. Nach einer speziellen Durchführungsvorschrift zu Murphys Gesetz für die Fotografie liegt ein Stäubchen im Negativ auch nie an Stellen maximaler Dichte, die Sie weiß vergrößern, sondern immer mindestens in den Mitteltönen oder in den Schatten, wo der weiße Fleck besonders auffällt.
Neben Staub gibt es aber auch ein paar andere Quellen von ärgerlichen Flecken, die mit der Schlussbehandlung des Films nach der Entwicklung zu tun haben. Ich fange daher diesen Artikel da an, wo die Schlusswässerung aufhört.
Welche Arten von Flecken gibt es?
Ohne dass damit ein Anspruch auf Vollständigkeit gegeben wäre, sind mir bisher die folgenden Arten von Flecken untergekommen:
- Kalkflecken
- Schaumflecken
- Staub
- Kratzer
- Fingerabdrücke
- Newtonringe
Stufe 1: Schlussbehandlung
Voll die Härte: Kalk im Wasser
In meiner Gegend ist das Wasser beinhart, enthält also Unmengen von Kalzium- und Magnesiumsalzen, die nach dem Trocknen des Films als Ränder zurückbleiben. Angeblich sollen Netzmittel dieses Problem lösen, aber so richtig glücklich war ich damit allein nicht.
Viel hilft viel. Nach diesem Grundsatz verfahren auch Fotolaboranten immer wieder, obwohl sie es eigentlich besser wissen sollten. Bei Netzmitteln gilt eigentlich "Wenig hilft viel.", denn es handelt sich um so genannte oberflächenaktive Stoffe, die in winzigsten Konzentrationen wirken. In den Dosierungsempfehlungen von Netzmitteln werden Sie i. d. R. Verdünnungen von 1+200 und größer finden, und selbst die sind oft noch hoch gegriffen. Nach meiner persönlichen Erfahrung würde ich Ihnen empfehlen, es einmal mit 80 % des vom Hersteller empfohlenen Wertes zu versuchen. Meist wird das ebensogut oder besser funktionieren.
Wenn Sie das Netzmittelbad für einen KB-Film ansetzen, müssen Sie bei 250 ml Badvolumen und einer Verdünnung von 1+400 (z. B. Tetenal Mirasol) 0,6 ml abmessen. Dazu eignet sich eine Pipette oder eine 1- oder 2-ml-Einwegspritze aus der Apotheke. Messen Sie das Netzmittel genauso penibel ab wie Ihren Entwickler, denn zuviel Netzmittel führt zu übermäßigem Schaum, der vom Film schlecht abläuft und Trockenflecken ergibt. Sollte Ihnen diese Feindosiererei Kopfzerbrechen bereiten, suchen Sie besser nach einem Netzmittel, dass weniger konzentriert ist und daher weniger verdünnt werden muss (z. B. Agfa Agepon: 1+200).
WARNUNG: |
Netzmittel sollen dafür sorgen, dass das Wasser von der Oberfläche gleichmäßig abläuft, also keine Tropfen bildet, deren Ränder Sie nach dem Trocknen auf dem Negativ finden. Soweit die Theorie. Bei mir hat das nicht gereicht. Ich hatte bei unserem notorisch harten Wasser immer noch Trockenflecken. Es ist bekannt, dass man in Gegenden mit hartem Wasser bei vielen Waschmitteln mehr Waschmittel braucht. Ich gehe davon aus, dass unter solchen Bedingungen auch Netzmittel einen Teil ihrer Wirksamkeit verlieren.
Sollten Sie doch einmal Kalkflecken auf Ihrem Film haben, verpassen Sie ihm ein Bad in frischem Stoppbad. Das ist leicht sauer und löst den Kalk wieder auf. Danach wässern Sie noch einmal wie gewohnt und versuchen eine andere Schlussbehandlung.
Entmineralisiertes Wasser = wirklich nur Wasser?
Von der Logik her hätte ich erwartet, dass ein Schlussbad in entmineralisiertem Wasser (oder dem, was im Drogeriemarkt als destilliertes Wasser erhältlich ist) ohne jeden Zusatz völlig ausreicht, um Kalkflecken zu vermeiden. In der Tat ist entmineralisiertes Wasser nicht völlig frei von Mineralien, und ohne Netzmittel bildet es Tropfen, die nicht sauber ablaufen und nach dem Trocknen Flecken hinterlassen.
Auch wenn es allein nicht ausreicht, rate ich Ihnen, entmineralisiertes Wasser für die Schlussbehandlung zu verwenden, aber eben mit sparsam dosiertem Netzmittel.
Abstreifer - Nein danke!
Es liegt doch auf der Hand: Gibt es keine Tropfen auf der Filmoberfläche, so gibt es auch keine Trockenflecken. Also muss möglichst viel Oberflächenwasser schon vor dem Aufhängen vom Film entfernt werden. Daher werden immer noch in vielen Büchern Filmabstreifer empfohlen. Ich habe sogar schon Empfehlungen gehört, Wischblätter von Autoscheibenwischern zu benutzen. So sollen z. B. die von einer 70er Baureihe des VW Bulli ganz besonders weich und daher hervorragend geeignet sein. "Tun Sie's nicht!", kann ich Ihnen nur raten. Selbst wenn der Abstreifer frisch und hervorragend in Schuss ist, kann er unterwegs auf dem Film ein Körnchen Staub o. ä. aufsammeln und mitnehmen und damit über die gesamte Filmlänge einen feinen Kratzer erzeugen.
Jetzt geht's rund!
Der Durchbruch war für mich ein Tipp von einem ebenfalls Duka-begeisterten Mitschüler vor mehr als 20 Jahren. (Später fand ich Ihn auch in der Foto-Hobby-Labor in abgewandelter Form.): Nach dem Netzmittelbad schleudere man den Film in einer - kein Scherz - Salatzentrifuge! Die Zentrifugalkraft entfernt das Oberflächenwasser sehr wirksam und ohne jeden mechanischen Kontakt mit der Filmoberfläche. Salatzentrifugen erhalten Sie in Haushaltswarengeschäften zu Preisen ab ein Paar Mark für eine Kunststoffausführung bis zu ... für Edelstahlmodelle von tollen Designern. (Meine Billigzentrifuge versieht seit mehr als 20 Jahren klaglos ihren Dienst.)
Sie machen sich die Arbeit etwas leichter, wenn Sie darauf achten, die Zentrifuge einigermaßen gleichmäßig zu beladen. Wenn sie unwuchtig läuft, ruckelt sie ein wenig, und das Drehen fällt schwerer. Wenn Sie also nur einen Film schleudern wollen, legen Sie ihm gegenüber in die Zentrifuge ein Gegengewicht, z. B. eine weitere Filmspirale oder etwas anderes mit ähnlicher Masse. Allzu genau kommt es allerdings nicht darauf an.
Vor 20 Jahren waren Wäscheschleudern noch häufiger anzutreffen als heute, und tatsächlich kam damals ein findiger Buchautor auf die Idee, eine solche in einem Buch als Trockenhilfe für Film zu empfehlen. Da ich von Natur aus auch bequem bin und mir die Kurbelei an der Salatschleuder unbequem war, habe ich es ausprobiert - Gott sei Dank war's nur ein Probefilm, denn er hat die dabei auftretenden Zentrifugalkräfte nicht überstanden.
Stufe 2: Trocknung, damit Sie nicht am Fliegenfänger hängen
Besonders anfällig ist der Film, wenn er, frisch aus dem Tank, noch nass zum Trocknen irgendwo herumhängt. Jedes Staubkorn, das die nasse Oberfläche trifft, bleibt dank der Nässe daran haften und ist meist auch nicht mit sanften Mitteln wieder wegzubekommen. Dieses Risiko lässt sich auf zweierlei Art vermeiden:
• durch Trocknung an einem staubfreien Ort oder durch
• Schnelltrocknung
Trocknung am staubfreien Ort
Staubfrei werden wir einen von Menschen begangenen Ort wohl nicht bekommen. Hier kommt es also darauf an, einen Raum zu finden, der einerseits möglichst staubarm ist und in dem andererseits nur möglichst wenig Luftbewegung herrscht, damit der unvermeidlich vorhandene Staub sich nicht auf den Weg zum Film macht.
Als armer Hobbylaborant, der im Badezimmer entwickelt und vergrößert, habe ich für mich folgendes Verfahren entwickelt, das sich sehr bewährt hat: Nach dem Verarbeiten des Films, schon während der Schlusswässerung (nämlich in den Pausen zwischen den einzelnen Schritten der Ilfordschen Schnellwässerung), spüle ich den Tank und die anderen Geräte. Wenn das getan ist, putze ich das Badezimmer. Das hat nicht nur den Vorteil, dass eventuelle Spritzer von Entwickler und Fixierbad sofort wieder entfernt werden, sondern erhöht auch die Toleranz meiner Familie gegenüber meiner Zweckentfremdung des Bades. Direkt nach dem Putzen ist der Boden noch leicht feucht und hält daher Staub ähnlich gut fest wie der feuchte Film. Nur nimmt der Boden viel mehr Fläche ein und hat daher viel mehr Chancen, den vorhandenen Staub einzufangen. Erst dann hänge ich den Film auf, und zwar in der Duschkabine. Da kann er bis zum nächsten Morgen bleiben.
Trocknung im Durchzug? Keine gute Idee!
Eine Trocknung in bewegter Luft (im Durchzug, vor der Heizung oder mittels eines Haartrockners), bei Wäsche wegen des schnelleren Luftaustauschs eine gute Idee, richtet bei Filmen i. allg. mehr Schaden an als sie Nutzen bringt. Zwar wird der Film (besonders mit dem Haartrockner) schneller trocken und sollte daher weniger Chancen haben, Staub zu sammeln, aber der Luftstrom wirbelt Staub auf, und es wird mit jedem bisschen mehr Luft, das am Film vorbeigepustet wird, auch mehr Staub am Film vorbei- oder eben auf diesen draufgepustet.
Luxustrocknung im Trockenschrank
Ein Filmtrockenschrank mit eigenem Heizgebläse ist der pure Luxus. Dabei wird dem Film partikelgefilterte warme Luft um die Ohren geblasen. Er trocknet schnell (weil warm und mit immer neuer trockener Luft) und hoffentlich staubfrei (weil gefiltert). Ich habe zwar selbst noch kein solches Gerät benutzt, weiß allerdings aus dem beruflichen Umfeld (Reinraumtechnik), dass Partikelfilter i. d. R. nur dann auf Dauer wirksam bleiben, wenn man sie ab und an ersetzt bzw. reinigt.
Chemische Schnelltrocknung
Ein anderer Weg zum schnell trocknenden Film besteht darin, das im und am Film vorhandene Wasser durch eine schnell verdampfende Chemikalie zu ersetzen. Diesen Weg geht Tetenals Drysonal. Schon lange vor Drysonal wurde zu diesem Zweck Spiritus oder Alkohol verwendet. Meine eigenen Erfahrungen mit Drysonal waren eher ernüchternd. Staubfitzelchen hatte ich trotzdem auf dem Film. Auch Steve Anchell rät in seinem Film Developing Cookbook ausdrücklich von solchen Mitteln ab, da offenbar nicht klar ist, ob und inwieweit sie die Beständigkeit des Film nachteilig beeinflussen können.
Mein Verfahren für Schlussbad und Trocknung
Meine mittlerweile über gut 20 Jahre mit gutem Erfolg praktizierte Vorgehensweise ist folgende:
Nach der Ilford-Schnellwässerung:
1. 1 bis 2 min in entmineralisiertem Wasser mit Netzmittel (80 % der Herstellerempfehlung),
2. etwa 1 min Karussel in der Salatzentrifuge,
3. eine Nacht Abhängen in der Duschkabine im frisch geputzten Bad.
Ich betone es noch einmal: Kein Abstreifer, kein künstlich erzeugter Luftzug.
Und dann?
So staubfrei Sie Ihren Film trocknen, wenn Sie ans Vergrößern gehen, werden Sie sehen, dass doch wieder Fusseln drauf sind. Diese gilt es nun ohne Schaden für den Film zu entfernen.
Damit Ihnen die Puste nicht ausgeht
Das beste Mittel zum Entstauben ohne mechanischen Kontakt ist m. E. auch das einfachste: ein Pusteball. (Kommen Sie nicht in Versuchung Ihre eigene Puste zu erzeugen. Die meisten von uns pusten entschieden zu viele Tröpfchen mit!) Kaufen Sie aber nicht diese winzigen Pustbälle in der Größe einer Pflaume mit einem Pinsel unten dran. Die helfen gar nichts. Sie brauchen einen Pusteball, der Ihre Hand gut füllt, damit Sie einen ordentlichen, d. h. festen und etwas andauernden Luftstrom erzeugen können. Der Pinsel am Luftaustritt hat auch nur eine Wirkung: Er bremst die Strömung und macht sie damit unwirksam. Zudem wird er im Laufe der Zeit zum Drecksammler und führt, sollten Sie tatsächlich einmal damit über Ihr Negativ pinseln, zum Gegenteil dessen, was Sie erreichen möchten. Von Hama gibt es einen nach meinen Erfahrungen ganz gut geeigneten Ball mit großem Volumen und enger, glatter Düse. Damit können Sie einen wirklich beachtlich festen Luftstoß erzeugen. Hilfsweise können Sie übrigens auch einen geeigneten Pusteball mit Pinsel mittels einer Kugelschreiberspitze "umrüsten".
Luft in Dosen?
Pressluft aus einem gewöhnlichen Kompressor enthält mitunter Ölreste, ist also nicht empfehlenswert, wenn man nicht (z. B. aus der Gerätespezifikation) weiß, dass sie ölfrei ist. Luft in Dosen halte ich für unnötig teuer. Der Pusteball tut's genausogut und erzeugt keinen Abfall. Er wird ganz und gar mit erneuerbarer Energie angetrieben (nämlich mit der Ihrer Unterarmmuskeln). Nur wenn Sie aus irgendwelchen Gründen mit dem festen Zusammendrücken Probleme haben, sollten Sie daher zu der teureren Pressluft in Dosen greifen.
Fatal Attraction
Das Problem des Staubs wird durch elektrostatische Anziehung erst richtig zum Problem. Lädt sich der Film auf, wird er zum Staubmagneten, und Sie können den Staub gar nicht so schnell wegpusten wie sich wieder neuer auf dem Film niederlässt.
Statische Aufladung entsteht durch das Reiben von unterschiedlichen Materialien aneinander. Vielleicht erinnern sich einige an den Schulversuch im Physikunterricht, bei dem ein Kunststoffstab mit einem geeigneten Läppchen gerieben wird und danach zum Magneten für Papierschnipsel wird. Ähnlich verhält es sich mit Film. Ich verwende selbst Pergamin-Ablageblätter und habe noch nie derartige Probleme gehabt, vermute jedoch nach Berichten in Foren, dass auch Filmablageblätter aus bestimmten Kunststoffen zu einer statischen Aufladung der Negativstreifen führen können. Wenn Sie also statische Aufladung als Ursache von Staubproblemen vermuten, testen Sie auch einmal Negativ-Ablageblätter aus anderen Materialien.
Darüber hinaus sind vermutlich auch bestimmte Textilien und Fußbodenmaterialien in der Duka ungünstig, aber es gibt bisher wenig Material zu diesem Thema, so dass ich Ihnen keine konkrete Empfehlung geben kann, sondern nur die, die Augen offen zu halten und das Problem ggf. auch dort zu suchen. Generell ist Kleidung aus Kunstfaser und Wolle nach meinen Erfahrungen ungünstiger als z. B. Baumwolle, beim Fußboden sind (auch wegen ihrer glatten Oberfläche, die sich leichter entstauben lässt) Fliesen günstiger als textile Beläge oder Kunststoffbeläge.
Elektrostatische Aufladung hat eigentlich die Tendenz, sich auch ohne menschliches Zutun wieder abzubauen. Typischerweise fällt ihr das allerdings schwer, wenn die Luft kalt und trocken ist. Da man im Fotolabor die Luft nicht gerne feucht hat, werden im Handel Ionisatoren angeboten, die in einem elektrischen Feld künstlich Ionen erzeugen, um vorhandene elektrostatische Ladungen schnell zu neutralisieren. Bei hartnäckigen Problemen können solche Geräte empfehlenswert sein. Allerdings würde ich kein Gerät empfehlen, dass im Sinne eines "Raumluftverbesserers" im Dauerbetrieb arbeitet, sondern ausschließlich Ionen-"Pistolen", mit denen der Filmstreifen überstrichen wird oder bei denen er durchgezogen wird. M. W. produzieren diese Geräte als Nebenprodukt auch Ozon, ein Gas, das schon in geringen Konzentrationen zu Reizungen der Schleimhäute und Atemwege führen kann und das stark oxidierend wirkt. Daher ist eine gute Belüftung empfehlenswert.
Wirksam gegen Aufladung und Staub können auch Karbonfaserbürstchen und Pinsel sein, wie sie früher zum Reinigen von Schallplatten verwendet wurden.
Antistatik in der Dose
Es gibt auch die chemische Keule gegen statische Aufladung. Ich zögere allerdings, Ihnen Sprays u. dgl. zu empfehlen, bei denen man nie genau weiß, wie sie sich hinsichtlich der Langzeitstabilität auswirken.
Mit einem Wisch ist alles weg
Wenn sich ein Fussel einmal ganz und gar weigert, sich wegpusten zu lassen, bleibt einem die Wahl: drauflassen, mitvergrößern und retuschieren oder vorsichtig wischen. Negative sind zwar empfindlich, aber vielleicht nicht ganz so empfindlich wie manchmal behauptet wird. Mit einem alten, schon oft gewaschenen und daher weichen Baumwolltaschentuch oder dem Zipfel eines Flanellhemdes können Sie es wagen, ganz vorsichtig den Fussel wegzuputzen. Dabei müssen Sie auf der Schichtseite noch vorsichtiger sein als auf der Filmrückseite. Kümmern Sie sich zunächst nicht darum, dass das Tuch noch mehr neue Fusseln erzeugt als es wegwischt. Die haften nicht am Film und können nachher leicht weggepustet werden. Wenn der eine festhängende Fussel weg ist und kein Kratzer entstanden ist, haben Sie gewonnen.
Überhaupt nicht geeignet zur Reinigung von Negativen sind alle Arten von Tüchern, die Reinigungslösungen u. dgl. (z. B. Brillenputztücher) enthalten. Diese mögen zwar helfen, Fingerabdrücke von Brillen zu putzen, aber die Chancen sind gut, dass Sie bei Negativen dazu führen, dass anstelle eines an sich harmlosen Staubfussels nachher ein schwer zu entfernender Schmier auf dem Negativ haftet oder das Lösungsmittel den Film beschädigt.
Hinterlassen Sie keine Fingerabdrücke!
Diese Aufforderung hat für Sie als Duka-Amateur besondere Bedeutung, auch wenn Sie sich ganz und gar im Rahmen des Gesetzes bewegen. Fingerabdrücke auf Negativen bestehen aus Fett und sind schwer zu entfernen. Auf der (glänzenden) Filmrückseite hilft meist noch der o. g. weiche Lappen, aber das Risiko einer Beschädigung des Negativs ist ungleich höher als bei der Entfernung eines Fussels. Auf der Schichtseite ... (ganz ganz vorsichtig!)
Wenn einem keine andere Wahl bleibt, kann man Fingerabdrücke mit einem Lösungsmittel zu entfernen versuchen. Es kommt allerdings darauf ein, ein solches zu finden, das dem Film nichts tut und das rückstandsfrei wieder verdunstet. Tetenal bot früher einen Lack (s. u.) an, um Kratzer u. dgl. im Filmträger zu füllen. Dessen Verdünner (Repolisan Lösungsmittel) bestand m. W. zu großen Teilen oder ganz aus Toluol oder Xylol. Diese beiden Lösungsmittel wären daher einen Versuch Wert. Probieren Sie es allerdings zuerst an einem unwichtigen Filmstück. Außerdem rate ich Ihnen, mit diesen Lösungsmitteln nur im Freien oder bei guter Lüftung zu arbeiten, da Sie nicht ungiftig sind.
Kratzer
Wenn's denn doch einmal passiert ist und ein Negativ einen Kratzer hat, ist guter Rat teuer. Wo im Negativ die Schicht weg ist, wird im Positiv ein schwarzer Streifen zu sehen sein, dem Sie zunächst mit Pinsel und Bleiche und danach mit Pinsel und Retuschefarbe zu Leibe rücken müssen. Alternativ können Sie versuchen, den Kratzer im Negativ mit Abdecklack zu tarnen, so dass er im Positiv einen weißen Strich ergibt. Dieser ist meist leichter mit Retuschefarbe zu bearbeiten als ein schwarzer mit Bleiche.
Kratzer auf der Filmrückseite machen sich witzigerweise (das liegt an der Brechung des Lichtes) als weiße Striche im Positiv bemerkbar. Sie können Sie zu retuschieren versuchen.
Aber es gibt auch ein orginelles Hausmittel: Auf Englisch Nose Grease, zu Deutsch Nasenschmiere oder Nasenfett!
Ja, Sie haben richtig gehört! Ich hab's auch fast nicht ernst genommen, als ich den Tipp zuerst in einem US-Forum las, aber es scheint wirklich etwas dran zu sein. Dennoch: Fangen Sie jetzt nicht an, Popel auf Ihre Negative zu schmieren. Gemeint ist Hautfett. (Wenn Sie trockene Haut haben, steht Ihnen dieses Hilfsmittel evtl. nicht zur Verfügung.) Rubbeln Sie mit dem Finger Ihre Nase und reiben Sie den Finger dann über den Kratzer. Mit etwas Glück wird er dann im Positiv wesentlich dezenter hervortreten als vorher.
Früher gab es auch einen Lack (Tetenal Repolisan), mit dem man versuchen konnte, den Kratzer aufzufüllen, aber ich habe mir sagen lassen, dass Tetenal dessen Produktion eingestellt hat. Man muss auch gestehen, dass die Anwendung dieses Lacks nicht einfach war. Oft genug erzeugte man ungleichmäßige Lackschichten, die schlimmer waren als das eigentliche Problem. Dann konnte man den Lack wieder auflösen und von vorne anfangen oder aufgeben. Das liegt natürlich nur an ungeschickter Arbeitsweise, aber wer möchte schon gerne hinreichend oft seine Negative verkratzen, um ein Meister im Kratzer füllen zu werden?
Die Wirkungsweise des Hautfetts wie des Repolisans besteht darin, dass der Kratzer im Filmträger mit einem Material aufgefüllt wird, dass ungefähr denselben Brechungsindex hat wie das Trägermaterial selbst. Dadurch wird der Träger wieder optisch homogen und unsichtbar.
Mit Adleraugen
Um den Staub vom Negativ entfernen zu können, ist es hilfreich, wenn man ihn sehen kann. Das sagt sich einfacher als es ist. Im Durchlicht sehen Sie wirklich nur das Gröbste. Besser ist da schon Streiflicht. Halten Sie Ihr Negativ so, dass Sie seine Oberfläche im streifend einfallenden Gegenlicht vor einem dunklen Hintergrund sehen. Wie Staubkörnchen im Zimmer in einem Sonnenstrahl aufleuchten, tun sie es auch auf der Negativoberfläche. Diese umständliche Beschreibung wird durch das Bild veranschaulicht.
Sie können auch den Vergrößerer zum Vergrößern des Staubs benutzen und im projizierten Bild nach verräterischen schwarzen Punkten und Strichen suchen. Dazu brauchen Sie eine rein weiße Projektionsfläche, z. B. ein sauberes Blatt Schreibpapier oder ein unbelichtetes und fixiertes Blatt Fotopapier. Allerdings ist es ungleich schwieriger, den Staub in der Projektion zu sehen als im fertigen Bild.
Obwohl ich mir einbilde, ganz gute Augen mein Eigen zu nennen, fand ich eine Kopflupe, wie sie Feinmechaniker benutzen, als gute Hilfe bei der Staubbekämpfung. Die Fusseln sind letztendlich im Original doch viel kleiner als ihre störenden Abbilder im Bild.
Wer im Glaushaus sitzt, ...
... der sollte bekanntermaßen nicht mit Steinen werfen. Auch immer wieder ein Thema im Hinblick auf Staubflecken sind Glasbildbühnen. Natürlich nimmt rein statistisch die Wahrscheinlichkeit, ein Fusselchen zu übersehen, zu, wenn man statt zwei Flächen - Negativ-Ober- und Unterseite - deren vier oder sechs - noch zwei je Glas - sauber halten muss. Dennoch finde ich, Glasbildbühnen sind nicht so problematisch: Man kann sie nämlich - anders als das Negativ - fast nach Belieben mechanisch putzen und mit Lösungsmitteln behandeln. Ich reinige meine Glasbildbühne mit einem alten, schon oft gewaschenen Taschentuch, um eventuelle Fingerabdrücke oder andere Beläge zu entfernen. Den Fusseln, die das Tuch hinterlässt, lässt sich leicht mit dem Pusteball beikommen. Das Abpusten empfiehlt sich bei jedem Negativ.
Glasbildbühnen können allerdings noch eine andere unliebsame Erscheinung hervorrufen, die mit Putzen nicht zu beseitigen ist, nämlich Newtonringe. Diese treten insbesondere in gleichmäßig hellen Flächen des Fotos (z. B. Himmel) störend als abwechselnd helle und dunkle, meist nicht ganz kreisförmige Ringe hervor. Sie entstehen durch mehrfache Reflexionen und Interferenz des Lichts an den Grenzflächen des Luftkeils, der sich ausbildet, wenn das Negativ nicht flächig an einem der Gläser anliegt.
Zum einen gibt es als Abhilfe so genannte Antinewtongläser, Gläser, deren Oberflächen angeätzt wurden, um sie aufzurauhen und damit die Ausbildung des Luftkeils und der Merhfachreflexionen zu unterbinden. Ich habe ein solches Glas aus einem Antinewton-Diarähmchen schon mit Erfolg als leichten Weichzeichner verwendet. Ich vermute daher, dass es der Schärfe nicht unbedingt zuträglich ist.
Auch gegen Newtonringe gibt Hilfe aus der chemischen Industrie, nämlich ein Anti-Newton-Spray, mit dem man Gläser und auch Negative behandeln können soll. Dieses Spray ist im Prinzip ein Lack, der in Form eines "Pickelmusters" auftrocknet. Damit ist keine glatte Fläche mehr vorhanden, und es kann sich kein Luftkeil ausbilden. Ich halte nicht viel davon, da ich ungern meine Negative mit Chemie behandle, bei deren Entwicklung die Archiveigenschaften vermutlich nicht berücksichtigt wurden. Darüber hinaus weiß ich nicht, ob nicht auch das von diesen Sprays hervorgerufene Pickelmuster die Schärfe nachteilig beeinflusst.
Aber Newtonringen ist mit einem ganz einfachen Mittel abzuhelfen, das m. W. keine unerwarteten Nebenwirkungen hat, nämlich einer Pappmaske: Schneiden Sie aus nicht zu dicker Pappe ein Rechteck, das Sie in Ihre Bildbühne einlegen können. Schneiden Sie ein Fenster aus, das etwas größer ist als Ihr Negativ, z. B. auf jeder Seite 1 mm. Wenn Sie diese Maske zusammen mit dem Negativ in die Bildbühne einlegen, und zwar die Maske auf der (glänzenden) Trägerseite des Negativs, wird die Planlage des Negativs nach meiner Erfahrung nicht nachteilig beeinflusst, aber Newtonringe gehören der Vergangenheit an.
Ende
Gott sei Dank geht das Entstauben eines Negativs in der Regel erheblich schneller vonstatten als die Lektüre dieses Artikels. Ich benötige i. d. R. je Negativ nicht mehr als eine Minute dazu.