Stoppbäder


Karl Neumeier


Ansel Adams hat einmal gesagt: "Für die meisten Fotografen ist das Stoppbad nichts anderes, als ein Spritzer Säure in einem Eimer Wasser". Eine Fehleinschätzung, die schnell zu Fehlern führt. Stoppbäder sind verdünnte Säuren, die den alkalischen Entwickler neutralisieren und so die Entwicklung unterbrechen. Gleichzeitig werden Reste der Entwicklerlösung aus der Schicht herausgewaschen.

 

Vorsicht vor den Stoppbad-Mördern

Eine dünne Unterbrecherlösung wird vom Entwickler schnell vernascht, vor allem die stark alkalischen Lithentwickler sind wahre Stoppbad-Mörder. Andererseits sollte man nicht auf die Idee kommen, ein ultrasaures Bad zusammenzumischen, denn eine übersäuerte Emulsion lässt sich nur schwer fixieren. Außerdem wird das Fixierbad im Lauf der Zeit zu sauer, so dass Schwefel ausfallen kann. Auf den richtigen Mittelweg kommt´s also an: Der pH-Wert sollte zwischen 3 und 5.5 liegen.

Am gebräuchlichsten ist zweiprozentige Essigsäure. Zur Not tut es auch farbloser Salatessig, den man 1+1 mit Wasser verdünnt. Brauner Essig ist ungeeignet, weil er stinkt und schäumt. Zitronensäure und Natriumbisulfit schonen die Nase, denn sie bringen den pH nach unten ohne zu duften. Die jeweils höher konzentrierten Lösungen (3, 6, 8) eignen sich zum Stoppen von Lith-Entwicklern. Die Lösungen 4, 9, 10 und 11 enthalten Salze statt der freien Säuren und sind daher besser gepuffert. Mit Ausnahme der Bisulfit-Lösungen 7 und 8 können Sie alle Stoppbäder auch für Farbprozesse verwenden.

Doch selbst der beste Unterbrecher taugt nichts, wenn er erschöpft ist. Filme sollte man deshalb immer in frischem Stopper baden, anschließend kann man ihn für die Papierverarbeitung weiterverwenden. Aber auch dort sollte man auf den pH-Wert achten, denn vor allem Barytpapiere mit ihrem saugenden Filz erschöpfen das Stoppbad schnell. "Ich prüfe mit den Fingern" schreibt Ansel Adams, "ob das Unterbrecherbad das etwas schmierige Gefühl beseitigt, das der alkalische Entwickler auf der Emulsion hinterlässt. Ist das nicht mehr der Fall, ist das Unterbrecherbad wirklich erschöpft."

Wer sich aber die Finger nicht gerne nass macht, benutzt lieber einen geeigneten Indikator. Indikatoren sind Farbstoffe, die ihr Aussehen in Abhängigkeit vom pH-Wert ändern. Sicher hat jeder im Chemie-Unterricht einmal Lackmuspapier kennengelernt: Im sauren Bereich rot, im alkalischen blau und im pH-neutralen Wasser violett. Außer Lackmus gibt es noch eine Menge anderer Indikatoren, von denen jeder bei einem bestimmten pH-Wert die Farbe ändert - umschlägt, wie der Chemiker sagt. Sogenannte Universalindikatoren enthalten verschiedene Farbstoffe und zeigen jeden pH-Wert mit einer anderen Farbe an. Spezialisten decken nur einen kleinen pH-Bereich ab, dafür aber teilweise auf die zehntel Stufe genau.

Ein Indikator für das Stoppbad muss rechtzeitig vor dem Neutralpunkt umschlagen. Man kann Bromkresolpurpur verwenden, das im sauren pH-Bereich bis 5.2 gelb ist und oberhalb pH 6.8 violett wird. Es zeigt also den Bereich an, in dem das Stoppbad schlapp macht. Schon eine Messerspitze voll färbt einen Liter frische Lösung kräftig gelb, man darf mit dem Zeug also ruhig geizen. Zeigt der Indikator durch schmutzig-braune Färbung, dass das Stoppbad zur Neige geht, kann man ein paar Spritzer Essigessenz zugeben. So kann man noch eine Weile weiterarbeiten, dann muss die Lösung endgültig erneuert werden.

Wer auf Nummer Sicher gehen will, nimmt Bromkresolgrün. Dieser Indikator ist bis pH 3.8 gelb und ab pH 5.4 blaugrün - also noch im schwach sauren Bereich, mit großem Sicherheitsabstand zum Neutralpunkt. Auch Waschhilfen, die das Auswässern von Barytpapieren beschleunigen, arbeiten nur in einem bestimmten pH-Bereich. Alkalisch muss es sein, damit die Gelatine anständig quillt und die geladenen Thiosulfationen des Fixierer schneller aus dem Papier diffundieren.

 


 

Rezepturen für Stoppbäder

(zur Eignung der einzelnen Bäder siehe oben)

1
Wasser 500 ml
Essigsäure (60%) 33 ml
Wasser auf 1 l

2
Wasser 500 ml
Essigsäure (60%) 23 ml
Wasser auf 1 l

3
Wasser 500 ml
Essigsäure (60%) 60 ml
Wasser auf 1 l

4
Wasser 500 ml
Essigsäure (60%) 33 ml
Borax 50 g
Wasser auf 1 l

5
Wasser 500 ml
Zitronensäure 15 g
Wasser auf 1 l

6
Wasser 500 ml
Zitronensäure 37.5 g
Wasser auf 1 l

7
Wasser 500 ml
Natriumdisulfit 30 g
Wasser auf 1 l

8
Wasser 500 ml
Natriumdisulfit 75 g
Wasser auf 1 l

9
Wasser 500 ml
Natriumacetat 20 g
Natriumhydrogensulfat 40 g
Wasser auf 1 l

10
Wasser 500 ml
Natriumacetat 20 g
Schwefelsäure (5%) 175 ml
Wasser auf 1 l

11
Wasser 500 ml
Natriumacetat 50 g
Natriumhydrogensulfat 100 g
Wasser auf 1 l

 

Indikatoren

Alle hier vorgestellten Indikatoren können Sie über Ihre Apotheke bei Merck in Darmstadt bestellen. Der Preis für die kleinste Verpackungseinheit liegt bei etwa 22 Mark.

Bromkresolpurpur

Farbumschlag: Bis pH 5.2 gelb, ab pH 6.8 violett
Kleinste Verpackungseinheit: 5 Gramm
Vorratslösung: 0.1 g in 100 ml Alkohol

Bromkresolgrün

Farbumschlag: Bis pH 3.8 gelb, ab pH 5.4 blaugrün
Kleinste Verpackungseinheit: 1 Gramm
Vorratslösung: 0.1 g in 100 ml Alkohol

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