2 Der Schwarzweißfilm - Das Negativ
2.1 Schichtaufbau der Aufnahmematerialien
2.2 Allgemeine Eigenschaften der Aufnahmematerialien und ihre Beeinflussung
2.2.1 Empfindlichkeit
2.2.2 Gradation und Kontrast
2.2.3 Körnigkeit
2.2.4 Auflösungsvermögen und Konturenschärfe
2.2.4.1 Auflösungsvermögen
2.2.4.2 Konturenschärfe
2.2.4.3 Die Modulationsübertragungsfunktion (MTF)
2.3 Allgemeine Anforderungen an ein Negati
2.3.1 Optimaler Schwärzungsumfang.
2.3.2 Gute Lichter- und Schattenzeichnung
2.3.3 Möglichst geringes Korn
2.3.4 Hohe Schärfe im bildwichtigen Detail
2.3.5 Fehlerfreiheit
2.3.6 Fazit
2.4 Gebräuchliche Aufnahmematerialien und ihre Eigenschaften
2.4.1 Wo liegen die Vor- und Nachteile von Flachkristallfilmen?
2.5 Lagerung von Filmen
TERRY SCHAEVEN
Stand 04/2008
2 Der Schwarzweißfilm / Das Negativ
2.1 Schichtaufbau der Aufnahmematerialien
Alle S/W-Filme die auf Silbersalztechnologie beruhen, haben im Prinzip einen ähnlichen Schichtaufbau. Auf einem durchsichtigen Schichtträger, meistens Polyester oder Azetylzellulose (Acetat) oder Estar sitzt die lichtempfindliche Schicht, Emulsion genannt. Diese wird durch eine darüber liegende Schutzschicht vor schädlichen Einflüssen geschützt. Auf der Rückseite des Schichtträgers befindet sich bei Roll- und Planfilmen noch die NC-Schicht (Non curling = nicht rollend), die ein zu starkes Durchwölben des Filmes verhindern soll. Um die Bildung von Reflexionshöfen zu vermeiden, ist die NC-Schicht entsprechend eingefärbt. Bei einzelnen, modernen Materialien ist auch zwischen Schichtträger und Emulsion eine besondere Lichthofschutzschicht angeordnet. (AHU-Schicht = Anti-halo-layer). Die Dicke des Schichtträgers ist verschieden, bei Rollfilmen beträgt sie etwa 0,09mm, bei Kleinbildfilmen 0,12mm und bei Planfilmen 0,2mm.
Die Emulsion ist die wichtigste Schicht und besteht aus Gelatine, in die die lichtempfindlichen Silbersalze (Silberbromid, Silberchlorid und Silberjodid) in Form kleiner Körnchen eingebettet sind. Diese Körnchen haben einen Durchmesser zwischen 0,2 und 5 Mikrometer. Jedes enthält zwischen 100 Millionen und 1 Milliarde Moleküle, die ein würfelförmiges Kristallgitter bilden. (Ausnahme: T-/Delta-/Sigma- Flachkristalle).
In diesen Silbersalzen werden durch die Belichtung chemische und physikalische Veränderungen hervorgerufen, die ein unsichtbares (latentes) Bild ergeben. Das latente Bild wird dann durch die Entwicklung millionenfach verstärkt und damit sichtbar gemacht. Von der Durchschnittsgröße der Silbersalzkörnchen sind wesentliche Eigenschaften der Emulsion abhängig, vor allem Lichtempfindlichkeit und Körnigkeit. Je größer das Durchschnittskorn, umso empfindlicher ist die Emulsion, aber umso grobkörniger arbeitet sie.
Die Dicke der Emulsion liegt im trockenen Zustand, je nach Filmart, zwischen 5 und 25 Mikrometer. Je dünner die Emulsion ist, umso geringer ist die Gefahr der Diffusionslichthofbildung. Hierunter ist eine unerwünschte Lichtstreuung innerhalb der Emulsion während der Belichtung in der Kamera zu verstehen. Im fertigen Negativ oder Positiv wirkt sich der Diffusionslichthof als Unschärfe aus. Daraus erklärt sich übrigens auch, dass überbelichtete Aufnahmen nicht so scharf wie richtig belichtete Aufnahmen sind.
Außer der Gelatine und den Silbersalzen enthält die Emulsion noch einige Zusätze, durch die besondere Eigenschaften erzielt werden. Dazu gehören Sensibilisatoren, um die Silbersalze farbempfindlich zu machen, Goldverbindungen zur Erhöhung der Lichtempfindlichkeit, Farbstoffe zur Verringerung des Diffusionslichthofs, Stabilisatoren zur Verbesserung der Haltbarkeit, Härtemittel zur Verbesserung der Wärmebeständigkeit und der mechanischen Festigkeit der Gelatine sowie Konservierungsmittel zum Schutz der Gelatine vor Bakterien.
Die inzwischen allgemein übliche Bezeichnung "Emulsion" ist fachlich ein falscher Ausdruck; denn in einer Emulsion ist eine Flüssigkeit in Form feiner Tröpfen in einer nicht mit ihr mischbaren anderen Flüssigkeit verteilt. Beim Film handelt es sich vielmehr um eine Suspension, einer Mischung aus festen und flüssigen Bestandteilen.
2.2 Allgemeine Eigenschaften der Aufnahmematerialien und ihre Beeinflussung
2.2.1 Empfindlichkeit
Die Lichtempfindlichkeit wird nach ISO-Standards festgelegt. Allgemein lässt sich sagen: die Empfindlichkeit wird durch die Lichtmenge bestimmt, welche auf einer Schicht die erste, für einen bestimmten Zweck gerade ausreichende Schwärzung hervorruft.
Wenn nun ein Negativ kopierfähig sein soll, dann müssen die hellsten Partien (die Schatten) wenigstens die Dichte 0,1 über dem Schleier besitzen.
Die Lichtempfindlichkeit wird heute nach ISO angegeben als eine Kombinationsbezeichnung aus der alten DIN und der amerikanischen ASA -Bezeichnung. Bei der DIN ist eine Erhöhung um 3 Stufen eine Verdopplung der Lichtempfindlichkeit, also ist z.B. ein DIN 18 Film doppelt so empfindlich als ein DIN 15 Film. Nach ASA wird der Zahlenwert linear verdoppelt. 15 DIN entsprechen 25 ASA und 18 DIN entsprechen 50 ASA. Entsprechend ist die ISO-Bezeichnung 15/25° bzw. 18/50°.
Man muss sich die Potenzierung der Lichtempfindlichkeit verdeutlichen. Ein Film mit einer Empfindlichkeit von 27DIN/400 ASA ist 16-fach empfindlicher als ein Film mit 15DIN/25ASA. Z.B: bei vorgegebenem identischem Blendenwert muss für eine Aufnahme, wo eine Belichtungszeit von 1/250 Sekunde bei einem 27/400er Film erforderlich ist bei einem 15/25er Film mit 1/15 Sekunde belichtet werden.
Manche Entwickler nutzen die Lichtempfindlichkeit der Aufnahmematerialien besser aus, andere weniger gut. (Siehe Kapitel Entwickler).
Durch Überentwicklung (Pushen) wird die Lichtempfindlichkeit eines Aufnahmematerials ebenfalls besser ausgenutzt. Eine Überentwicklung wirkt sich jedoch sehr nachteilig auf andere Eigenschaften, insbesondere Gradation und Körnigkeit aus. Aus diesem Grunde ist es ein großer Irrtum, wenn wir glauben, aus unterbelichteten Aufnahmen durch eine Überentwicklung noch gute Negative machen zu können.
Durch Unterentwicklung wird die Lichtempfindlichkeit der Aufnahmematerialien nicht voll genutzt. Das bedeutet, dass eine knappe Entwicklung, wie sie manchmal notwendig ist, um zu hohe Schwärzungsunterschiede im Negativ zu vermeiden, durch reichlichere Belichtung kompensiert werden muss. Geschieht das nicht, dann fallen die Negative zu dünn aus und lassen sich kaum vergrößern.
Über die Steuerung der Belichtung und Entwicklung wird im speziellen Kapitel noch eingegangen.
2.2.2 Gradation und Kontrast
Unter Gradation verstehen wir die Art und Weise, wie das Aufnahmematerial die Helligkeitswerte des Objekts in Grauwerte umwandelt. Dieses Kontrastwiedergabevermögen ist eine wesentliche Eigenschaft der Aufnahmematerialien.
Das offizielle Maß für die Gradation ist der Gammawert. Der Gammawert ist die Steigung des geraden Kurvenstücks (Gamma= Tang. Alpha). Je steiler die Gradationskurve, d.h., je höher der Gammawert, um so härter arbeitet das Material.
Durch die Entwicklung kann die Gradation eines Aufnahmematerials in weiten Grenzen beeinflusst werden. Unterentwicklung bewirkt eine flachere Gradationskurve, während durch Überentwicklung ein höherer Gammawert erreicht wird. Darauf wird im Abschnitt "Entwicklung" noch näher eingegangen.
Man unterscheidet drei Arten des Kontrastes: den MAKRO- Kontrast, den LOKALEN -Kontrast und den MIKRO- Kontrast. Der Kontrast, den wir mit einem Densitometer messen oder der in den Kurven der Hersteller wiedergeben wird, ist der Makro-Kontrast.
Er gibt den Kontrast in großen Flächen des Negativs wieder. Üblicherweise werden zur Messung hier 2,8mm² Fläche des Negativs herangezogen. Der Mikro-Kontrast wird über eine vielfach kleinere Fläche gemessen. Seine Kurve ist immer wesentlich steiler. Der Tonwertumfang in einem kleinen Bereich wird immer höher ausfallen als in einer größeren Fläche. Deshalb ist die Fläche eines Mikro-Kontrastes in einem Kleinbildnegativ schon ein Makro-Kontrast in einem 18x24cm Negativ bei der gleichen Detailwiedergabe. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass Großformatnegative und –Bilder bessere Reproduktionen der Mikro-Details wiedergeben. Der Mikro-Kontrast kann wesentlich durch die Wahl des Entwicklers und durch die Bewegung während der Entwicklung beeinflusst werden.
Der Mikro-Kontrast erklärt auch, weshalb wir Probleme bei der Vergrößerung von Flachkristallfilmen im Lichterbereich haben. Auch wenn diese Emulsionen ein feineres Korn und ein höheres Auflösungsvermögen haben, haben diese Filme einen zu hohen Mikro-Kontrast in den Lichtern. Der Grund hierfür ist, dass die laterale Dimension der Flachkristalle (die dem Licht ausgesetzt sind) erheblich größer als konventionelle Silberkristalle sind. Weil diese Flachkristalle das Licht nicht so zerstreuen wie konventionelle Kristalle bei einem abrupten Wechsel in der Belichtungsintensität, ergibt sich die Tendenz zu einem extrem hohen Kontrast in den Mikro-Zonen.
Der Makro-Kontrast zeigt die großen Kontrastunterschiede und wird herangezogen um z.B. die Papiergradation zu bestimmen.
Der Lokale Kontrast ist ein Synonym für die Gradation. Wir verwenden diesen Begriff jedoch meistens nur für einen "Ausschnitt" aus der Gradationskurve. Zum Beispiel, wenn wir uns über die Mitteltöne in den Zonen zwischen III und VI unterhalten. Der lokale Kontrast wird wesentlich vom gewählten Entwickler beeinflusst. Manche Entwickler "steilen" die mittleren Graustufen auf und separieren hier besser, haben dann aber meist eine "flache" Grauwert-wiedergabe in den Schatten. Andere Entwickler komprimieren den Grauwertumfang in den Mitteltönen oder haben eine flache Schulter in den Spitzlichtern. Statt "Lokaler Kontrast" wird auch häufig der Begriff "Partieller Kontrast" verwendet.
In der bildmäßigen Fotografie bei der Verwendung von Vergrößerungsgeräten mit diffusem Licht werden im allgemeinen Negative mit einem Gammawert von 0,5 bis 0,7 angestrebt. Ist der Gammawert niedriger als 0,5, dann können die Negative sogar für extrahartes Fotopapier zu flau sein. Ist der Gammawert höher als 0,7, dann sind die Negative unter Umständen sogar für weich arbeitendes Fotopapier zu hart.
Die meisten Filmhersteller empfehlen heute ein mittleres Gamma von 0,65 für die modernen
Vergrößerungsgeräte mit diffusem Licht, was eindeutig zu hoch ist.
Da der Schwärzungsumfang des Negativs vom Helligkeitsumfang des Aufnahmeobjekts und vom Gammawert des Negativs abhängig ist, wäre es ideal, wenn jedes Negativ einzeln so entwickelt würde, dass der richtige Schwärzungsumfang erreicht wird. Leider ist dies bei Roll- und Kleinbildfilmen nicht möglich.
Die Negativqualität wird insbesondere durch die beiden Parameter "Schärfe" und "Feinkörnigkeit" charakterisiert. Um diese Parameter zu erreichen muss das Negativ einen niedrigen Dichteumfang haben. Die maximale Dichte solle nicht über 0,9 oberhalb des Grundschleiers bei Kleinbildnegativen liegen und nicht über 1,2 bei großen Negativen. Hieraus ergibt sich im Idealfall, dass Kleinbildnegative auf Gradation 3 und Großnegative auf Gradation 2 vergrößert werden sollen/können. Auf diese Problematik wird später noch eingegangen.
2.2.3 Körnigkeit
Wie bereits ausgeführt, gibt es einen direkten Zusammenhang zwischen der Lichtempfindlichkeit einer Emulsion und der Durchschnittsgröße der in ihr enthaltenen Silbersalzkörnchen. Je größer das Durchschnittskorn ist, umso höher ist die Lichtempfindlichkeit der Emulsion. Das bedeutet, dass hochempfindliche Aufnahmematerialien grobkörnigere Negative als niedrigempfindlichere ergeben.
Die Körnung ist jedoch nicht nur vom Aufbau der Emulsion abhängig, auch die Verarbeitung (Belichtung und Entwicklung) spielt eine große Rolle. Bei Unterbelichtung erhalten lediglich die empfindlichsten (größten) Silberkörnchen genügend Licht, um entwickelt werden zu können. Die Folge davon ist, dass unterbelichtete Negative bei gleicher Entwicklung grobkörniger als richtig belichtete sind. Bei der Entwicklung kann es vorkommen, dass durch Anwendung eines ungeeigneten Entwicklers oder durch Überentwicklung Kornzusammenballungen entstehen. Die Körnigkeit des Aufnahmematerials kann also auch durch unsachgemäße Entwicklung sehr nachteilig beeinflusst werden. Im fertigen Bild äußert sich die Körnigkeit dadurch, dass Flächen, die eigentlich gleichmäßig grau sein müssten, zerrissen wirken. Im Allgemeinen wird in der Fototechnik ein möglichst feines Korn angestrebt, weil der Informationsgehalt eines Bildes durch grobes Korn verringert wird. In einigen Fällen wird jedoch aus gestalterischen Gründen, um unwesentliche Details zu unterdrücken, grobes Korn gewünscht. Die Körnigkeit kann also auch bewusst als Gestaltungsmittel eingesetzt werden.
Die Körnigkeit wird von den meisten Herstellern als "RMS-Wert" angegeben. (RMS=Route Mean Square). Einige Werte zur Info: Technical - Pan = 5, TMX = 8, APX 100= 9, TMY = 10. TRI-X = 16.
2.2.4 Auflösungsvermögen und Konturenschärfe
Diese beiden Eigenschaften geben gemeinsam darüber Auskunft, wie das Aufnahmematerial in der Lage ist, kleinste Details noch gut erkennbar wiederzugeben. Aus dem vorhergehenden Abschnitt können wir schlussfolgern, dass beide Eigenschaften weitgehend von der Körnigkeit abhängen. Sie können demzufolge ebenfalls durch die Belichtung und Entwicklung beeinflusst werden. Bei falscher Belichtung oder Entwicklung verringern sich das Auflösungsvermögen und die Konturenschärfe eines Materials beträchtlich.
2.2.4.1 Auflösungsvermögen
Das Auflösungsvermögen gibt an, wie viel einzelne Linien ein Millimeter der Emulsion noch getrennt scharf wiedergeben kann. Je mehr Linien das sind, umso besser ist das Auflösungsvermögen der Schicht, umso größer ist der mögliche Informationsgehalt des Aufnahmematerials. Ein Paradebeispiel für einen Film mit extrem hoher Auflösung ist der Kodak TMX und der FUJI ACROS. (Abgesehen von Sonderfilmen wie AGFA-COPEX und Technical Pan). Nachfolgend die Auflösungswerte der bekanntesten Filme in absteigender Reihenfolge.
Auflösung von Linien pro mm bei einem Kontrastumfang von 1000:1
Film |
L / mm |
AGFA-Copex / Gigabit etc. |
= 600 |
Technical Pan |
= 320 |
APX 25 (nicht mehr lieferbar) |
= 200 |
TMX 100 |
= 200 |
FUJI ACROS 100 |
= 200 |
Delta 100 |
= 160 |
Pan F |
= 150 |
APX 100 |
= 150 |
BW400CN |
= 150 |
Delta 400 |
= 145 |
TMY 400 |
= 125 |
EFKE KB 25 |
= 125 |
Plus X |
= 125 |
FP4 Plus |
= 110 |
APX 400 |
= 110 |
Efke KB 50 |
= 105 |
HP5 |
= 100 |
TRI-X |
= 100 |
Tabelle 2: Auflösungsvermögen von SW-Filmen
In der Praxis fotografieren wir natürlich nur äußerst selten Gegenstände mit schwarzen oder weißen Linien, und auch die übrigen Bedingungen unserer praktischen Aufnahmen, beispielsweise der Kontrast, die Beleuchtung und auch die Art der Auswertung der Ergebnisse, sind andere als die zur Messung des Auflösungsvermögens. Es nimmt also kein Wunder, dass man bestrebt ist, einen anderen Begriff zu finden, der den praktischen Bedingungen näher wäre. Als solcher wird meistens der Begriff Schärfe angeführt, denn es ist gerade die Bildschärfe, die uns bei der Beurteilung eines Negatives oder des vergrößerten Bildes interessiert. Jedes Mal, wenn wir von der Schärfe sprechen, muss es uns klar sein, dass dieser Bergriff eine größere Reichweite als das Auflösungsvermögen hat. Der weitere Unterschied besteht darin, dass die Schärfe eine subjektive Größe ist; ein bestimmtes Bild hat nach persönlicher Beurteilung ein schärferes Aussehen als ein anderes.
2.2.4.2 Konturenschärfe
DieKonturenschärfe gibt ebenfalls Auskunft über die Schärfeleistung fotografischer Materialien. Während das Auflösungsvermögen die Anzahl der Details angibt, die auf einem Millimeter der Schicht erkennbar wiedergegeben werden können, sagt die Konturenschärfe etwas darüber aus, wie scharf die Konturen dieses Details sind. Die Konturenschärfe ist umso besser, je besser der Lichthofschutz des Materials ist. Die modernen Aufnahmematerialien zeichnen sich unter anderem durch einen besonders wirksamen Lichthofschutz aus.
Dieser wird durch Einfärben der Emulsion und durch Verlegen der Lichthofschutzschicht zwischen Emulsion und Schichtträger erreicht. Ein Paradebeispiel für einen Film mit extrem hoher Konturenschärfe ist der AGFA APX 100, der eine besondere AHU-Zwischenschicht hat, sowie ein spezielles Soforthärtungsverfahren integriert hat.
International wird für die Konturenschärfe der Begriff "Acutance" meistens verwendet. Wenn eine möglichst große Konturenschärfe erreicht werden soll, muss man darauf achten, dass die in die Schichten eindringenden Lichtstrahlen durch Beugung an den Silberbromidkriställchen nicht in die nebenliegenden Schattenpartien des Bildes überspiegelt werden. Wir müssen deshalb Emulsionen mit kleinen Mikrokristallen anwenden, die Schicht selbst muss möglichst dünn und wenig lichtdurchlässig sein. Ein Graufärben des Schichtträgers und außerdem eine hochwirksame Lichthofschutzschicht sind darüber hinaus erforderlich. Die Rückschicht des Filmes wird bei der Verarbeitung entfärbt.
Die zweite Gruppe der die Schärfe beeinflussenden Faktoren steht mit dem Kontrast im Zusammenhange. Es ist vor allem der Kontrast oder besser gesagt die Steilheit der eigentlichen lichtempfindlichen Schichten; dazu kommt der Helligkeitskontrast des Aufnahmegegenstandes, der Beleuchtungskontrast und der Entwicklungskontrast. Je größer diese Kontraste sind, desto besser ist die Konturenschärfe. Unter dem Mikroskop können wir dann genau feststellen, wie steil der Übergang der lichten Fläche in die dunkle auf dem Negativ oder Positiv verläuft. Ein Material mit kleiner Schärfe wird einen allmählichen Übergang aufweisen, wogegen für große Schärfe ein plötzlicher Übergang charakteristisch ist.
2.2.4.3 Die Modulationsübertragungsfunktion (MTF)
Dieser Begriff ist uns primär aus den Datenblättern der Objektivhersteller bekannt. Er wird aber auch immer häufiger für die Kontrastwiedergabe bei Negativen in Abhängigkeit vom Spektralbereich verwendet. Die obigen Werte für das Auflösungsvermögen sind nämlich reine Theorie, da im fotografischen Alltag man kaum mit einem vorhandenen Kontrast von 1000:1 konfrontiert wird und das Auflösungsvermögen bei geringerem Kontrast drastisch absinkt. Namhafte Objektivhersteller wie ZEISS und SCHNEIDER liefern zu all ihren Objektiven MTF-Kurven, aus denen die Modulationsübertragung bei bestimmten Ortsfrequenzen angegeben wird.
Ideale Objektive und Filme haben die Aufgabe, alle in einem Objekt vorkommenden groben und feinen Strukturen wirklichkeitsgetreu abzubilden. Dies bedeutet, dass die im Objekt vorgegebenen Helligkeitsunterschiede sich unverändert im Bild wiederfinden, und zwar für die unterschiedlichsten Strukturen gleichermaßen. Diese Forderung ist schon aus physikalischen Gründen nicht streng erfüllbar. Es treten im gesamten Bereich, von den groben bis zu den feinsten Strukturen, mehr oder weniger große Kontrastverluste auf. Dieser gesamte Strukturbereich wird nun zahlenmäßig erfasst durch die Anzahl von Linienpaaren pro Millimeter.
Die MTF beschreibt den in der Bildebene, also auf dem Negativ noch auftretenden Kontrast in Abhängigkeit von der Anzahl der Linienpaare pro Millimeter. Die Abkürzung MTF drückt diesen Sachverhalt aus, sie kommt aus dem englischen Modulation Transfer Function (Modulations- oder Kontrastübertragungsfunktion).
Die Modulationswiedergabe für feinere Strukturen wird immer schlechter mit zunehmender Ortsfrequenz in Linienpaaren pro mm und sinkt für eine bestimmte Anzahl von Linienpaaren pro Millimeter auf Null. Für den "Schärfeeindruck" ist also nicht die höchste Ortsfrequenz maßgebend, sondern eine möglichst hohe Kontrastwiedergabe über den gesamten Ortsfrequenzbereich, bis zu einer vom Anwendungsfall abhängigen höchsten Ortsfrequenz. Dies ist der "Knackpunkt". Die Flachkristallfilme mit sehr hoher Auflösung pro mm bei einem Kontrast von 1000:1 können bei Betrachtung der MTF-Kurven bei bestimmten Ortsfrequenzen den herkömmlichen Silberkristallfilmen weit unterlegen sein. Ein Film mit einer hervorragenden MTF-Kurve kann jedoch nur die feinen Strukturen wirklichkeitsgetreu wiedergeben, die ihm vom Objektiv geliefert werden. Deshalb sind gute Objektive Voraussetzung für Negative mit großem Mikrokontrast (siehe auch Begriffserklärungen).
2.3 Allgemeine Anforderungen an ein Negativ
Negative sollen sich ohne besonderen Aufwand vergrößern lassen und dabei brillante Positive mit guter Lichter- und Schattenzeichnung sowie hoher Schärfe im bildwichtigen Detail ergeben. Um diese Anforderungen zu erfüllen, sind folgende Voraussetzungen notwendig:
2.3.1 Optimaler Schwärzungsumfang.
Da die Fotopapiere nur einen begrenzten Kontrastumfang wiedergeben können, dürfen die Negative weder zu hohe noch zu geringe Schwärzungsunterschiede aufweisen.
Negative mit zu hohem Schwärzungsumfang werden als "harte Negative" bezeichnet. Sind die Negative zu hart, kann das Fotopapier entweder nur die Schatten gut wiedergeben, und die Lichter bleiben kreidig weiß, oder die Lichter sind gut durchgezeichnet, während die Schatten rußig schwarz zulaufen. Häufig können wir zwar in solchen Fällen durch Abwedeln und Nachbelichten beim Vergrößern Abhilfe schaffen, einwandfreie Negative erfordern keinen derartigen zusätzlichen Aufwand.
Ist der Schwärzungsumfang des Negativs zu gering, dann kann auch mit hart arbeitendem Fotopapier kein brillantes Positiv erzielt werden.
Je nach Belichtung werden im Positiv entweder die tiefsten Schatten nicht schwarz, sondern nur dunkelgrau, oder die hellsten Lichter bleiben nicht weiß, sie erhalten einen grauen Bildton. In beiden Fällen wirken die Bilder kraftlos, sie sind "flau".
Der Schwärzungsumfang des Negativs ist zwar in erster Linie vom Kontrast des Aufnahmeobjekts und von der Gradation des Aufnahmematerials abhängig, er kann jedoch durch die Entwicklung in weiten Grenzen beeinflusst werden. Es ist sowohl eine Kontraststeigerung als auch eine Kontrastverringerung möglich. (Siehe Entwicklung).
2.3.2 Gute Lichter- und Schattenzeichnung
Grundsätzlich handelt es sich hier um das alte Problem des Kontrastausgleiches, welches wir jetzt etwas eingehender behandeln wollen. Die Aufnahmeobjekte haben verschiedenes Lichtreflexionsvermögen und abweichende Lichtdurchlässigkeit. Manche reflektieren das auffallende Licht gut und erscheinen hell, andere werfen nur wenig Licht zurück oder lassen nur wenig Licht durchdringen und sind dann dunkel. Die größten Helligkeitsunterschiede entsprechen in der Praxis dem Verhältnis von etwa 1:40. Dies gilt für den Fall, dass der ganze Gegenstand ganz gleichmäßig beleuchtet ist. Bei ungleichmäßiger Beleuchtung vergrößert sich dieses Verhältnis. Scharfe, konzentrierte und einseitige Beleuchtung bildet Stellen mit großer und kleiner Beleuchtungsintensität, welche auf dem Bild als Lichter und Schatten bezeichnet werden. Unter diesen Bedingungen können die Helligkeitsunterschiede zwischen den am meisten und wenigsten belichteten Stellen, welche wir als Kontraste des Aufnahmegegenstandes bezeichnen, einem Verhältnis von bis 1:1000 und mehr entsprechen, wie wir aus folgender Zusammenstellung ersehen können:
Objekt |
Kontrastumfang |
lg |
Druckvorlage bei flacher Beleuchtung |
1: 32 |
1,5 |
Porträt mit flauer Beleuchtung |
1: 40 |
1,6 |
Landschaft im Nebel |
1:20 |
1,3 |
Offene Landschaft im Sonnenlicht |
1:50 bis 1:100 |
1,7-2,0 |
Landschaft mit dunklem Vordergrund |
1: 300 |
2,5 |
Landschaft mit dunklem Vordergrund im Gegenlicht |
1:500 bis 1:1000 |
2,7-3,0 |
Innenaufnahme mit Durchblick aus dem Fenster |
1:1000 bis 1:5000 |
3,0-3,7 |
Nachtaufnahmen bei Straßenbeleuchtung |
1:500 bis 1:10000 |
2,7-4,0 |
Tabelle 3: Kontrastumfang verschiedene Motive
Dieses Verhältnis der Helligkeitsunterschiede entspricht bei der Aufnahme direkt den Belichtungsunterschieden auf verschiedenen Stellen des Negativs. Das Verhältnis dieser verschiedenen Helligkeitsunterschiede, mit anderen Worten der Kontrastumfang, wird gewöhnlich in logarithmischen Werten ausgedrückt (lg). Im besten Falle kann das Papierbild die Kontraste von etwa 1:40 wiedergeben, denn das Reflexionsvermögen der hellsten Papierpartien ist ungefähr 40mal so groß wie das der dunkelsten Stellen. Falls wir diesen Unterschied durch die logarithmischen Einheiten der optischen Dichte, d.h. die Schwärzung ausdrücken, kommen wir zum Werte von 1,6 bis 1,7.
Wenn wir diese beschränkte Schwärzungsskala des Papierbildes ganz ausnutzen wollen, müssen wir sie mit den Kontrasten des Aufnahmeobjektes oder mit anderen Worten mit dem Belichtungsumfang des Negativen in Einklang bringen. Falls der logarithmische Belichtungsumfang kleiner als 1,6 ist, ergeben sich bei der Wiedergabe keine Schwierigkeiten. Solche Fälle sind aber im Allgemeinen sehr selten; öfter macht sich ein wesentlich größerer Belichtungsumfang geltend. Bis zu einer gewissen Grenze, welche unter normalen Bedingungen bei 2,5 bis 3,0 liegt, können diese Belichtungsunterschiede durch Anwendung geeigneter Papiergradationen und Entwicklungsverfahren bewältigt werden. Dies gilt allerdings nur dann, wenn die Belichtung richtig war, d.h., wenn der ganze Helligkeitsumfang im Bereich der charakteristischen Schwärzungskurve liegt und dabei der sog. Gamma-Wert des Negativs optimal ist, also etwa bei 0,7 liegt. Bei ungenauer Belichtung oder bei Material mit einer zu steilen ansteigenden Schwärzungskurve kann es vorkommen, dass der Belichtungsumfang größer ist, als das Material verarbeiten kann. Die Folge ist dann, dass Einzelheiten in den hellen der dunklen Teiles des Aufnahmeobjektes verloren gehen.
Das Positiv kann nur dann sowohl die Lichter als auch die Schatten gut durchgezeichnet wiedergeben, wenn diese bereits im Negativ in entsprechender Weise enthalten sind. Das hängt vor allem von der Belichtung des Aufnahmematerials in der Kamera ab. Die Entwicklung hat hierbei weniger Einfluss. Unterbelichtete Negative zeigen zwar eine gute Wiedergabe der Lichterpartien, jedoch keine Tontrennung in den Schattenpartien.
Bei Überbelichtung werden die Schattenpartien des Objekts in der Regel gut wiedergegeben, die Lichter zeigen jedoch Überstrahlungserscheinungen und heben sich nicht mehr voneinander ab. Sie erscheinen im Positiv als gleichmäßige weiße Fläche.
Das ideale Negativ muss auch in den tiefsten bildwichtigen Schattenpartien einen gerade noch kopierbaren Grauwert aufweisen. Das setzt eine exakte Belichtung des Aufnahmematerials in der Kamera voraus. Darüber hinaus eine dem Entwickler und dem Entwicklungsprozess angepasste ISO-Einstellung. Man muss sich darüber im Klaren sein, dass bei den meisten Film-/ Entwicklerkombinationen zur Erreichung einer Schwärzung von 0,1 Dichte über dem Schwellenwert grundsätzlich eine geringere ISO-Einstellung an der Kamera bzw. am Belichtungsmesser notwendig ist, als die vom Hersteller vorgegebene Klassifizierung.
Werden Entwickler verwendet, die die Lichtempfindlichkeit nicht voll ausnutzen, dann muss noch reichlicher belichtet werden. Wird das nicht berücksichtigt, fehlt im Negativ die Schattenzeichnung. Andererseits muss meistens zur Kompensation der leichten "Überbelichtung" und zur Erzielung einer guten Lichterwiedergabe die Entwicklungszeit verkürzt werden.
2.3.3 Möglichst geringes Korn
In der Regel werden kornlose Bilder angestrebt. Nur in der ästhetisch-künstlerischen Fotografie wird manchmal das Korn als Gestaltungsmittel bewusst angewandt.
Die Körnigkeit hängt zwar in erster Linie vom Aufnahmematerial ab, sie kann jedoch durch die Belichtung und Entwicklung wesentlich beeinflusst werden. Selbstverständlich spielt dabei auch der erforderliche Vergrößerungsmaßstab eine entscheidende Rolle. Nur bei starker Vergrößerung macht sich das Korn im Positiv störend bemerkbar.
2.3.4 Hohe Schärfe im bildwichtigen Detail
Die Schärfe des Bildes ist zwar vor allem von der Qualität des Aufnahmeobjektivs und von der genauen Scharfeinstellung bei der Aufnahme sowie einer verwacklungsfreien Aufnahme(Stativ!) abhängig, großen Einfluss hat jedoch auch die Belichtung.
Bei Überbelichtung entstehen größere Diffusionslichthöfe oder sogar Reflexionslichthöfe, welche sich sehr nachteilig auf die Bildschärfe auswirken.
Bei Unterbelichtung werden die Negative wesentlich grobkörniger, wodurch sich die Bildschärfe ebenfalls verschlechtert. Da die verschiedenen Entwickler bzw. Entwicklungsmethoden die Lichtempfindlichkeit der Aufnahmematerialien unterschiedlich ausnutzen, ist die optimale Belichtung in besonderen Fällen sogar von der geplanten Entwicklung abhängig. Auch das durch falsche Entwicklung entstehende gröbere Korn kann die Bildschärfe sehr nachteilig beeinflussen.
2.3.5 Fehlerfreiheit
Alle Fehler im Negativ verlangen umständliche zusätzlich Nacharbeiten, wenn sie sich nicht im Positiv nachteilig auswirken sollen. In vielen Fällen ist es nicht einmal möglich, die Bilder durch nachträgliche Arbeiten zu retten. Es ist deshalb notwendig bei der Lagerung, Nutzung und Verarbeitung besonders sorgfältig zu sein.
Hierzu zählen z.B.: kühle und trockene Lagerung der Filme, Einlegen und Entnahme der Filme bei der Kamera im "Schatten", richtige Belichtung, saubere, staubfreie Laborbedingungen. Ein durch falsche Belichtung, Entwicklung oder unsachgemäße Behandlung verdorbenes Negativ ist meist unwiederbringlich verloren.
2.3.6 Fazit
Das ideale Negativ entsteht durch Verwendung des am besten geeigneten Aufnahmematerials, durch exakte angepasste Belichtung, durch optimale Entwicklung und durch größte Sorgfalt bei der gesamten Bearbeitung. Dabei kommt es besonders darauf an, Belichtung und Entwicklung genau aufeinander abzustimmen.
2.4 Gebräuchliche Aufnahmematerialien und ihre Eigenschaften
Der Markt bietet (noch) eine Vielzahl von S/W-Filmen an. Die angebotenen Markenfilmtypen und Konfektionierungen werden jedoch von der Industrie langsam reduziert, so sind einige Filme ganz vom Markt verschwunden und anderen werden nur noch als 135er und 120er Filme angeboten. Es gibt z.B. nur noch den TRI-X 320 in 220er Konfektion. Der Plus-X als 220er ist nur noch in den USA lieferbar. Ilford hat die Produktion der 220er FP4 und HP5 Filme eingestellt.
An Stelle der herkömmlichen Silberhalogenid-Filme treten im Angebot der Hersteller immer mehr die chromogen zu entwickelnden Filme. Insbesondere sind hier die Filme ILFORD XP2 und Kodak BW 400CN zu nennen.
Diese sind aber trotz wesentlichen Verbesserungen in den letzten Jahren noch nicht über Jahrzehnte archivfest und alterungsbeständig. Ferner können diese Filme, speziell der Kodak-Film, Probleme bedingt durch die Maskierungseinfärbung und die hohe Grunddichte beim Vergrößern auf kontrastvariables Papier bereiten.
Alle lieferbaren S/W-Negativfilme kann man in sechs Gruppen einordnen:
-
konventionelle S/W-Negativfilme (Panchromatische Filme)
-
Flachkristallfilme (Panchromatische Filme)
-
Chromogene Filme (Panchromatische Filme auf Colortechnologie basierend)
-
Dokumentenfilme
-
Infrarotfilme
-
Orthochromatische Filme und Pan-Orthochromatische Filme
-
S/W-Dia-Filme
Hier wollen wir jedoch nur die beiden ersten Gruppen im Detail behandeln.
Ich habe praktisch alle lieferbaren Filme getestet, sowohl in der praktischen Anwendung, als auch densitometrisch mit der entsprechenden Gradations- und Gammakurvenauswertungen unter Verwendung unterschiedlicher Entwickler.
Ich kann hier den Kleinbild- und Mittelformatfotografen nur dringend empfehlen, Filme einer der vier "großen" Marken AGFA, FUJI, ILFORD oder KODAK zu verwenden. Der APX von Agfa ist nur noch aus Restbeständen als Kleinbildfilm derzeit auf dem Markt.
Alle getesteten "Exoten" haben zwar ihren Reiz, aber auch ihre Grenzen, sei es grobes Korn, geringe Kantenschärfe oder Auflösung, schlechter Partial- und Mikrokontrast, ungünstige Gradationskurve etc. Darüber hinaus sind einige dieser Filme auch extrem verarbeitungsempfindlich.
Dies betrifft auch die extrem hochauflösenden Filme auf Basis des AGFA-COPEX sowie den Kodak Technical-Pan (nicht mehr in Produktion), der z.B. aufgrund seiner hohen Rotempfindlichkeit mit einem permanent vorgeschaltetem Grünfilter verwendet werden sollte, um mit ihm panchromatische Farbwiedergabe halbwegs zu realisieren.
Ich kann hier nur folgende Empfehlungen aussprechen:
Empfindlichkeitsklasse bis ISO125 /22°
AGFA APX 100 (Leider nur noch als 135-36er Film erhältlich)
Ilford FP4
Kodak PanX 125
-----------------------------------
Ilford Delta 100
Kodak TMX
Empflindlichkeitsklasse bis ISO 400/27°
AGFA APX 400 (Nur noch begrenzt als 135-36er Film erhältlich)
FUJI Neopan 400
Kodak TRI-X-Professional 320 (Nur Rollfilm lieferbar)
Kodak TRI-X-400
------------------------------------------------
Ilford Delta 400
Kodak TMY
Die jeweils unter dem Trennstrich letztgenannten in obigen Klassen sind Flachkristallfilme.
Der Fuji Neopan ACROS 100 hat die gleiche hohe Auflösung wie der Kodak TMX, zudem weist er bei Langzeitbelichtungen bis etwa 10 Sekunden keinen Schwarzschildeffekt auf. Aber die Grauwerte dieses Films wirken sehr schlecht und „synthetisch“. Deshalb kann ich ihn nicht empfehlen.
Der Ilford PAN-F ist ein veralteter Film. Die meisten der obigen ISO 100/125er Filme sind ihm bereits im Punkt Feinkörnigkeit und Auflösung überlegen. Außerdem haben sie eine günstigere Gradationskurve ohne die ausgeprägten Fuß- und Schulterabflachungen.
Der Ilford HP5 hat für das KB/MF-Format ein zu grobes Korn um als generelle Empfehlung genannt werden zu können.
Ein „Flop“ sind die von verschiedenen „Kleinherstellern“ angebotenen Filme auf klarem Träger. Zum einen lassen sich diese Filme aufgrund ihrer Sprödigkeit oft nicht vom Kameramotor richtig transportieren, zum anderen ist der Lichthofschutz miserabel.
Eine Kurzcharakterisierung der empfehlenswerten Filme:
AGFA APX 100 ist ein hervorragender Film der Klasse bis 125 mit hohem Auflösungsvermögen, der wohl besten Konturenschärfe und einer sehr schönen Gradation bei allen Entwicklern. (Leider wird er nicht mehr hergestellt.)
AGFA APX 400 hat den schönsten Gradationsverlauf aller hochempfindlichen Filme und gibt die Grautöne phantastisch wieder. Er hat zudem das "schönste" Korn. (Leider wird er nicht mehr hergestellt.)
ILFORD FP4plus ist ein wirklich universell einsetzbarer Film, der gut steuerbar und sehr gutmütig ist und bei entsprechenden Entwicklern eine sehr schöne Gradationskurve hat. Er harmonisiert jedoch nicht mit allen Entwicklern.
KODAK PAN-X125 ist ein sehr scharfer Film, für Landschaftsaufnahmen empfehlenswert.
KODAK TRI-X 320 Professional ist ein Film den es bereits seit 1954 gibt, aber im Laufe der Jahre einige Modifikationen in der Emulsionstechnologie erlebt hat. Er ist "der" klassische Film schlechthin mit guten Steuerungseigenschaften und einer großen "Gutmütigkeit". Er lässt sich auch hervorragend pushen. Er bringt ganz hervorragende Grauwerte und Detailkontraste (Der TRI-X-Amateurfilm mit 400 ASA hat eine andere Gradationskurve). Außerdem ist er der einzige in Deutschland noch lieferbare 220er Film.
Bei dieser Gelegenheit möchte ich auf die Untersuchungen von ZEISS hinweisen, wo die Planlage und damit die Bildschärfe speziell von Rollfilmen in Mittelformatkameras überprüft wurden mit z.T. erschreckenden Ergebnissen. ZEISS empfiehlt deshalb möglichst 220er Filme zu verwenden, da diese eine wesentlich bessere Planlage haben. Nur Mittelformatkameras mit nicht umgelenkter Filmführung (PENTAX 67, Fujica 670/690, Mamiya 7) und mit einem Vakuumansaugsystem (CONTAX 645) gewährleisten immer eine gute Planlage von 120er Rollfilmen und damit durchgehende Schärfe.
Auf höchstempfindliche Filme von ISO 800/1600/3200 möchte ich hier nicht eingehen, da diese nur für bestimmte Anwendungen einsetzbar sind und ein sehr grobes Korn haben. Ebenso sollen hier die lieferbaren Infrarotfilme von Kodak und MACO nicht behandelt werden, da sie nur für Sonderanwendungen interessant sind.
Die oben genannten Filme lassen sich in zwei Kategorien bzgl. ihrer Silberhalogenidkristallen einteilen, zum Einen die Filme mit klassischen Silberkristallen und zum Anderen die Filme TMX/TMY mit T-Kristallen und die Delta 100/400 mit Delta-Kristallen sowie FUJI ACROS mit SIGMA-Kristallen, jeweils als "Flachkristalle".
2.4.1 Wo liegen die Vor- und Nachteile von Flachkristallfilmen?
Bis 1988 gab es nur Filme mit herkömmlichen Silberkristallen. Es gab "alte" Dickschichtfilme wie den bekannten Kodak Super XX und die neueren Dünnschichtfilme, die auf dem ADOX KB 14/ KB 17 von 1952 basieren, welche die ersten Dünnschichtfilme waren und für ihre Zeit eine exzellente Schärfe hatte. Die von EFKE erhältlichen Nachfolger der ADOX-Filme (Siehe Tabelle Auflösungsvermögen) entsprechen einfach nicht mehr dem Stand der heutigen Technik und verursachen erhebliche Probleme bei der Gradationssteuerung und der Verarbeitung.
Der Vorteil der Flachkristallfilme besteht darin, dass diese Filme ein höheres Auflösungsvermögen (Linien pro mm) haben als herkömmliche Filme gleicher Empfindlichkeit, wobei hier der Kodak TMX und der FUJI ACROS die höchste Auflösung mit 200 Linien/mm haben.
Ferner sind diese Filme extrem feinkörnig. Sie weisen bei den meisten Entwicklern eine fast gerade verlaufende Gradationskurve auf, die allerdings auch in den Lichtern bei den meisten Entwicklern weiter gerade verläuft, was Probleme mit der Wiedergabe von Spitzlichtern bringen kann. Diese Filme haben in etwa nur 1/3 der Silbermenge in der Emulsion als vergleichbare Standardfilme, was die Hersteller bei meist sogar noch höheren Preisen erfreut und deren Profit erhöht.
Die Flachkristalle sind wesentlich größer als alle herkömmlichen Silberkristalle und haben ein ganz bestimmtes Ausdehnungs-/Höhenverhältnis. Es beträgt bei den Kodak T-Kristall-Filmen etwa 1:8 und bei den Ilford Delta-Kristallfilmen etwa 1:5. Die Delta-Kristalle sind also kleiner in der Fläche und höher. Weil die Körnchen in Delta-Filmen kleiner sind, trennen diese Filme die Spitzlichter besser, sind aber andererseits etwas grobkörniger.
Diese Filme stellen m.E. keinen Ersatz für herkömmliche Emulsionen dar, sondern nur eine Ergänzung für ganz bestimmte Aufgabenstellungen.
Der fotografische Nachteil besteht darin, dass der Partial- und Mikrokontrast meist schlechter ausfällt und, wie erwähnt, die Spitzlichter oft "ausbrennen". Ferner, dass bei starker Vergrößerung, wo das Korn sichtbar wird, dieses wesentlich unschöner wirkt als ein herkömmliches Korn.
Die Flachkristallfilme arbeiten relativ steil und sind zumindest als KB-und Mittelformatfilme schlecht entwicklungstechnisch steuerbar. Der Belichtungsspielraum ist sehr eng gefasst und erfordert äußerst präzise Belichtung um eine gut zu vergrößernde Gradation zu erhalten.
Ferner sind sie sehr empfindlich bzgl. veränderten Entwicklungstemperaturen und anderen Entwicklungsbedingungen. Schon geringste Abweichungen hierbei führen zu drastischen Änderungen der Dichtekurven. Zum Beispiel: Um eine deutliche Dichtebeeinflussung bei einem konventionellen Film von etwa 1 Zone zu erreichen, ist eine Entwicklungsverlängerung von etwa 30% notwendig. Bei den Flachkristallfilmen wird dies jedoch bereits bei etwa 10% erreicht. Deshalb können geringfügigste Änderungen in Temperatur, Bewegung, Entwicklerkonzentration und -zeit schon ungewollt drastisch veränderte Negative hervorrufen.
Das Auflösungsvermögen ist zwar sehr hoch, jedoch nicht die Kantenschärfe und auch nicht der visuelle Schärfeeindruck. Eine sanfte Gradation mit vielen Details in den Lichtern kann man mit diesen Filmen nur schwer erreichen. (Deshalb hatte Kodak auch bei seinem Variokontrastpapier die Gradationskurve für die Lichter bewusst gegenüber den alten Papieren abflachen lassen um hier eine Kompensation zu erzielen).
Ich verwende deshalb fast ausschließlich Filme mit herkömmlicher Technologie und zwar bevorzugt den APX 100 und den TRI-X-320 Prof. sowie den APX 400, je nach Aufgabenstellung. Nur für besondere Anforderungen an die Auflösung greife ich auf den TMX zurück.
Bei Großformatnegativen sieht es anders aus, da dort der Mikrokontrast (bezogen auf KB/MF) nicht relevant ist. Deshalb sind TMX/TMY- Filme für das Großformat bestens geeignet und werden von vielen bekannten Fine-Art- Fotografen dort genutzt.
Der gerade (Anfang 2008) auf den Markt gekommene neue Kodak-TMY-neu weist ganz wesentliche Verbesserungen gegenüber dem „alten“ TMY dar. Er ist noch wesentlich feinkörniger und hat eine bessere Gradationskurve und lässt sich zudem optimal einscannen. Meine Tests sind hier derzeit noch nicht abgeschlossen, aber er könnte mein bevorzugter 400er Film werden.
2.5 Lagerung von Filmen
Die angegebenen Verfallsdaten der Hersteller sind sehr unterschiedlich. AGFA-Filme haben eine wesentlich längere Haltbarkeitsangabe als z.B. Kodak-Filme. Dies liegt u.A. an den eingegossenen Stabilisatoren in der Emulsion. Die Angaben schwanken in etwa zwischen 2 und 6 Jahren. Voraussetzung ist jedoch eine kühle Lagerung, vorzugsweise im Kühlschrank.
Für eine Lagerdauer bis zu 8 Wochen sollten 22°C nicht überschritten werden. Bei längerer Lagerung sollten Filme bei 10°C oder kühler gelagert werden. Man sollte die Filme nur mit unversehrter Packung in den Kühlschrank legen, weil dort die relative Feuchte üblicherweise sehr hoch ist. Die Filme werden zum Schutz vor Feuchtigkeit entweder in dampfdichten Folien eingeschweißt oder in dichten Dosen geliefert.
Aus dem Kühlschrank entnommene Filme müssen sich erst der Raum-/ Umgebungs-temperatur anpassen, ehe man sie der Packung entnimmt. Ansonsten besteht die Gefahr, dass Feuchtigkeit auf dem kalten Film kondensiert. Sechs Stunden sind empfehlenswert. Im Tiefkühlfach eingefrorene Filme benötigen mindestens 24 Stunden "Auftauzeit".
Ich persönlich verwahre meine S/W-Filme im Kühlschrank bei etwa 8°C auf. Meine Farbfilme jedoch lagere ich im Tiefkühlfach, da diese wesentlich temperatursensibler sind.
Bei der Beschaffung von Filmen sollte man nicht nur auf das Haltbarkeitsdatum achten, sondern auch möglichst größere Filmmengen mit gleicher Emulsions-Nummer kaufen. Ich habe immer wieder festgestellt, dass trotz modernsten Fabrikationsmethoden oft kleine Unterschiede in den einzelnen Chargen bestehen. Der Kauf beim "Händler um die Ecke" ist oft kritisch. Dort werden die Filme z.T. im Laden ungekühlt mehrere Monate gelagert und im Sommer oft wochenlang Temperaturen von über 22°C ausgesetzt.
Belichtete S/W-Filme sollten möglichst innerhalb von 72 Stunden entwickelt werden, wenn die Umgebungstemperatur über 24°C liegt oder die Luftfeuchtigkeit über 50% beträgt. Kann man den Film nicht innerhalb von 72 Stunden entwickeln, sollte man ihn luftdicht und kühl aufbewahren.