1 Basistechnik des Positivverfahrens
1.1 Die Entwicklung
1.2 Das Unterbrecherbad
1.3 Das Fixierbad
1.4 Auswässerungsbeschleuniger
1.5 Das Wässern
1.6 Tonung der Abzüge / Erhöhung der Archivfestigkeit
1.6.1 Selentonung
1.6.2 Sulfidtonung
1.6.3 Goldtonung
1.7 Das Stabilisierbad
1.8 Die Bildtrocknung
1.8.1 Die Trocknung von PE/RC- Papieren
1.8.2 Die Trocknung von Baryt-Papieren
TERRY SCHAEVEN
Stand 04/2008
1 Basistechnik des Positivverfahrens
Von vielen Lichtbildnern wird oft die Aufnahme und die Negativverarbeitung als das Wichtigste in der Fotografie angesehen. Dabei darf man doch nicht vergessen, dass das Negativ im Grunde nur Mittel zum Zweck, das Endziel jedoch das fertige positive Bild ist.
Nachdem wir das perfekte Negativ erstellt haben ist der nächste Schritt, hiervon ein Positiv, also einen Papierabzug, herzustellen.
Das fertige Bild soll doch ein mit geschultem Auge erfasstes Motiv in allen Lichtwerten eindrucksvoll wiedergeben und die im Lichtbild festgehaltene Stimmung dem Beschauer ansprechend vermitteln.
Macht man bei der Aufnahme oder dem Negativprozess geringe Fehler, die durch schlechte Kamerahaltung, falsche Belichtung und Entwicklung entstehen, so kann man sie noch in Kauf nehmen. Das positive Bild aber muss in allen Teilen völlig einwandfrei sein. Hier darf kein Fehler mehr gemacht werden.
Vergrößern ist wohl die schönste Arbeit im fotografischen Prozess, weil man dabei in der Dunkelkammer mit dem Motiv allein ist und noch einmal empfindet, was man bei der Aufnahme erlebt hat. Hier hat man sogar die Möglichkeit, die Ausdruckskraft des vor Ort visualisierten Bildes zu steigern.
Durch Auswertung seiner Negative auf vergrößerungswürdige Ausschnitte erhält man einen Blick für das Wesentliche im Bild, und man sammelt neue Erkenntnisse, die man bei späteren Aufnahmen verwerten kann.
Deshalb: Wer nicht selbst vergrößert, dem geht das Schönste an der Fotografie verloren, nämlich die Erfüllung seines schöpferischen Strebens! Und erst die wirklich gute Vergrößerung ist der Lohn für die viele vorangegangene Arbeit.
Die Emulsion von Fotopapieren ist ähnlich der Negativemulsion aufgebaut und besteht aus einer Mischung von fein verteiltem Jod-, Chlor- und/ oder Bromsilber in einer Gelantinelösung.
So wird verständlich, dass auch die Hervorrufung des positiven Bildes ganz ähnlich wie bei der Negativentwicklung vor sich geht. Wir brauchen also nicht viele Einzelheiten, die wir schon bei der Negativentwicklung schilderten, zu wiederholen und beschränken uns darauf, hier nur die besonderen Merkmale der Positiv-Entwicklung kennen zu lernen.
1.1 Die Entwicklung
Auch beim Positiv wird das nach der Belichtung zunächst unsichtbare "latente" Bild durch ein chemisches Bad, dem "Entwickler" hervorgerufen bzw. entwickelt.
Negativentwickler sind für die Positiventwicklung im Allgemeinen nicht geeignet, sie würden das Papier verschleiern, sie müssen also anders zusammengesetzt werden.
Deshalb sind Positiventwickler für die Entwicklung von Fotopapieren optimiert. Sie arbeiten wesentlich schneller als Negativentwickler. Die Belichtungszeiten sind so einzustellen, dass die Papiere in den angegebenen Zeiten ausentwickelt sind. Zu berücksichtigen sind hierbei auch die Abtropfzeiten. Längere Entwicklungszeiten sind relativ unkritisch und beeinflussen das Endergebnis nur minimal. Auch geringe Abweichungen in der Badtemperatur sind ohne qualitative Einflüsse und können einfach durch Zeitanpassungen ausgeglichen werden.
Von der Konzentration des Entwicklers hängt auch bisweilen die Farbe des fertigen Bildes ab (Bildton von kalt bis warm).
Von Papierentwicklern verlangt man ein absolut schleierfreies Arbeiten und auch einen hohen Grad an Haltbarkeit und Ergiebigkeit. Eine gute Haltbarkeit eines Papierentwicklers ist gleichbedeutend mit einer wesentlichen Kostenersparnis. Die Ergiebigkeit und Konstanz der modernen konfektionierten Papierentwickler ist heute derart gesteigert, dass man in einem Liter gebrauchsfertigen Entwickler bis zu 75 Kopien 18x24 cm entwickeln kann. Dies kann mit selbst angesetzten Entwicklern traditioneller Rezeptur nicht erreicht werden.
Eine Grundbedingung für ein richtiges Ablaufen des chemischen Prozesses ist, den Entwickler stets vorschriftsmäßig anzusetzen. Der Entwickler soll weiterhin nie zu stark ausgenutzt werden, da sonst der Bildton leicht einen Stich ins Olivbraune bekommen kann. Man erhält dann keine reinen Schwärzen mehr. Man beobachtet dies auch schon bei der Entwicklung, wenn einmal längere als vorgeschriebene Entwicklungszeiten zur Ausentwicklung erforderlich sind.
Die Dauer der Entwicklung ist für die einzelnen Papiersorten vom Hersteller vorgegeben. Sie hängt zum einen davon ab, ob es sich um PE - Papier oder um Barytpapier handelt. Zum anderen davon, ob die Emulsion eingelagerte Entwicklungssubstanzen hat. Ferner ob es sich um eine reine Bromsilberemulsion handelt oder um eine Brom-/Chlor-Mischemulsion.
Die wesentlichen Bestandteile von Positiventwicklern sind: Metol (alternativ Phenidon), Hydrochinon, Natriumcarbonat, Natriumsulfit, Kaliumbromid.
Folgende gebräuchlichen Entwickler haben sich in der Praxis bewährt:
Für neutrale bis kalte Töne: AGFA Neutol NE, TETENAL Eukobrom, CALBE N113 als Pulverentwickler (identisch mit Adox Adotol Konstant). Für wärmere Bildtöne: AGFA Neutol WA, TETENAL Variospeed W.
Vorgenannte Entwickler lassen sich auch zur Erzielung bestimmter Bildtöne oder Eigenschaften problemlos in jedem Verhältnis miteinander mischen. Diese Flüssigentwickler werden zum normalen Gebrauch 1+7 bis 1+11 verdünnt. Eine Verdünnung von 1+9 hat sich als Allroundmischung bewährt.
Der CALBE N113 (identisch mit Adox Adotol Konstant) sollte als 50%ige Vorratslösung der angegebenen Fertiglösung angesetzt werden, also z.B. die 1 Liter Packung in 500 ml als Vorratslösung. Ich habe festgestellt, dass N113 sehr hoch konzentriert ist und verdünne deshalb die Vorratslösung nicht 1+1 sondern 1+ 1,3 bis 1+ 1,5. Damit erzielt man dann ähnliche Ergebnisse wie mit 1+9 bei den Flüssigentwicklern.
Bei der Verarbeitung von festgraduierten Papieren ist es sinnvoll noch einen "Softentwickler" einzusetzen um Zwischengradationsstufen erreichen zu können. Hier ist TETENAL Centrabrom bestens geeignet. Die Verarbeitung der festgraduierten Papiere erfolgt dann in einem Zweibadverfahren, je nach gewünschter Gradation variiert dann die Zeit im Normalentwicklerbad und im Centrabrombad. Eine reine Entwicklung in Centrabrom führt praktisch zu einem Ergebnis welches eine volle Gradationsstufe weicher kommt als die Normalentwicklung.
Hinweis: Ein Entwicklerbad erreicht seine beste Leistungsfähigkeit, wenn es schon geringfügig ausgenutzt ist. Deshalb "impfen" erfahrene Chemiker neu angesetzte Bäder mit einer geringen Zugabe von gebrauchtem Entwickler aus der letzten Session. Infolgedessen ist es falsch, was leider einige "Experten" praktizieren, für das endgültige Feine Bild einen frischen Entwickler zu verwenden, indem noch kein Bild entwickelt wurde bzw. welcher nicht geimpft ist.
1.2 Das Unterbrecherbad
Obwohl ein sorgfältiges Abspülen in vielen Fällen ausreichend wäre, so ist es doch besser, sich an ein saures Zwischenbad zu gewöhnen. Es unterbricht dazu die Entwicklung sofort, die in Wasser stets noch etwas weitergehen würde, und dient gleichzeitig noch als Klärbad. Auch wird so verhindert, dass Entwicklerreste in das Fixierbad übertragen werden und die schweflige Säure des Fixierbades durch das übertragene Alkali neutralisiert wird. Das Zwischenbad bietet also einen guten Schutz; dazu ist es auch ganz einfach anzusetzen. Üblicherweise wird heute dazu die im Fotohandel erhältliche 60%ige Essiglösung verwendet, die dann zu einer 2%igen Lösung verdünnt wird. (entspricht 33,5 ml der 60%igen Essigsäure in einem Liter Wasser). Ein Selbstansatz mit Eisessig kann durch 20ml in einem Liter Wasser erfolgen. Alternative Rezepte sind im Anhang aufgeführt.
Das Unterbrechungsbad ist keinesfalls höher konzentriert anzusetzen, auch sollen die Kopien nicht über 30 Sekunden darin verbleiben. Speziell Barytpapier nimmt bei anderen Bedingungen als den vorgeschriebenen, leicht zu viel Säure auf und ist dann nur sehr schwer auszuwaschen.
Zu empfehlen ist noch, dieses saure Zwischenbad öfter durch Eintauchen eines Stückchens blauen Lackmuspapier auf seinen Säuregehalt zu prüfen. Die Farbe des Lackmuspapieres soll deutlich in Rot umschlagen. Tritt keine oder nur eine schwache Färbung auf, so ist das Bad alkalisch und muss erneuert werden. Im Handel sind auch relativ teure "Indicet" Unterbrecherbäder erhältlich, die bei Erschöpfung einen Farbumschlag bewirken.
1.3 Das Fixierbad
Grundsätzlich sollte man beim Negativ- und beim Positivprozess mit getrennten Fixierbädern arbeiten. Einmal enthalten die meisten Negative in der Schicht Lichthofschutzfarbstoffe, die in das Fixierbad übergehen und dann, bei anschließender Fixage von Positiven vom Papierfilz festgehalten, eine mitunter nicht wieder zu entfernende Färbung hervorrufen.
Ein mit Silbersalzen stets viel stärker angereichertes Negativfixierbad ist weiterhin für die Positivfixage nicht gut brauchbar, weil die aus einem Fixierbad höherer Silberkonzentration kommenden Bilder die Silbersalze selbst nach stundenlangem Wässern nicht mehr an das Waschwasser abgeben. Diese festgehaltenen Salze führen bei einem späteren Tonen zu schmutzigen Weißen und bei längerer Aufbewahrung zu einer hässlichen Vergilbung.
Man merke sich hier als Regel in einem Liter Fixierbad nicht mehr als allerhöchstens 50 Blatt Vergrößerungspapier 18x24cm zu fixieren. ( = 2m² Papier).
Noch sicherer ist es, hier nicht zu sparen und besser nur halb so viele Bilder pro Liter Bad zu fixieren, da es uns doch wohl immer auf eine recht lange Haltbarkeit der Bilder ankommt. Wir müssen auf die das Fixierbad durchlaufende Zahl der Bilder schon aus dem Grunde achten, da wir bekanntlich mit einem sauren Bad arbeiten, das Lackmus stets deutlich rot färben sollte, und man diesen sauren Bädern, die praktisch immer klar bleiben, nie den Grad ihrer Ausnutzung ansehen kann. Im Fotohandel gibt es zur Überwachung ferner Silbergehalts- und Säuregehaltsprüfstreifen, die einfach ins Fixierbad zur Kontrolle eingetaucht werden und dann die Färbung mit einer beiliegenden Vergleichskarte geprüft werden kann.
Die Fixierdauer hängt sowohl von der Papiersorte (PE bzw. Baryt), als auch von dem verwendeten Fixierbad und seiner Verdünnung ab.
Die früher verwendeten Fixierbäder auf Natriumthiosulfat-Basis werden heute kaum noch verwendet, ebenso nicht die früheren Schnellfixierbäder auf Ammoniumchlorid oder Ammoniak-Basis. Heute wird stattdessen nur noch Ammoniumthiosulfat verwendet.
Diese Schnellfixierbäder werden heute üblicherweise als Flüssigkonzentrate im Handel angeboten und 1+4 bis 1+7 verdünnt. Die resultierenden Badzeiten liegen bei PE -Papieren zwischen 30 und 60 Sekunden und bei Barytpapieren zwischen 3 und 5 Minuten. Die vorgenannten kürzeren Zeiten gelten für frische, die längeren Zeiten für gebrauchte Fixierbäder. Bei der Verarbeitung in der Schale ist ein gleichmäßiges Ausfixieren wichtig für die Haltbarkeit der Bilder und nur durch ständiges Bewegen zu erreichen.
Die Fixierdauer sollte bei Barytpapieren in keinem Fall über 6 Minuten ausgedehnt werden. Auch hier vermindert zu langes Fixieren die spätere Auswaschbarkeit der Salze und weiter führt zu langes Fixieren gerade bei frisch angesetzten Fixierbändern zu einem merkbaren Verlust an Bildbrillanz, ja direkt zu einem "Ausfressen" in den Lichtern.
Das Arbeiten mit einer Zweibadfixage, wo z.B. die Bilder erst 2 Minuten im ersten Bad fixiert werden und dann nach einem Abspülen in einem zweiten Bad weitere 2 Minuten verbleiben, kann eine sichereres Ergebnis gewährleisten. Diese Methode hat den Vorteil, dass die meisten ausgelösten Bestandteile im 1. Bad verbleiben und das 2. Bad weitgehend sauber arbeiten kann.
Die Verwendung von neutralen Fixierbädern (wie AGFA FX-Universal) erleichtert das anschließende Tonungsverfahren. Bei der Zweibadfixage ist dieses Bad als 2. Bad unbedingt zu empfehlen. Bei der Verwendung von neutralen Fixierbädern ist aber auf ein stets saures Stoppbad vorher zu achten.
Härtefixierbäder, die bei ungünstigen Temperaturverhältnissen manchmal eingesetzt werden müssen, enthalten in der Hauptsache Kalium- oder Chromalaunzusätze. Sie werden bevorzugt auch eingesetzt, wenn eine nachfolgende Heißtrocknung eine stärkere Schichthärtung erfordert, die Bilder also widerstandsfähiger gegen ein Schmelzen der Schicht sein sollen.
Härtefixierbäder oder auch früher verwendete Härte-Stoppbäder erfordern eine längere Auswässerungszeit und sollten nur dann verwendet werden, wenn sie unbedingt erforderlich sind. Die Raumbeleuchtung kann nach einem Bad in einem einwandfreien Stoppbad und einer Zeit von 10 Sekunden im Fixierbad bedenkenlos wieder angeschaltet werden, auch wenn einige Experten dies nicht glauben. Ich habe dies ausführlich getestet.
1.4 Auswässerungsbeschleuniger
Wer jetzt noch einen weiteren Sicherheitsfaktor für eine lange Haltbarkeit seiner Bilder einschalten will und zugleich Waschwasser sparen will, sollte es nicht unterlassen, dieselben nach dem Fixieren noch 3 Minuten in einem Auswässerungs¬beschleunigerbad zu behandeln.
Eine Möglichkeit ist, die Bilder in einer 1%igen Sodalösung (Natriumcarbonat) zu baden und sie dann erst in der Schlusswässerung in fließendem Wasser gründlich zu wässern. (10g Soda sicc. in 1 Liter Wasser lösen). Falls das vorhandene Leitungswasser sehr kalkhaltig ist, können im Sodabad trübe Kalkausflockungen auftreten. Zur Vermeidung sollte dann der Sodalösung etwas Fotoplex 3 bzw. Foto-Calgon zugesetzt werden. Diese Methode wurde von AGFA schon seit Jahrzehnten empfohlen.
Das fertig konfektionierte Tetenal-LAVAQUICK ist wohl auch ein auf Soda basierender Auswässerungsbeschleuniger. Die Meinungen über Soda-Bäder gehen aufgrund des extremen PH-Wertes etwas auseinander. Ich habe hiermit aber keine negativen Erfahrungen gemacht.
Es ist erwiesen, dass ein stärker angesäuertes Fotopapier das Waschwasser abstößt, ein alkalischer Karton dagegen leicht vom Wasser durchspült wird und so besser und schneller von allen störenden Restsalzen ausgewaschen werden kann.
Alternativ zum preisgünstigen Sodabad können die im Fotohandel erhältlichen Auswässerungsbeschleuniger verwendet werden wie: Kodak Hypo Clearing Agent, und Ilford Washaid. Hypo Clearing Agent hat sich weltweit bei allen Fine Art-Printern bewährt.
Wer diese kleine weitere Mühe eines zusätzlichen Bades nicht scheut, kann sicher sein, dass er nach Jahrzehnten noch seine Freude an der Reinheit der Weißen und an dem unveränderten Bildton seiner Bilder hat.
1.5 Das Wässern
Kam das zuvor beschriebene Auswässerungsbeschleunigerbad zur Anwendung, so verkürzt sich die Wässerungszeit bedeutend. Mit einer Wässerung in fließendem Wasser von 10 Minuten bei PE/RC -Papieren und 40 Minuten bei kartonstarkem Barytpapier wird hierbei meist eine volle Archivfestigkeit erreicht. Ohne das vorgeschaltete Auswässerungsbeschleunigerbad ist eine Wässerungszeit von 20 Minuten bei PE/RC- und von 60 Minuten bei Baryt- Papieren erforderlich um eine Archivfestigkeit zu erreichen.
Ein Test, ob die individuell genutzte Wässerungszeit ausreichend ist, kann mit der Kodak Test Solution HT2 erfolgen. Ebenso kann mit einem Silbernitrat-Eisessig-Lösungstest eine Überprüfung erfolgen (siehe Rezepte).
1.6 Tonung der Abzüge / Erhöhung der Archivfestigkeit
Es gibt im Fotohandel eine Unzahl von verschiedenen Tonungsbädern, die Bildtöne von blau bis dunkelrot erzielen können. Die meisten dieser Toner sind jedoch nicht archivbeständig und verkürzen teilweise sogar die Haltbarkeit der Abzüge (z.B. manche Blautoner). Deshalb wollen wir uns hier nur mit den Tonungsbädern beschäftigen, die sowohl eine Bildfärbung hervorrufen können als auch gleichzeitig der Erhöhung der Archivfestigkeit dienen.
Bei Bildern, die getont werden sollen, ist schon beim Belichten und Entwickeln des Fotopapiers die spätere Tonerwirkung bezüglich des sich eventuell verändernden Bildkontrastes zu berücksichtigen.
Die zur Tonung bestimmten Bilder müssen einwandfrei verarbeitet sein. Der benutzte Entwickler ist nicht ohne Einfluss auf die Qualität des durch die Tonung erzielten Bildtones. Braun- / Warmtonentwickler sind nicht so gut geeignet für Bilder die getont werden sollen, insbesondere nicht für die Sulfidtonung.
Vor der Tonung sind die Bilder gut auszuwässern, bei der Kombination von Selentoner mit Hypo Clearing Agent reicht eine 5-minütige Wässerung, ansonsten sollte bei der Sulfid- und Goldtonung eine Wässerungszeit von 40 Minuten erfolgen.
Alle Bilder, die getont werden sollen, sollten in einem Fixierbad ohne Härterzusätze ausfixiert worden sein.
Um Fleckenbildung zu vermeiden, müssen die Bilder einzeln in die Toner-Lösung gelegt und dann permanent bewegt werden. Bei der Tonung in DEVILLE-Entwicklungsschalen können gleichzeitig 2 Bilder getont werden, die Rücken an Rücken also einmal mit der Emulsionsschicht unten und das obere Blatt mit der Emulsionsschicht nach oben eingelegt sind. Bei diesen Schalen wird auch die untere Emulsionsschicht ausreichend umspült.
Verschiedene Papiere haben nach einer Sulfidtonung eine deutlich weichere Gelantineschicht, so dass beim Trocknungsprozess auf Trockengittern oder in der Heißpresse sich die Gitter- bzw. Leinenstrukturen in die Emulsions-/ Gelantineschicht eindrücken können.
Dies sollte für die jeweils verwendeten Papiere getestet werden. In diesen Fällen sollten die Bilder mit der Emulsionsschicht nach oben auf die Trockengitter gelegt werden.
Bei den meisten Tonungsprozessen werden die dunkleren Bereiche kräftiger getont als die Lichtbereiche. Speziell bei chorsilberhaltigen Papieren tritt sehr schnell eine Brauntonung in den dunklen Partien sowohl bei einer Selen- als auch einer Sulfid-Tonung auf.
Bromsilberpapiere sind diesbezüglich unkritischer.
1.6.1 Selentonung
Neben der Verbesserung der Archivfestigkeit ruft eine Selentonung bei Bromsilberpapieren einen kühlen Bildton hervor. Bei Chlorbrom-Warmtonpapieren hingegen wird meist ein Braunton erzielt.
Oft lässt der Tonerprozess auch die Weißen und die Spitzlichter erstrahlen. Die Wirkung ist jedoch von Papier zu Papier unterschiedlich, selbst eine Veränderung der Gradation hat Einfluss auf den erzielten Bildton. Ebenso die Dauer der Entwicklung, der das Bild unterworfen war. Bilder, die verkürzt entwickelt wurden, neigen zu einer wärmeren, stärker ins Auge fallender Tonung, während verlängerte Entwicklung den Bildtonumschlag geringer hält. Grundsätzlich vertieft eine Selentonung die tiefen Töne und Schwärzen; es wird also der Dmax Wert angehoben. Die Wirkung auf die Bildtonveränderung kann mittels der Verdünnung und der Dauer des Bades gesteuert werden.
Zur Verbesserung der Archivfestigkeit und gleichzeitig zur Erhöhung des Dmax-Wertes hat sich eine Verdünnung von 1+20 bei einer Behandlungsdauer von 3 Minuten bewährt.
Es empfiehlt sich in jedem Fall fertig konfektionierte Selentoner wie den KODAK "Rapid Selenium Toner" zu verwenden, da das Hantieren mit Selenpulver äußerst gesundheitsschädlich ist.
Um Zeit zu sparen kann eine Selentonung direkt mit der Behandlung im Auswässerungsbeschleunigerbad kombiniert werden. Die Kombination KODAK Hypo Clearing Agent mit Rapid Selenium Toner wird von vielen Printern angewendet. Verarbeitungshinweise befinden sich auf den Flaschen / Packungen.
Hinweis: Das Kombibad Hypo Clearing Agent mit Rapid Selenium ist nicht sehr haltbar.
Die Selenoxide fällen sehr schnell aus und setzen sich in den Vorratsflaschen ab. Auch bei längerem Verbleiben in der Behandlungsschale erfolgt oft schon eine Ausflockung.
1.6.2 Sulfidtonung
Bei der Sulfidtonung von Entwicklungspapieren unterscheidet man grundsätzlich zwei Verfahren: Die "indirekte" Tonung mit vorhergehender Bleichung und die "direkte" Tonung in einem Arbeitsgang. Bei der direkten Tonung werden warme Brauntöne nur bei reinen Chlor- oder Chlor-Brompapieren erreicht. Reine Brompapiere nehmen die Tonung kaum an, werden aber durch die Sulfidbehandlung äußerst archivfest.
Im Handel sind von TETENAL, KODAK und anderen Herstellern fertig konfektionierte Brauntoner für die indirekte Tonung unter den verschiedensten Bezeichnungen wie "Sepiatoner", "Schwefeltoner" oder "Triponaltoner" erhältlich. Bei der indirekten Tonung werden die Bilder zunächst in einem Bleichbad behandelt, gewässert und dann im Tonerbad behandelt bis sich der Bildton nicht mehr ändert. Danach ist nochmals gut zu wässern.
Viele der fertig angebotenen Sepia- oder Brauntoner basieren nicht mehr auf Natrium- oder Kaliumsulfid, Substanzen, die stark nach faulen Eiern riechen, sondern auf einem Ersatzstoff für die Brauntonung, nämlich Thioharnstoff. Hier ist Vorsicht geboten, denn Thioharnstoff erreicht nicht die gewünschte Archivfestigkeit wie Natrium-/Kaliumsulfid. Deshalb sollte man den unangenehmen Geruch im Haus in Kauf nehmen. Kaliumsulfid riecht nicht ganz so extrem stechend wie Natriumsulfid. Eine indirekte Tonung mit Sulfiden erreicht zwar eine ausgezeichnete Archivfestigkeit, ist aber für "Feine Bilder" schlecht steuerbar und der sich ergebende braune Ton selten gewünscht.
Die direkte Sulfidtonung kann man nochmals unterscheiden in eine "Heiße Schwefeltonung" und einer "Kalttonung". Die heiße Schwefel-Direkttonung führt, wie die indirekte Tonung, zu einer deutlichen Bildtonveränderung in Richtung Braun/Sepia in Abhängigkeit vom verwendeten Papier.
Die Kalttonung führt nur bei Chlor- und Chlorbrompapieren zu einer deutlichen Tonveränderung, bei reinen Brompapieren ist jedoch eine Bildtonveränderung meist nur marginal feststellbar.
Ein typischer direkter Sulfidtoner ist AGFA "Viradon". Mit Viradon-New kann ohne Änderung der Gradation ein brauner Bildton bei entsprechenden Papieren erzeugt werden.
Der AGFA "Viradon-New" Toner ist ein reiner Kaliumsulfid-Toner, wohingegen der "alte" "Viradon"-Toner eine Kombination aus Natriumsulfid und amorphem Selen darstellte.
VIRADON ist zur Erhöhung der Archivfestigkeit als direkter Toner bestens geeignet und bewirkt bei Bromsilberpapieren kaum eine Farbveränderung. VIRADON kann jedoch auch als indirekter Toner verwendet werden zur Erzielung warmer Bildtöne.
Um ein Nachtonen in der anschließenden Wässerung zu vermeiden ist zunächst ein Überführen des getonten Bildes in ein 10%iges Natriumsulfit-Stoppbad bei einer Behandlungsdauer von einer Minute zu empfehlen. (100g Natriumsulfit in 1 Liter Wasser).
Grundsätzlich ist bei jeglicher Art von Sulfid-Tonung eine vollkommene vorhergehende Wässerung erforderlich, denn Reste von Thiosulfat im zu behandelnden Bild können zu Fleckenbildungen sofort oder auch erst nach einer längeren Zeit führen.
In jedem Fall sollte ein mit Sulfid getonter Abzug vor der Schlusswässerung äußerst gründlich unter fließendem Wasser abgespült und zusätzlich mit einem Viskoseschwamm vorsichtig abgerieben werden. Es hat sich häufig herausgestellt, dass ansonsten auf dem Papier trotz ausreichender Wässerung eine Sulfid-Schleierschicht verbleibt. Mit Sulfid getonte Bilder dürfen nicht mit der Emulsionsseite auf Trockensieben gelegt werden bzw. bei Trockenpressen mit dem Spanntuch in Berührung kommen, da die Emulsion aufgeweicht ist und Abdrücke entstehen können.
1.6.2.1 Kombinierte Selen-/Sulfidtonung
Eine optimale Archivfestigkeit kann mit einer doppelten Tonung in einem Selenbad und einem anschließenden Sulfidbad erreicht werden. Hierbei ist jedoch gründlich Zwischenzuwässern, damit das im Selentoner enthaltene Thiosulfat vor der Sulfidbehandlung vollkommen ausgewaschen wird.
Einfacher ist ein direkter Ansatz von einem Kombibad (siehe Rezeptanhang), wobei der Anteil von Selen nach Wunsch erhöht werden kann.
Dieses Kombibad ist nicht noch zusätzlich mit dem Auswässerungsbeschleunigerbad kombinierbar. Das Bad sollte erst nach einer vollständigen Auswässerung (wahlweise im verkürzten Verfahren mit Auswässerungsbeschleuniger oder nach einer Wässerung von 40 Minuten) erfolgen.
Auch hier sollte der Abzug vor der Endwässerung äußerst gründlich unter fließendem Wasser abgespült und zusätzlich mit einem Viskoseschwamm vorsichtig abgerieben werden. Ansonsten besteht auch hier die Gefahr einer Schleierbildung auf der Papieroberfläche.
1.6.3 Goldtonung
Besonders interessant, aber sehr teuer, sind Goldtonbäder. Diese sind im Handel von TETENAL und KODAK fertig konfektioniert erhältlich. Zur deutlichen Erhöhung der Archivfestigkeit können diese Bäder als direkte Tonungsbäder verwendet werden. Hierbei ändert sich der Bildton bei der direkten Tonung nur marginal. Bei der Anwendung nach einer Sulfidtonung werden Röteltöne erzielt. Eine Platintonung ist ebenfalls möglich, aber noch um ein Vielfaches teurer als die Goldtonung.
1.7 Das Stabilisierbad
Konfektioniert gibt es derzeit auf dem Markt mehrere Bildstabilisierbäder als Folgeprodukte von AGFA SISTAN (Tetenal Stabinal, ADOX ADOSTAB von Fotoimpex, Compard AG STAB von Macodirect, Labostab von Moersch).
Sistan schützt Fotomaterialien gegen Bildsilberveränderungen, die durch Umwelteinflüsse verursacht werden, ohne den Bildton des Papiers zu ändern. Diese Veränderungen machen sich zuerst durch gelblichbraune bis rötliche Verfärbungen in den Lichtern bemerkbar und können später das ganze Film- bzw. Papiermaterial durch Umwandlung des Bildsilbers in kolloidales Silber zerstören.
Sistan wird zum Gebrauch mit Wasser verdünnt: 50ml Sistan +950 ml Wasser. Die vorschriftsmäßig verarbeiteten und gewässerten Bilder werden nach der Schluss-Wässerung eine Minute in der Sistan-Lösung bewegt. Danach darf nicht mehr gewässert werden!
Nach der Sistan-Behandlung sind die Bilder mit einem Abstreifer von Tropfen zu befreien, sonst besteht die Gefahr einer Auskristallisation des enthaltenen Kaliumrhodanids.
SISTAN enthält zwei wesentliche Bestandteile, nämlich als "Opfersubstanz" Kaliumthiocyanat (Kaliumrhodanid) und ein Netzmittel. Das enthaltene Netzmittel verhütet zusätzlich speziell bei PE-Papieren Kalkflecken bei der Trocknung. SISTAN-behandelte PE-Bilder können bedenkenlos in Infrarot- oder sonstigen Durchlauftrocknern getrocknet werden.
1.8 Die Bildtrocknung
1.8.1 Die Trocknung von PE/RC- Papieren
Es ist erwiesen, dass die meisten Kunststoffpapiere mit glänzender Oberfläche einen wesentlich besseren Glanz und Strahlkraft haben, wenn sie in einem Infrarot-Durchlauftrockner getrocknet wurden, statt an der Luft oder mit Heißluft.
Um Trockenflecken von kalkhaltigem Wasser auf den Abzügen zu vermeiden, empfiehlt es sich unmittelbar vor der Trocknung die Bilder 1 Minute in AGFA-Sistan oder in einem Netzmittel zu baden. Ggf. kann auch ein Endbad in entmineralisiertem Wasser für einige Minuten Anwendung finden.
Die Verwendung des Sistan-Bades hat zusätzlich den Vorteil der deutlichen Erhöhung der Archivfestigkeit und der UV-Beständigkeit von PE-Papieren.
1.8.2 Die Trocknung von Baryt-Papieren
Die früher sehr übliche Hochglanztrocknung auf Chrom-/Edelstahlplatten in Trockenpressen wird heute kaum noch praktiziert. Eine "Schnelltrocknung" in einer Presse wird daher meistens nur noch für matte Papiersorten verwendet, wobei dann die Emulsionsschicht zum Trockentuch hinzeigt und mit etwa 60°C getrocknet wird.
Üblicherweise wird heute nach der "Adams-Methode" getrocknet, d.h., die eine Minute in Sistan gebadeten Abzüge werden mit einem Gummilippenabstreifer vom Wasser befreit und dann mit der Schichtseite auf Trockensiebe gelegt. Nach etwa 24 Stunden sind die Bilder dann trocken und kaum gewölbt, da die Krümmung Richtung Emulsion erfolgt, diese aber durch das Eigengewicht bei der Platzierung mit der Schicht nach unten weitgehend vermieden wird.
Zum endgültigen Planen der Bilder können diese in einer Heißtrockenpresse zwischen zwei Kartons dann noch "gebügelt" werden. Aufziehpressen sind hierfür jedoch am besten geeignet.