Infrarotfotografie - Teil 3

Damit Sie nicht rot sehen ...


Thomas Wollstein
Juni 2002


Lange haben Sie auf Teil 3 warten müssen, und einige haben sich schon bei mir nach seinem Verbleib erkundigt, aber der Wettergott war den Infrarot-Fotografen in diesem Jahr bis vor ein paar Wochen nicht besonders günstig gesonnen, wie Sie sicherlich selbst gemerkt haben. Aber jetzt gab es endlich ein paar Tage Sonnenschein, und da habe ich gleich die mir noch unbekannten Filme getestet. Meine Erfahrungen mit den neuen Filmen sind naturgemäß nicht so reichhaltig wie die mit dem althergebrachten Material, aber wenn ich mit der Veröffentlichung dieses Tests warte, bis ich alles über die Filme weiß, ist mindestens diese Saison auch vorbei. Also, hier kommt er, der IR-Filmtest..

Der ideale IR-Film

...hat eine bis weit ins IR reichende Sensibilisierung und hohe Empfindlichkeit wie ein Kodak HIE und ist feinkörnig und scharf wie ein MACO IR 750c. Je nach Bedarf zeigt er die für den Kodak HIE so typische Überstrahlung, die wir bei "atmosphärischen" oder "mystisch" anmutenden Aufnahmen schätzen, oder ist scharf und lichthoffrei wie die MACO-Filme.

Erinnert Sie das an die Eier legende Wollmilchsau? Zu Recht! Die verschiedenen Anforderungen der IR-Fotografie schließen einander teilweise gegenseitig aus. Hohe Empfindlichkeit bedeutet immer auch gröberes Korn, und eine Lichthofschutzschicht lässt sich nicht nach Bedarf abschalten. Ebenso sorgt die chromatische Aberration dafür, dass ein Film, der für ein breites Wellenlängenspektrum empfindlich ist, nicht so scharf ist wie einer, der nur in einem engen Wellenlängenbereich aufzeichnet. Man muss sich also schon beim Einlegen des Films entscheiden, was man will - zumindest teilweise, wie ich Ihnen weiter unten darlegen werde.

Was macht einen Film zum Infrarot-Film?

Hinsichtlich des IR-Effektes ist die Sensibilisierung des Films der springende Punkt. Wie schon in Teil 1 dieses Artikels erklärt, sind ausnahmslos alle IR-Filme auch im sichtbaren Bereich des Spektrums empfindlich. Sie können sie also wie normale SW-Filme benutzen. In diesem Fall werden Sie den Bildern die IR-Sensibilisierung des Films nicht besonders ansehen, denn das vom sichtbaren Licht hervorgerufene Bild überdeckt das vom IR hervorgerufene (durchaus auch vorhandene) Bild praktisch völlig. Um das "IR-Bild" sichtbar zu machen, müssen wir also das sichtbare Licht schwächen bzw. ausschließen. Wenn wir z.B. durch ein so genanntes Schwarzfilter (RG 695/RG 715 und höher) alles sichtbare Licht ausschließen, bleibt nur das IR-Bild übrig, aber bei Filtern, die noch Anteile sichtbaren Lichts durchlassen (Gelb-, Orange- und Rotfilter bis einschl. RG 665/RG 695) sehen wir immer eine Überlagerung des IR-Bildes mit dem vom sichtbaren Licht hervorgerufenen Bild.

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Anmerkung:
Wo der Bereich des sichtbaren Lichts aufhört und die Filter anfangen wirklich "schwarz", also undurchsichtig zu sein, hängt ein bisschen vom einzelnen Menschen ab, und auch von der Lichtsituation. Auch durch ein Filter RG 715 können Sie die Sonne noch als schwaches Bild sehen, und durch ein Filter RG 695 können Sie mitunter bei sehr hellem Licht noch Ihre Kamera ausrichten. Daher die etwas schwammige Abgrenzung.

Bei einer Überlagerung von IR und sichtbarem Licht hängt der Bildeindruck, die Gewichtung zwischen IR-Bild und durch sichtbares Licht verursachtem Bild, davon ab, wie stark welches Bild ausgeprägt ist. Diese Gewichtung wird durch zwei Faktoren beeinflusst, nämlich

  •  Filterkurve und
  •  Sensibilisierung.

Ich betone dies, insbesondere die "zwei", weil es für das Verständnis des Verhaltens der Filme so wichtig ist: Ein Film, dessen Empfindlichkeit im Sichtbaren sich im Bereich des Blauen bewegt und nicht sehr hoch ist, und mit (vergleichsweise) hoher Empfindlichkeit im IR (vgl. Konica IR 750) lässt sich durch ein gewöhnliches Rotfilter schon zu starken IR-Effekten veranlassen, weil das Rotfilter schon all das sichtbare Licht blockiert, auf das der Film reagieren könnte. Bleibt also nur der IR-Anteil. Ein Film hingegen, der panchromatisch reagiert und einen nur wenig ins IR reichenden Empfindlichkeitsbereich hat (vgl. Ilford SFX, MACO IR 750c, CUBE 400c) wird bei einem Rotfilter in etwa reagieren wie ein gewöhnlicher Film, denn das Bild des sichtbaren Lichts ist immer noch viel stärker als das des IR. Bei einem solchen Film erreichen Sie den typischen "IR-Look" erst mit Filtern, die praktisch alles sichtbare Licht blockieren und nur noch IR durchlassen, also ab RG 695/RG 715. Dass der Kodak HIE schon mit verhältnismäßig durchsichtigen Filtern (Rot #29) einen deutlichen IR-Look zeigt, liegt daran, dass er eine wirklich hohe und weit ins IR reichende Sensibilisierung hat. Schon bei Wegfallen des blauen Lichts kann das IR-Bild sich gegenüber dem vom sichtbaren Licht verursachten behaupten.

An einer Serie von Aufnahmen mit zunehmend starken (und damit visuell undurchsichtigeren) Filtern an einer Nikon Coolpix 950 kann ich Ihnen den Effekt veranschaulichen: Der Sensor ist immer derselbe, folglich auch die spektrale Sensibilisierung (die, wie ich von Nikons technischem Support weiß, bis gut über 1000 nm reicht). Die Serie von Fotos wurde mit folgenden Filtern aufgenommen:

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Bild 1: Ohne Filter
 

19-Bild2

Bild 2: Mit Filter Rot dunkel 29
 

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Bild 3: Mit IR Filter RG 665

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Bild 4: Mit IR-Filter RG 695


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Bild 5: Mit IR Filter RG 715


(Achten Sie bitte nicht auf die Kompressionsartefakte (Helligkeitsbänder im Himmel); zur Minimierung der Übertragungszeit sind die Daten sehr stark komprimiert.)

Sie sehen, dass in demselben Maße wie der Anteil des sichtbaren Lichts abnimmt, die IR-Effekte (speziell dunkler Himmel und Wood-Effekt) an Deutlichkeit zunehmen. Wenn Sie also dieses Modell im Kopf behalten, werden Sie von der Darstellung von Motiven auf IR-Film zumindest nicht allzu sehr überrascht werden.

Die Filme im Vergleich

Ich möchte Ihnen nachfolgend die Filme zunächst in Prosa beschreiben. Am Ende des Artikels finden Sie eine Gegenüberstellung, in der die wesentlichen Eigenheiten der Filme gegenübergestellt werden. Aus historischen Gründen werde ich die Filme in der Reihenfolge vorstellen, wie Sie auf den Markt gekommen sind. Eine Wertung im Sinne von bester, zweitbester Film usw. will - und kann - ich nicht abgeben, denn nicht nur die Geschmäcker sind verschieden, sondern auch die Anwendungsbereiche. Meine Aussagen beziehen sich also auf objektive Befunde und allgemeine Hinweise zur Handhabung.

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Warnung:
Bitte beachten Sie die von mir angegebenen Empfindlichkeiten, besonders wo sie sich auf Messungen durch Filter beziehen, nur als grobe Richtwerte. Mein Belichtungsmesser kann im Roten völlig anders reagieren als Ihrer. Sie müssen selbst kalibrieren!

Der Vater aller IR-Filme: Kodak HIE (oder Kodak High Speed Infrared)

Über einen langen Zeitraum war dieser Film der IR-Film schlechthin. Das liegt z.T. daran, dass er aufgrund seiner hohen Empfindlichkeit bis weit ins Infrarote hinein und der fehlenden Lichthofschutzschicht einen ausgeprägten IR-Effekt zu erzeugen in der Lage ist. Vieles von dem, was man "IR-Look" nennt, ist geprägt durch das Erscheinungsbild der Bilder auf Kodak HIE.

Der Kodak HIE ist ein schneller Film, dementsprechend auch einer mit sehr ausgeprägtem Korn. Er ist aber auch der IR-Film, mit dem Sie selbst bei Verwendung eines Schwarzfilters (z.B. RG 780 oder #87) oft noch aus der Hand schießen können. (Das geht allerdings, s. auch Hinweise in Teil 1, nur bei Sucherkameras!) Nach meinen Erfahrungen ist man bei Verwendung eines Filters RG 780 bei Messung ohne Filter durch das Objektiv oder mit externem Belichtungsmesser mit einer Empfindlichkeit von ISO 50/18° gut bedient. Wenn Sie eine Belichtungsreihe von +1 bis -1 Blende um diesen Wert schießen, werden Sie in aller Regel einen Treffer dabei haben. (Weitere Hinweise zur Belichtung von IR-Material s. Teil 1.) Verwenden Sie ein dunkelrotes Filter (#29), können Sie bei vielen Kameras bei Messung durch das Filter zu zutreffenden Ergebnissen kommen, wenn Sie eine Empfindlichkeit von ISO 400/27° einstellen.

Die Bereitwilligkeit des Films, IR-typische Bilder zu erzeugen sowie seine hohe Empfindlichkeit erkauft man sich mit Handhabungsnachteilen: Der Film muss in absoluter Dunkelheit, also in der Duka oder im Wechselsack, in die Kamera eingelegt und aus ihr entnommen werden. Kühle Lagerung ist unbedingt erforderlich, tiefgekühlte (***-Fach) noch besser, insbesondere über längere Zeit. Die aufgedruckten Haltbarkeitsdaten dürfen Sie bei Tiefkühllagerung praktisch vergessen. Erfahrungsgemäß hält bei -18 °C (***-Fach) gelagerter HIE Jahre länger als aufgedruckt.

Probleme bereiten Kameras mit IR-LEDs für die Filmzählung und oft das Filminfo-Fenster in der Kamerarückwand. Zu beidem finden Sie nähere Aussagen in Teil 1.

Der Film wird vermutlich vorwiegend für Landschaft verwendet, und er dürfte aufgrund seiner Empfindlichkeit von den IR-Filmen der sein, der sich am besten - wenn nicht allein - für Aufnahmen von bewegten Objekten (z.B. Portrait und Akt) eignet.

Der Filmträger ist glasklar, was eine Umkehrentwicklung zu SW-Dias erlaubt.

Kodak HIE ist in KB-Patronen und als beidseitig perforierte 70-mm-Meterware erhältlich. MF- und GF-Material ist - zumindest für Hobbyanwender - nicht erhältlich oder unbezahlbar.

Der Film ist mit EUR 10 bis 15 je 36er KB-Patrone nicht gerade billig.

Exot mit Seltenheitswert: Konica IR 750

Der Konica IR 750 ist ein (verglichen mit Kodak HIE) langsamer, feinkörniger und steil reagierender, im Prinzip orthochromatischer Film mit IR-Anhang. Er hat einen Empfindlichkeitsbereich im Blauen und einen im IR um 750 nm und nichts dazwischen. Entsprechend reagiert er: Ein Rotfilter #25 oder #29 reicht aus, um die blauen Wellenlängen völlig auszuschalten. Die verbleibenden roten und infraroten Anteile des Spektrums reichen meist schon für einen veritablen IR-Effekt aus. Die nicht so weit ins IR reichende Empfindlichkeit vermisst man daher nicht unbedingt. Man kann mit diesem Film Dank dem ausgeprägten Effekt schon bei "normalen" Rotfiltern mitunter noch aus der Hand schießen. Stellen Sie dazu bei Messung durch ein Rotfilter #25 den Kamerabelichtungsmesser auf ISO 200/24° oder bei Messung ohne Filter oder mit externem Belichtungsmesser auf ISO 25/15° bis ISO 50/18°. Verwenden Sie ein Schwarzfilter, kommen Sie allerdings leicht ins Zögern, das Verhalten des Films mit dem Wort "Empfindlichkeit" zu bezeichnen. Aufnahmen mit einem Schwarzfilter RG 780 habe ich mit diesem Film noch nie gemacht, kann also nur aus zweiter Hand berichten, dass die Empfindlichkeit bei Messung ohne Filter oder mit externem Belichtungsmesser für diese Kombination um ISO 0,75/0°. Für ein Filter RG 715 wird eine Empfindlichkeit von ISO 3/6° bis ISO 6/9° beträgt.

Die Handhabung ist nicht ganz so kritisch wie beim Kodak HIE, aber Einlegen im Dunkeln und kühle bis kalte Lagerung sind empfehlenswert.

Dieser Film wird nur einmal im Jahr gegossen und geliefert. (Ungefähr genau so häufig oder noch häufiger kursieren im Internet Gerüchte, wonach er eingestellt sei.) Wer darauf schwört, sollte im Frühjahr (meist so im Februar) die Kühltruhe leer haben und mit einem ausreichenden Vorrat füllen. Der Film kommt in 24er KB-Patronen und als Rollfilm 120 daher.
Der Preis ist mit dem des Kodak HIE vergleichbar.

Nicht Fisch, nicht Fleisch: Ilford SFX

Der Ilford SFX wurde eingeführt als "Film mit erweiterter Rotempfindlichkeit". M.W. handelte es sich um den missglückten Versuch, an Kodaks Monopol bei Verkehrsüberwachungsfilmen (Sie wissen schon: zu schnell gefahren, Blitz, Geldstrafe und Punkte in Flensburg.) zu rütteln. Der Ilford SFX reagiert weitgehend wie ein panchromatischer Film mit ISO 200/24°. Unter günstigen Bedingungen, d.h. bei Vorhandensein von viel IR-Strahlung (1 bis 2 Stunden nach Sonnenauf- oder vor Sonnenuntergang) und günstigem Motiv (z.B. Bäume mit frischem Laub im Frühjahr) kann man ihm mit einem strengen IR-Filter (RG 695/RG 715 einen "richtigen IR-Look" mit schwarzem Himmel und Wood-Effekt abluchsen, aber für gewöhnlich reagiert er eher als konventioneller Film denn als IR-Film. Das Korn entspricht nach meinem Empfinden dem eines HP5 Plus, also eines Films mit klassischer kubischer Kristalltechnologie oder ist noch etwas grober.

Für die Belichtung können Sie praktisch vorgehen wie bei konventionellen Filmen: Messung mit externem Belichtungsmesser bei ISO 200/24°, Anwenden des Filterfaktors. Bei Messung durch ein Rotfilter kommen Sie vermutlich mit dieser Einstellung ebenfalls gut zurecht.

Die Handhabung ist unproblematisch. Es gelten die Regeln wie bei konventionellen Filmen.

Ilford SFX wird in 36er KB-Patronen zu Preisen zwischen EUR 8 und 10 angeboten.

Neu (wenn auch nicht mehr ganz): MACO IR 820c


Dass die Entwicklungszeiten für diesen Film dieselben sind wie für den MACO UP 100 plus, ist kein Zufall: Der MACO IR 820c basiert auf der Emulsion dieses bewährten Films, hat aber eine IR-Empfindlichkeit bis (Nomen es Omen) über 800 nm hinaus dazu bekommen. Die zugrundeliegende ISO 100/21°-Emulsion sorgt für feines Korn, und die weit ins IR reichende Empfindlichkeit lässt schon bei Verwendung eines wenn auch dunkeln, aber noch deutlich durchsichtigen Filters RG 665 schon deutliche IR-Effekte (schwarzer Himmel und Wood-Effekt) aufkommen, zur Not (aber eher selten) sogar noch gerade aus der Hand. Anders als der Kodak HIE hat aber der MACO IR 820c eine Lichthofschutzschicht, so dass die Neigung zur Überstrahlung geringer ist, aber wegen der mit zunehmender Wellenlänge abnehmenden Wirksamkeit dieser Schicht beim "IR-Bild" (also z.B. dem weißen Blattwerk) doch noch im Ansatz vorhanden ist. ISO 12/12° bis ISO 50/18° bei Messung ohne Filter oder mit externem Belichtungsmesser haben sich bei mir bei Verwendung eines RG 665 als vernünftig erwiesen. Für ein Filter RG 715 empfiehlt MACO bei Messung ohne Filter ISO 25/15°. Beim Filter RG 780 ist ISO 3/6° bis 6/9° angemessen.

Den MACO IR 820c können Sie wegen seiner panchromatischen Basisemulsion auch gut ohne Filter als konventionellen Film verwenden. Das zur Dauerlösung zu erheben würde ich nicht empfehlen, da das wegen der chromatischen Aberration in einer anderen Ebene scharfe IR-Bild, auch wenn es schwach ist, das Bild des sichtbaren Lichts überlagert. (Anregung meinerseits an MACO: Könnte man nicht verfahren wie bei Videokameras, denen zur Verbesserung der Abbildungsqualität ein IR-Sperrfilter eingesetzt ist und ein Filter vorsetzen, dass z.B. ab 715 nm sperrt? Dann hätte man mit Sperrfilter einen tollen panchromatischen Film, mit IR-Filter einen prima IR-Film.)

Für die Handhabung sind dieselben Regeln einzuhalten wie bei Kodak HIE, also Filmwechsel im Dunkeln und kühle bis kalte Lagerung.

Eine Besonderheit dieses Films (im Vergleich zum HIE) ist seine Lichthofschutzschicht. Um sie zu entfernen, sollten Sie den Film vor der Entwicklung 30 s bis 1 Minute in einer Tankfüllung Wasser bei Prozesstemperatur (meist 20 °C, aber bei manchen Entwicklern auch höher) dauernd kippen. Wenn sie das Wasser dann auskippen, sieht es aus wie Tinte. Nach meinen Erfahrungen passiert zumindest bei Einmalentwickler auch nichts Schlimmes, wenn Sie die Vorwässerung mal vergessen, aber MACO empfiehlt sie u.a. auch wegen gleichmäßigerer Entwicklung und besserer Ausnutzung der Empfindlichkeit.

Wie alle MACO-Filme mit dem kleinen "c" im Namen hat auch dieser einen glasklaren (engl. "clear") Träger, was ihn für eine Umkehrentwicklung prädestiniert. Auf der Schachtel steht denn auch "SW-Negativ- und Diafilm".

Der Film ist als KB-Film, RF 120 und als Planfilm bis 8 x10" erhältlich.

Der Preis je 36er KB-Patrone liegt zwischen EUR 8 und 9.

Der zweite nicht mehr ganz frische Neuling: MACO IR 750c


Der "kleine Bruder" des MACO IR 750c entstand aus derselben Basisemulsion, weshalb vieles von dem, was ich oben schrieb, auch hier gilt. Aufgrund der sich weniger ins IR erstreckenden Sensibilisierung ist bei gleicher Filterung das IR-Bild schwächer als beim MACO IR 820c. D.h., dass der MACO IR 750c bei einem Filter IR 665 nicht ganz so bereitwillig einen ausgeprägten IR-Effekt zeigt, es heißt aber auch, dass sich dieser Film besser als die 820er Variante als "Standby"-IR-Film nutzen lässt, also als Film, mit dem man konventionell und im IR fotografiert. Im letzteren Fall ist dann die Empfindlichkeit deutlich geringer als beim MACO IR 820c. Mit einem strengeren IR-Filter (z.B. RG 695/RG 715) bekommen Sie garantiert einen Wood-Effekt und schwarzen Himmel hin, aber ein Filter RG 780 ist für den MACO IR 750c schon fast so undurchsichtig wie ein Objektivdeckel.

Handhabung und Lagerung sind nicht so kritisch wie beim MACO IR 820c. Kühle Lagerung und Filmwechsel in gedämpftem Licht sollten reichen.

Hinsichtlich der Lichthofschutzschicht und des Trägers gilt das beim MACO IR 820c Gesagte.

Der Preis je 36er KB-Patrone liegt zwischen EUR 5 und 6. (Auch das macht die Anwendung als Mehrzweckfilm attraktiver!)

Ganz neu: MACO CUBE 400c

Neu erhältlich und zumindest im Augenblick noch in weißen Schachteln ist der MACO CUBE 400c. Sie werden bemerken, dass diesem Film der Namenszusatz "IR" fehlt. Seine Sensibilisierung erstreckt sich etwas weniger weit in den IR-Bereich als die des MACO IR 750c, dafür ist seine Empfindlichkeit mit ISO 400/27° um zwei Blenden höher. Die Konkurrenz für Kodak? Ja und vielleicht.

Ja, denn nachgewiesenermaßen ist dieser Film die Konkurrenz für Kodaks Verkehrsüberwachungsfilm. Über Jahrzehnte war Kodak der einzige Hersteller, der Filme für diesen Zweck anbot und hatte deshalb z.B. auch die meisten der zuständigen deutschen Behörden fest als Kunden in der Hand. (Kleinere Anteile wurden auch von Agfa, Ilford und nicht so bekannten Marken gehalten.) Die Anforderungen an einen solchen Film sind hart: Er muss in seinem "Starenkasten" eisige Kälte genauso aushalten wie brütende Hitze, und er muss bei Regen und Schnee möglichst nicht nur das Autokennzeichen, sondern auch den Raser selbst identifizierbar abbilden, und das, wo Blende, Zeit und Blitzlichtoutput festgelegt (d.h. nicht einstellbar) sind, wo sich also der Film flexibel zeigen und alle Schwankungen auffangen muss. Dieses Bündel von Anforderungen konnte bis vor Kurzem nur Kodak erfüllen, bot aber seinen entsprechenden Film dem "Normalverbraucher" nicht an. Um so mehr darf man sich freuen, dass MACO diesen Nutzerkreis nicht ausschließt. Warum ich Ihnen das erzähle? Weil einige der Besonderheiten dieses Films in Kenntnis seiner Historie besser verstehbar werden. Zudem darf man damit rechnen, dass in diesem Bereich der SW-Fotografie, wo die Filme extreme Anforderungen erfüllen müssen, weiter an Verbesserungen geforscht wird. Bei der konventionellen SW-Fotografie beobachten wir ja schon seit geraumer Zeit den beklagenswerten Trend zu weniger oder keiner Forschung und zur Einstellung bewährter Produkte.

• Entgegen dem üblichen Trend zu immer dünnschichtigeren Filmen ist der CUBE 400c ein Zweischichtenfilm. Nur durch die Paarung dieser zwei Schichten und den weiteren Trick, dass die Lichthofschutzschicht dieses Films zwischen Träger und Emulsion sitzt (so dass Lichthöfe allein noch durch die Streuung in der Emulsion auftreten können), wurde es möglich, dass er unter variierenden Verhältnissen zuverlässig funktioniert. Das hat aber auch Auswirkungen auf die Ergebnisse mit verschiedenen Arten von Entwicklern: In Oberflächenentwicklern (z.B. Ilford ID11/Kodak D76, Ilford Ilfosol, Tetenal Ultrafin, Kodak Xtol oder LP CUBE XS) wird näherungsweise nur die feinkörnige Schicht entwickelt. Folgerichtig erhalten Sie feinkörnige Negative, allerdings auf Kosten der Empfindlichkeitsausnutzung. Bei Schichttiefenentwicklern (z.B. LP Supergrain oder Kodak HC 110 Dil. B) wird die ganze Schicht entwickelt, und die Empfindlichkeit des Films wird voll ausgenutzt. Sie erhalten kräftigere Negative mit scharf gezeichnetem, bildwirksamem Korn.

• Der CUBE 400c hat einen sehr robusten, blauen Polyesterträger. Der ist so robust, dass ich Ihnen dringendst empfehle, beim Einspulen des Films in den Tank im Wechselsack eine Schere mit in den Sack zu nehmen, denn Sie bekommen das Filmende kaum von der Spule abgerissen. (Sie können mir glauben: Bei meinem ersten CUBE 400c habe ich ganz schön geschwitzt, weil ich das nicht wusste.) Neben seiner Robustheit zeichnet den Träger eine hohe Archivstabilität (Lebenserwartung mind. 500 Jahre) aus. Auch sollten Sie nie nie nie den Filmtransport Ihrer Kamera gegen unerwartet großen Widerstand zu bewegen versuchen. Der Film reißt nicht. Die Kraft muss also von der Mechanik Ihrer Kamera gehalten werden.
MACO ist es geglückt, mit diesem Film kräftig an Kodaks Monopol bei der Verkehrsüberwachung zu knabbern. Soviel zum "Ja".

Nun zum "vielleicht": Die Sensibilisierung des MACO CUBE 400c reicht nur wenig ins IR, folglich müssen Sie für einen ausgeprägten IR-Effekt strenge Filter, vorzugsweise RG 715 einsetzen. Noch dichtere Filter sollten Sie allerdings nicht nutzen, sonst "blickt" auch der Film nicht mehr durch. Der CUBE 400c ist nominell ein Film mit ISO 400/27°, die er in dem von mir verwendeten LP Supergrain (Tiefenentwickler) auch problemlos erreicht (nach meiner Messung sogar noch ½ bis eine Blendenstufe mehr). Durch seine Flexiblität (zwei Schichten und Sensibilisierung) und die Preisgestaltung ist er aus meiner Sicht wirklich ein schöner Standby-IR-Film. Die Aufnahmen haben ähnlich denen mit Kodak HIE ein ausgeprägtes Korn, neigen aber wegen der nicht so weit reichenden Sensibilisierung und des Vorhandenseins einer Lichthofschutzschicht nicht zur Überstrahlung. Anders als beim Kodak HIE muss man für deutliche IR-Effekte strenge Filter einsetzen und verliert dabei viel Empfindlichkeit. (Nicht das Thema dieses Artikels, aber trotzdem: Ich habe zum Auffüllen einer Testrolle einige Portraits geschossen, deren Tonwertwiedergabe ich einfach toll fand.)

Der Träger dieses Films ist leicht blau und klar (Namenszusatz "c", s.o.). Als Tipp für "nahezu perfekte Dias" empfiehlt MACO das Kontaktkopieren der CUBE-Negative auf Ort 25c, wodurch sich weitere Steuerungsmöglichkeiten durch Belichtung und Entwicklung eröffnen.

Zur Handhabung: Dieser Film kann wie ein konventioneller Film gehandhabt werden. Einlegen in gedämpftem Licht ist sicher eine gute Idee, aber nicht so kritisch. Auf die Eigenheiten des reißfesten Trägers beim Einspulen hatte ich bereits hingewiesen.

Eine KB-Patrone zu 36 Aufnahmen geht beim MACO CUBE 400c für EUR 4 bis 5 über den Tisch. RF 120 ist auch lieferbar, allerdings aus technischen Gründen kein Planfilm.

Die digitale Überholspur: Digitalkameras mit IR-Empfindlichkeit

CCD-Elemente, die "lichtempfindliche Schicht" von Digitalkameras, weisen von sich aus eigentlich eine deutlich ins IR reichende Sensibilisierung auf, die allerdings bei den meisten Kameras durch Filter beschnitten wird, vermutlich um die Abbildungsqualität zu verbessern. Manche Kameras jedoch, und die Coolpix 950 (ein heute schon hoffnungslos veraltetes Modell) ist prima als IR-Kamera zu gebrauchen. Einfach auf SW-Modus schalten, Filter vors Objektiv, und schon können Sie munter im IR drauflosfotografieren, sogar mit dem Vorteil, dass die Belichtungsautomatik und der Autofokus auch im IR einwandfrei funktionieren und Sie die Ergebnisse direkt auf dem Mini-Monitor begutachten können. Und das ohne Filmwechsel im Dunkeln, zusätzliche Gehäuse oder Rückenteile usw. Nur der Bildqualität sind durch den CCD-Chip viel engere Grenzen gesetzt als nasschemischen Filmen (s. dazu auch meinen Artikel des Vormonats zum "digitalen Sündenfall").

Die Nikon Coolpix ist nicht die einzige Digitalkamera, die für IR-Fotografie taugt, aber generelle Aussagen vermag ich nicht zu äußern, den z.T. sind von bestimmten Kameraserien Modelle 1 bis X IR-tauglich, und die Modelle ab X+1 sind IR-"blind". Wenn Sie also an einer Digitalkamera interessiert sind und IR für Sie ein Thema ist, sollten Sie in den Laden gehen, so ein Ding in die Hand nehmen und damit durch ein entsprechendes IR-Filter "schauen". Wenn Sie auf dem Display noch ein Bild sehen, taugt das Modell für IR-Fotografie. Achten Sie auf die angezeigte Belichtung, um die Empfindlichkeit abschätzen zu können.

Zusammenfassende Darstellung der Eigenschaften der verfügbaren Filme

Die spektrale Sensibilisierung habe ich grob schematisch in der unten wiedergegebenen Tabelle skizziert. In der folgenden Übersicht wird der Wood-Effekt als Schlüsselparameter genutzt, um Filme zu charakterisieren.

Kodak HIE

• Empfindlichkeit allgemein:

hoch

• Empfindlichkeit IR

hoch

• Wood-Effekt ab Filter:

Rot dunkel (#29)

• Vorteile:

- deutliche IR-Empfindlichkeit, daher auch mit visuell durchsichtigem Filter schon ausgeprägte Effekte
- hohe Empfindlichkeit, daher oft freihandtauglich und mehr Tiefenschärfenreserve durch Abblenden

• Nachteile:

- starkes Korn- Schärfe eingeschränkt
- umständliche Handhabung (Filmwechsel in völliger Dunkelheit erforderlich)
- Probleme bei manchen Kameras (Andruckplattenmuster, IR-Leuchtdioden, Filmfenster)
- schwierige Lagerung (im Kühlschrank, besser noch tiefgekühlt im ***-Fach)
- nur KB-Film erhältlich

• Anwendbarkeit:

Spezialfilm

• Preis:

hoch


Konica IR 750

• Empfindlichkeit allgemein:

gering

• Empfindlichkeit IR

mittel bis gering

• Wood-Effekt ab Filter:

Rot (#25 oder #29)

• Vorteile:

- visuelle Empfindlichkeit gering und vorwiegend im Blauen, daher auch mit visuell durchsichtigem Filter schon ausgeprägte Effekte
- feinkörnig
- KB und MF erhältlich

• Nachteile:

- geringe Empfindlichkeit
- hoher Kontrast
- nur kurze Zeit erhältlich

• Anwendbarkeit:

Spezialfilm

• Preis:

hoch


Ilford SFX

• Empfindlichkeit allgemein:

hoch

• Empfindlichkeit IR

gering

• Wood-Effekt ab Filter:

RG 715 (unter günstigen Bedingungen)

• Vorteile:

- "Allround"
- Film- Handhabung und Lagerung unkritisch (wie konventionelle Filme)

• Nachteile:

- relativ starkes Korn
- meist nur geringer "IR-Effekt"

• Anwendbarkeit:

konventioneller Film mit verbesserter Darstellung bei Rotfilterung

• Preis:

mittel


MACO IR 820c

• Empfindlichkeit allgemein:

mittel

• Empfindlichkeit IR

mittel bis vergleichsweise hoch

• Wood-Effekt ab Filter:

RG 665

• Vorteile:

- deutliche IR-Empfindlichkeit daher mit visuell noch eben durchsichtigem Filter schon ausgeprägte Effekte
- feines Korn
- gute Schärfe
- erhältlich von KB bis GF

• Nachteile:

- umständliche Handhabung (Filmwechsel in völliger Dunkelheit erforderlich)
- Probleme bei manchen Kameras (Andruckplattenmuster, IR-Leuchtdioden, Filmfenster)
- schwierige Lagerung (im Kühlschrank, besser noch tiefgekühlt im ***-Fach)

• Anwendbarkeit:

einsetzbar als IR-Film und eingeschränkt als panchromatischer Film

• Preis:

mittel bis günstig


MACO IR 750c

• Empfindlichkeit allgemein:

mittel

• Empfindlichkeit IR

mittel bis gering

• Wood-Effekt ab Filter:

RG 665, besser RG 695

• Vorteile:

- feines Korn
- gute Schärfe
- Handhabung und Lagerung unkritisch (wie konventionelle Filme)
- erhältlich von KB bis GF

• Nachteile:

- vergleichsweise geringe IR-Empfindlichkeit, daher für ausgeprägten IR-Effekt strenge Filter nötig, folgerichtig meist stativgebunden

• Anwendbarkeit:

einsetzbar als panchromatischer Film und IR-Film

• Preis:

mittel bis günstig


MACO CUBE 400c

• Empfindlichkeit allgemein:

hoch

• Empfindlichkeit IR

gering

• Wood-Effekt ab Filter:

RG 715 (unter günstigen Bedingungen)

• Vorteile:

- hochempfindlicher "Allround"
-Film- Empfindlichkeit und Gradation durch Entwickler weitgehend steuerbar
- Handhabung und Lagerung unkritisch (wie konventionelle Filme)
- erhältlich von KB bis MF

• Nachteile:

- ausgeprägtes Korn
- vergleichsweise geringe IR-Empfindlichkeit, daher für ausgeprägten IR-Effekt strenge Filter nötig, folgerichtig meist stativgebunden

• Anwendbarkeit:

einsetzbar als panchromatischer Film und IR-Film

• Preis:

günstig

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Bezugsquellen

Wichtig bei allen IR-Filmen ist sachgerechte (d.h. insbesondere kühle) Lagerung. Wer IR-Filme kauft, die über längere Zeit nicht gekühlt gelagert wurden, ist selber schuld.

Zu den einzelnen Filmen:

• Kodak HIE bieten viele Firmen an (nicht mehr erhältlich).

• Konica IR 750 müssen Sie suchen, zumal der Film nur einmal im Jahr gefertigt und ausgeliefert wird (nicht mehr erhältlich).

• Der Ilford SFX ist verfügbar.

•MACOs IR-Filme bekommen Sie bei vielen Firmen, z.B. bei Monochrom (www.monochrom.de), und auch direkt bei MACO (E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.). MACO bietet übrigens zur Förderung des Absatzes seiner IR-Filme Heliopan-IR-Filter ohne Händlerspanne an, und damit viel günstiger als Heliopan selber (z.B. reiner Filterpreis für RG 715 ES 72 mm für rund EUR 60 bei MACO und fast EUR 90 bei Heliopan).


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