Eine spannende Angelegenheit (die zweite Hälfte)
Thomas Wollstein
September 2004
Als ich die erste Version dieser zweiten „Rate“ des Artikels zu schreiben begann, wollte ich das nach klassischer Art eines Kochrezeptes tun:
Sie brauchen … Nehmen Sie diese Zutat und verfahren Sie damit wie folgt… usw.
So wäre das ein sehr umständlicher Artikel geworden, den zu schreiben und zu lesen viel Zeit gekostet hätte. Zeit ist Geld, und Geld hat niemand übrig, der fotografiert. Also machen wir es anders:
Das ist sie, die Lösung aller meiner Trockenprobleme. Damit ist denn auch schon das Meiste gesagt. Ein paar wenige Erläuterungen mögen denen unter Ihnen, liebe Leser, die – wie ich – die Neigung vieler deutscher Männer zur Heimwerkertätigkeit nicht in den Genen haben, helfen, das Bild besser zu verstehen und meine Trockenvorrichtung nachzubauen.
Keine Angst: Man muss kein Feinmechaniker sein, um diese Aufgabe zu lösen. Ich habe alle Löcher freihändig angezeichnet und gebohrt, die Holzprofile ebenfalls nach lockerem Markieren mit einem Bleistift freihändig gesägt usw. Nichts davon erfordert Millimetertoleranzen.
Besorgen Sie sich
- ein paar kunststofflaminierte Faserplatten. Die, die Sie vielleicht bisher für die Nassklebebandmethode verwendet haben, sind prima. Sie sollten ein wenig größer sein als das zu trocknende Format. (Wie viel „ein wenig“ ist, dazu gleich mehr.) 8 mm starke Platten scheinen mir günstig, bei kleinen Formaten tun’s sicher auch 6 mm, bei riesengroßen vielleicht lieber 10 mm.
- Holzprofile, z.B. 10x20 mm. Es muss kein teures Holz sein, Kiefer tut’s. Nadelholz ist zwar Dank seines Gehalts an Harz und Terpenen im Hinblick auf Archivsicherheit kein gutes Material für ein Regal, in dem man Fotos lagert, aber man muss m.E. keine Langzeitschäden befürchten, wenn man die Fotos für ein paar Stunden damit in Kontakt belässt, zumal nicht, wenn das nur am Rand geschieht. Aber wer ganz sicher gehen will, kann auch Metallprofile benutzen. Die sind allerdings schlechter mit haushaltsüblichen Mitteln zu bohren und zu sägen.
- eine Menge Schrauben, z.B. M4x40. Es sind wirklich eine Menge: für 2 Bilder 18x24 (s. Bild) brauche ich 16 Stück. Ich empfehle den Kauf nach Gewicht, da das meist billiger ist. (S. auch Anmerkung unter Muttern.)
Es sollten Schrauben ohne Rund-, Linsen- oder sonstige Sonderköpfe sein. Sechskantköpfe oder platte Köpfe mit Schlitz sind fein.
Die Länge der Schrauben ergibt sich wie folgt: Plattendicke + Holzprofildicke (die kleinere Abmessung) + Dicke von zwei Unterlegscheiben + etwas Platz zum Aufschrauben der Mutter. - entsprechende Unterlegscheiben, zwei je Schraube. Aber die Dinger sind eh Massenware, so dass Sie sie i.d.R. nur in 100er-Packungen oder nach Gewicht kaufen können.
- ebenfalls „jede Menge“ Muttern. Wenn Sie Schrauben und Muttern abgezählt und abgepackt kaufen, haben Sie gleich alles passend, aber meist teurer. Und es gibt so noch einen Nachteil: Sie bekommen Sechskantmuttern. Luxuriöser und – Sie ahnen es – etwas teurer, sind Flügelmuttern. Die haben dann den Vorteil, dass Sie sie besser ohne Werkzeug anbringen können.
Das ist es schon an Material.
Noch ein paar Tipps zum Aufbau:
Lochabstand
Bei wesentlich mehr als 10 cm hatte ich häufig Probleme damit, dass die Bilder beim Trocknen zwischen den Schrauben unten den Holzprofilen herausrutschten. Ab etwa 8 cm trat das Problem nicht mehr auf. Bei kleinen Abständen tritt ein anderer Effekt auf: Sie drehen am Rädchen – oder besser: an der Mutter. Sie müssen so viele Muttern aufschrauben, dass Sie verrückt werden.
Wichtig ist es, jeweils nahe den Enden der Leisten Löcher vorzusehen.
Formate und Profillängen
Eines zu Anfang: Kommen Sie nicht auf den Gedanken, auf Gehrung schneiden zu wollen. Das ist wirklich vergebene Liebesmüh und verhindert die Doppelnutzung einer großen Spannvorrichtung für zwei kleine Bilder.
Mit bestimmten Standardlängen von Holzprofilen lassen sich viele Formate abdecken. Betrachten Sie das eingangs gezeigte Bild: Bei meinen Profilen 10x20 mm reichen 3 Profile mit 23 cm und 2 mit 40 cm für 2 Bilder im Format 18x24 cm. Mit 2 Profilen à 23 cm und 2 à 40 cm spanne ich Bilder im Format 24x30 cm ein. (Dafür ist die auf dem Foto sichtbare außermittige Lochreihe gedacht.)
Daran sehen Sie auch schon, wie der Hase läuft: Der Abstand zwischen den Lochreihen auf der Grundplatte muss relativ genau (s. aber auch oben über Genauigkeit) den Bildabmessungen entsprechen. Wenn man davon ausgeht, dass 5 mm vom Bild unter den Holzprofilen eingespannt sein müssen, können Sie ein 20 mm breites Holzprofil mit einem 5- oder 6-mm-Bohrer nach Augenmaß in der Mitte durchbohren und können auf jeder Seite ein Bild unterklemmen.
Ich halte folgende Längen vor:
- 23 cm: für 18x24 cm, 24x30 cm
- 29 cm: für 24x30 cm, 30x40 cm
- 40 cm: für 2 x 18x24 cm, 40x50 cm
- 50 cm: für 40x50 cm
Für andere Formate können Sie sich jetzt, glaube ich, den Rest denken.
Zum Vorgehen
Sägen Sie sich aus den Holzprofilen, die Sie im Baumarkt meist in Längen von 2 bis 3 m erhalten, Stücke der gewünschten Länge zurecht. (Oder lassen Sie das den freundlichen Herrn im Baumarkt gleich machen; oft geht das sogar kostenfrei.)
Bohren Sie sich ein paar Profile wie folgt: Je ein Loch an den Enden, dann verteilen Sie auf den Abstand dazwischen so viele Schrauben, dass sich zwischen je 2 Schrauben ein Abstand von 7 bis 8 cm ergibt. Es ist ratsam, alle Profile von gegebener Länge zu bohren, indem Sie das erste fertig gebohrte als Lehre nehmen. Wenn Sie dann mit einem 6-mm-Bohrer Löcher für 4-mm-Schrauben bohren, müssten eigentlich die Profile eigentlich gut untereinander austauschbar sein, d.h. ein gegebenes Profil passt nicht nur zu einem bestimmten Brett.
Nutzen Sie die fertigen Profile als Bohrlehre für die Bretter.
Fertig!
Einfach, nicht wahr?
Jetzt noch drei Worte zur
Anwendung
Bei der Klebebandmethode merkt man, dass die Papiere eine erhebliche Spannung aufbauen. Lassen Sie sich dadurch nicht verleiten, die Schrauben bzw. Muttern anzudrehen wie ein Kessenflicker, der einen Druckkesselflansch anschraubt. Ich habe diesen Fehler anfangs gemacht, und der Erfolg war, dass das Papier sich nicht vom Holz lösen wollte. Dieser Effekt, dass die Gelatine am Holz klebt, ist mir, obwohl ich ihn bei unbearbeitetem Holz erwartet hatte, nur in diesem Fall untergekommen, sonst aber nie. Heute drehe ich die Flügelmuttern (Den Luxus habe ich mir geleistet.) mit der Hand zu, während ich die Schraubenköpfe mit dem Daumen andrücke. Reicht!
Noch eines: Ich fand es anfänglich ganz fürchterlich, so viele Schrauben drehen zu müssen – bis ich darauf kam, dass man je nach Format durchaus auf zwei bis drei Seiten die Flügelmuttern auf den Schrauben lassen kann und die Bilder bequem daruntermogeln kann.
Auch hier: Nachteile?
Auch diese Methode hat ihre Nachteile:
- kostet so ein Haufen Schrauben und insbesondere Flügelmuttern etwas, und
- kann es die Geduld schon etwas strapazieren, so viele Schrauben anzudrehen.
Alternative Konstruktion
Ich hatte einmal mit dem Gedanken gespielt, die Sache auf einen festen Rahmen mit aufschraubbaren Profilen zu reduzieren. Damit wären die Fotos, da allseitig belüftet, sicher schneller getrocknet. Das Ganze hat jedoch einen gravierenden Nachteil: Versuchen Sie einmal, ein nasses Bild freischwebend in einen Rahmen einzuspannen. Geht nicht! Es hängt durch. Von einem Experten, dem das Einspannen offenbar trotzdem (vermutlich mit untergelegtem Brett) gelungen ist, hörte ich dann später, dass ihm ein solcher Rahmen beim Trocknen eines 40x50-Prints unter der Spannung des trocknenden Papiers zusammengebrochen sei. Das Brett hat also schon seinen Sinn.
Neben einer Reihe von Glückwünschen nach Teil 1 dieses Artikels, für die ich Ihnen recht herzlich danke, gab es auch die eine oder andere fachliche Zuschrift. Einige Anhänger der Klebebandmethode wiesen mich darauf hin, dass dieses oder jenes Problem bei ihnen auch, aber eben nur vorübergehend aufgetreten sei, und dies oder jenes sei die Lösung gewesen. Frau Hermanutz schrieb mir, dass Sie für die Klebebandmethode ganz begeistert von der Resopalplatte Trespa Meteon von Hoechst sei. Das Material ist zwar sehr teuer, aber Verschnittstücke sind wohl im Baumarkt für’n Appel und ’n Ei zu bekommen.
Daher eine Erläuterung: Ich will niemanden bekehren; man kann sich auf die Klebebandmethode einschießen – gar kein Zweifel. Ich war nur immer schon unzufrieden mit den Idiosynkrasien dieser Methode. Ich habe beim Ausprobieren meiner Methode nur wenig weniger Ausfälle gehabt als mit der Klebebandmethode.
So, das war sie, meine Revolution im Trockenwesen. Vielleicht finden Sie das Ganze nicht so spannend, dass Sie so lange darauf gewartet hätten. Dann nehmen Sie bitte zu meiner Entschuldigung zur Kenntnis, dass es ja auch nur für einen Artikel gedacht war.
Für mich waren die letzten zwei Monate, die ersten im Leben meiner jüngsten Tochter, extrem spannend.
Viel Spaß beim Basteln und Fotografieren.
Ihr Kolumnist Thomas Wollstein